Zusammenfassungen aller Artikel der Mitteilungen der naturforschenden Gesellschaften beider Basel (seit 1995)

 

Band 14 – 2013

Eva Sprecher-Uebersax, Michael Geiser und Martin Hicklin: Die Käfersammlung Frey – eine Kostbarkeit für die Wissenschaft (p. 3-20)


Zusammenfassung: Vor 25 Jahren wurde der Verein „Käfer für Basel“ gegründet mit dem Ziel, die grösste private Käfersammlung des bayrischen Lodenfabrikanten Georg Frey nach Basel (NW-Schweiz) zu bringen. 1997 kam die Sammlung ins Naturhistorische Museum in Basel. Sie ist systematisch geordnet, enthält 6'700 Kästen, 120'000 verschiedene Taxa und Typen von 20'000 Taxa. Der Reichtum an Typen und sehr seltenen Arten macht sie für Wissenschaftler sehr wichtig. Diese besuchen die Sammlung regelmässig oder leihen Tiere aus. Jedes einzelne Sammlungsexemplar ist sorgfältig präpariert, genadelt und etikettiert. Zur Sammlung Frey gehört auch eine reiche Bibliothek mit teils seltenen Werken.

Abstract: The beetle collection Frey – a treasure for science.
25 years ago, the association „Beetles for Basel“ was founded. Its aim was to bring the largest private beetle collection of the Bavarian merchant Georg Frey to Basel. In 1997, the collection finally arrived in the Natural History Museum of Basel. It is arranged systematically and contains 6’700 boxes, 120'000 different taxa and types of 20’000 taxa. Because of the extraordinary richness of type material and rare species it is of great importance for scientists. Many of them come to visit the museum or take in loan some material for study. Each single specimen is carefully prepared, put on a needle and labelled. A rich library with several rare volumes belongs to the collection, too.

Key words: Coleoptera, entomological collections, collection Georg Frey, collection value, collection management.

 

Marion Mertens und Daniel Küry: Historische Lachsfangmethoden am Hochrhein und Oberrhein (p. 21-38)


Zusammenfassung: Der Atlantische Lachs (Salmo salar) war bis Ende des 19. Jahrhunderts in weiten Teilen des Rheineinzugsgebiets verbreitet und laichte in der Schweiz regelmässig oberhalb von Walensee, Brienzersee und Vierwaldstätter See. Das grosse Spektrum von Lachsfangmethoden an den ertragreichen Oberrhein- und Hochrheinstrecken widerspiegelt die herausragende wirtschaftliche und kulturhistorische Bedeutung des Lachses. Da ausgewachsene Lachse im Süsswasser keine Nahrung zu sich nehmen, unterscheiden sich die Lachsfangmethoden grundsätzlich von anderen Fischfangmethoden. Durch den Bau von Stauwehren, Flussbegradigungen und Gewässerverschmutzung gingen die Lachsfänge ab Mitte des 19. Jahrhunderts zurück, bis 1958 der für lange Zeit letzte Schweizer Lachs gefangen wurde. Der erneute Fang von einzelnen Lachsen in Basel und Rheinfelden ab November 2008 wird als Erfolg des internationalen Lachsbesatzprogramms gewertet. Um eine sich selbsterhaltende Rheinlachspopulation wieder in der Schweiz anzusiedeln, ist neben der Fortführung des Besatzprogramms die Sanierung mehrerer bislang nicht fischgängiger Oberrheinstaustufen notwendig.

Abstract: Historical Salmon Fishing Techniques in the Upper Rhine and High Rhine.
At the end of the 19th century the atlantic salmon was widespread in the catchment of the River Rhine. It regularly spawned in reaches upstream of Lake Walen, Lake Brienz and Lake Lucerne in Switzerland. A high diversity of fishing techniques in the Upper Rhine and the High Rhine proves the outstanding economic and cultural importance of the salmon. Since adult salmons do not feed during their migration in freshwater, the fishing techniques for salmon and other fish species diverge clearly. The construction of dams, river corrections and water pollution caused a strong decline of the salmon population since the mid-19th century. In Switzerland the last salmon for a longer period was catched in 1958. Sightings of several individuals since November 2008 can be considered as a success of the reintroduction program of salmon in the River Rhine. A self reproducing salmon population in the River Rhine can only be established by continuing rearing fry and constructing efficient fish ways in several dams of the Upper Rhine.

Key words: Salmo salar, Fischereigeschichte, Fischfang, Salmenwaage.

 

Cordula Nitsch: Zur Bedeutung der Geschlechterdifferenz im Gehirn– oder –Warum Männer doch lernen können zuzuhören und Frauen einzuparken (p. 39-60)


Zusammenfassung: In diesem Übersichtartikel wird die Existenz von Geschlechterdifferenzen im Gehirn kritisch hinterfragt. Es wird gezeigt, dass die sexuelle Fortpflanzung die Existenz von zwei Geschlechtern notwendig macht, und dass sich dies in den sexuell dimorphen Kerngebieten des Gehirns dokumentiert, die Fortpflanzung und Sexualverhalten kontrollieren. Die Geschlechtschromosomen in den Somazellen wirken bei der Ausbildung des Phänotyps mit; das Hormon-zentrierte Konzept der Ausbildung der Geschlechterdifferenz während der Frühentwicklung muss entsprechend ergänzt werden.
Für die restlichen 99 % des Gehirns ist ein Geschlechtsunterschied nicht eindeutig belegbar. Der Größenunterschied erregt bis heute die Gemüter, es gibt nur wenige Parameter in den Neurowissenschaften, die so häufig nachuntersucht worden sind, an Gehirnen Verstorbener und, dank der neuen bildgebenden Verfahren, bei Lebenden. Es ist so: Bei insgesamt grosser Variationsbreite in der Hirngrösse ist im Mittel das Gehirn von Frauen um zehn Prozent kleiner, wobei die Schwankung innerhalb der einzelnen Gruppe grösser ist als die Differenz des Mittelwertes zwischen Männern und Frauen. Geringeres Hirnvolumen wird bei Männern und Frauen durch ein relatives Mehr an grauer Substanz kompensiert. Ausdehnung und Dichte der grauen Substanz ist jedoch von Region zu Region und von Individuum zu Individuum unterschiedlich und ein Leben lang auf Grund der neuronalen Plastizität wandelbar. Die neuronale Plastizität, die Grundlage für Lernen und Gedächtnis, wird durch Erfahrungen angetrieben und modifiziert Struktur und Funktion des Gehirns kontinuierlich. Auch soziokulturelle Einflüsse einschliesslich der individuellen Erfahrung mit der eigenen Geschlechterrolle spiegeln sich in Struktur und Funktion wider, was eine Ursache für die oft divergenten Befunde verschiedener Autoren bezüglich Geschlechterdifferenz bei kognitiven Aufgaben wie Sprachverarbeitung, räumlicher Orientierung oder mathematischen Fähigkeiten sein mag. Geschlechtlich vorgegebene Unterschiede sind demnach nicht schicksalshaft. Die Hirn¬entwicklung ist nie abgeschlossen, das Gehirn und seine Fähigkeiten sind nicht umkehrbar, aber lebenslang durch Lernen modifizierbar. Das Gehirn eines Individuums ist so einzigartig wie sein Fingerabdruck: Es spiegelt die genetische Ausstattung wie die lebenslangen Lernprozesse und Erfahrungen wider, wobei Geschlecht und Geschlechterrolle nur ein Faktor von vielen ist, der sich in das Gehirn einschreibt.

Abstract: On the significance of sex/gender differences in the brain: Some reasons why men are able to listen and women to read the maps.
In this review, the existence of sex/gender differences in the brain is critically analyzed. Sexual reproduction necessitates the existence of two sexes, which is controlled by sexual dimorphic centers in the brain. The development of sexual dimorphism and the male and female phenotype is governed by the steroid hormones of the gonads but also by the sex chromosomes in the somatic cells. For the remaining 99 % of the brain, however, the situation is more complex. The mean size difference in brain volume of about 10 % holds true for postmortem and for imaging studies, although the intergroup variations are larger as compared to the difference between the groups. A small brain volume is accompanied by higher proportions of gray matter. The regional gray matter density varies from individual to individual and during life span. The experience-driven neuronal plasticity is the basis for learning and memory and modifies continuously structure and function of the brain. This includes socio-cultural influences as e.g. the gendered role model. Plasticity might be one of the reasons for the divergent results obtained by cognitive scientist in psychological tests and imaging studies with respect to sex differences in language processing, space orientation and achievements in mathematics. Together, this indicates that sexually implemented differences are not predestined. Brain development is never completed; the brain and its competencies are modifiable throughout life. Each brain of each person is as individual as his/her fingerprint: it mirrors the genetic make-up as well as the life-long experiences, in which sex/gender is only one factor under a multitude of influences which are inscribed into the brain.

Key words: Sexual reproduction, sex determination, hypothalamus, functional MRI, structural MRI, neuronal plasticity, learning, memory, cognition, gender role.

 

Stefan Graeser: Mineralien und Gesteine im Binntal (Kanton Wallis, Schweiz) (p. 61-78)


Zusammenfassung: Das Binntal, ein südliches Seitental der Rhone im Oberwallis, (Schweiz), erfreut sich seit mehr als 200 Jahren eines regen Besuches von Mineraliensammlern und Mineralogen. Grund dafür ist ein bemerkenswerter Reichtum an Mineralien generell, anderseits aber eine unglaubliche Zahl von Mineralarten, die als neue Mineralien erstmals beschrieben wurden (sogenannte Typ-Mineralien, annähernd 40 Species), von denen ein grosser Teil nur aus dem Binntal bekannt sind. In diesem Artikel wird versucht, dieses Phänomen zu erläutern und – tentativ – zu erklären. Hauptgrund für die vielen einzigartigen Mineralien, die fast ausnahmslos Arsen enthalten (entweder in Form von Sulfiden oder als Arsen-Oxide), ist eine ungewöhnliche Konzentration (geochemische Anomalie) des Elementes Arsen in verschiedenen Gesteinsarten, die durch die alpine Metamorphose bei erhöhten Temperaturen und Drucken erfasst und umgeformt wurde.

Abstract: Minerals and Rocks in Binntal (Canton Valais, Switzerland).
The Binn valley in the Canton Valais is a southern affluent of the river Rhone in Upper Valais. Since more than 200 years, the valley is known to mineral collectors and mineralogists as well, for its remarkable abundance of various minerals, altogether, but mainly for the stupendous number of minerals described for the first time as new minerals (type minerals, close to 40 species), a large part of which could be found only in this valley so far. The article tries to explain this phenomenon and, tentatively, give a solution for it. Of greatest importance is a strange concentration of the element arsenic in various rock types (geochemical anomaly) regarding the fact that, almost without exception, all these special minerals contain arsenic, either in the form of sulfides or as oxides. The whole complex of rocks and ore concentrations was transformed under elevated temperatures and pressures during Alpine metamorphism.

Key words: abundance of minerals, type minerals, positive geochemical anomaly of arsenic, mineral formation under metamorphic conditions.

 

Henryk Luka, Christoph Germann, Werner Marggi, Peter Nagel, Agata Luka, Heiner Lenzin, Andreas Ochsenbein und Heinz Durrer: Käfer des Naturschutzgebiets "Petite Camargue Alsacienne", Saint-Louis, Haut-Rhin, Frankreich (Carabidae, Staphylinidae, Curculionoidea) Kommentierte Artenlisten, Stand 2012 (p. 79-124)


Zusammenfassung: Die Resultate mehrerer ökologischer Untersuchungen wurden analysiert, und eine aktualisierte Artenliste von Laufkäfern sowie neue Artenlisten von Kurzflügel- und Rüsselkäfern der Petite Camargue Alsacienne (PCA, Saint-Louis, Haut-Rhin, Frankreich) wurden erstellt. Die Listen wurden in Hinsicht auf Artenvielfalt und Vorkommen von häufigen, seltenen und/oder gefährdeten Arten analysiert und diskutiert.
Die Artenliste der Laufkäfer basiert auf Daten aus acht Untersuchungsjahren (zwischen 1991 und 2008), die Artenliste der Kurzflügelkäfer auf solchen aus drei Jahren (1999, 2003 und 2008) und die Artenliste der Rüsselkäfer auf Daten von 2008. Insgesamt wurden 18 unterschiedliche Flächen aus neun Lebensraumtypen mit Hilfe von Bodenfallen je nach Fläche während 1 bis 5 Jahren beprobt.
Bei den Laufkäfern resultierten daraus insgesamt 3323 Fallentage, bei den Kurzflügelkäfern 1050 Fallentage und bei den Rüsselkäfern 98 Fallentage. Seit Luka et al. (1998) konnten für die PCA elf zusätzliche Laufkäferarten nachgewiesen werden. Dies ergibt bis 2011 für die PCA insgesamt 160 Laufkäferarten. Alle 176 Kurzflügelkäfer-Arten und die 50 Rüsselkäfer-Arten im weiteren Sinn (Curculionoidea) sind Erstnachweise für die PCA.
Drei Laufkäferarten, Agonum piceum (Linné, 1758), Amara littorea C. G. Thomson, 1857 und Harpalus subcylindricus Dejean, 1829 wurden neu für das Elsass nachgewiesen. Sieben Kurzflügelkäfer-Arten, Alevonota rufotestacea (Kraatz, 1856), Atheta pervagata G. Benick, 1975, Bledius crassicollis Lacordaire, 1835, Callicerus obscurus Gravenhorst, 1802, Oxypoda brachyptera (Stephens, 1832), Oxypoda lurida Wollaston, 1857 sowie Quedius semiobscurus (Marsham, 1802) sind ebenfalls Neunachweise für das Elsass; dazu konnten 50 Kurzflügelkäfer-Arten neu für das Oberelsass nachgewiesen werden. Alle 50 gesammelten Rüsselkäfer-Arten wurden bereits aus dem Elsass gemeldet, zu einigen Arten lagen bisher jedoch nur wenige Fundmeldungen vor. Acht der gefundenen Arten können als bemerkenswert bezeichnet werden, wobei die folgenden sechs Arten aus Bodenfallenfängen stammen: Bagous lutulentus (Gyllenhal, 1813), Ceutorhynchus resedae (Marsham, 1802), Hylobius transversovittatus (Goeze, 1777), Mogulones abbreviatulus (Fabricius, 1792), Neophytobius quadrinodosus (Gyllenhal, 1813) und Pelenomus commari (Panzer, 1794). Die Arten Sitona waterhousei (Walton, 1846) und Hypera striata (Boheman, 1834) wurden durch Handfänge erfasst.
Das naturnah gehaltene, revitalisierte und renaturierte Naturschutzgebiet PCA bietet Lebensraum für viele gefährdete Arten. 35 % aller hier nachgewiesenen Laufkäfer-Arten sind in der Schweiz (30 Arten) oder Baden-Württemberg (51 Arten) auf den Roten Listen aufgeführt. Bei den Rüsselkäfern werden 10 Arten (25%) in Roten Listen Deutschlands aufgeführt (Deutschland, Bayern und Baden-Württemberg). Es zeigt sich, dass durch den Schutz von Resträumen der ehemaligen Auenlandschaft auch innerhalb einer stark besiedelten und landwirtschaftlich genutzten Region eine ausserordentliche Fülle der hier heimischen Fauna erhalten werden kann.

Abstract: Beetles of the "Petite Camargue Alsacienne" nature reserve, Saint-Louis, Alsace, France (Carabidae, Staphylinidae, Curculionoidea).
Results of a number of ecological studies were analysed and used to compile an up-to-date species list of ground beetles as well as new species lists of rove beetle and weevil species for the Petite Camargue Alsacienne (PCA) nature reserve (Saint-Louis, Alsace, France). The lists were discussed and analysed with a view to species diversity and occurrences of the most common species as well as rare and/or endangered species.
The lists of ground beetles, rove beetles, and weevils are based on eight (1991 to 2008), three (1999, 2003 and 2008), and one (2008) survey years respectively. A total of 18 different sites representing nine habitat types were surveyed using pitfall traps in periods of between one and five years, depending on the sites. The total survey effort was 3323 trap-days for ground beetles, 1050 trap-days for rove beetles, and 98 trap-days for weevils.
Since Luka et al. (1998) eleven new species of ground beetle have been confirmed at PCA, resulting in a total of 160 ground beetle species known to occur at PCA by 2011. All 176 rove beetle species as well as 50 weevil species (Curculionidae sensu lato) represent new records for PCA.
Three ground beeetle species, Agonum piceum (Linné, 1758), Amara littorea C. G. Thomson, 1857 and Harpalus subcylindricus Dejean, 1829 are new records for Alsace. Seven rove beetle species, Alevonota rufotestacea (Kraatz, 1856), Atheta pervagata G. Benick, 1975, Bledius crassicollis Lacordaire, 1835, Callicerus obscurus Gravenhorst, 1802, Oxypoda brachyptera (Stephens, 1832), Oxypoda lurida Wollaston, 1857 and Quedius semiobscurus (Marsham, 1802) are also new records for Alsace; additionally, 50 weevil species are new records for Upper Alsace. All of the 50 weevil species collected had already been recorded in Alsace, however for some of the species few records had been available to date. Eight of the species recorded can be considered remarkable and add to the weevil fauna of Alsace. Of these, the following six species were caught in pitfall traps: Bagous lutulentus (Gyllenhal, 1813), Ceutorhynchus resedae (Marsham, 1802), Hylobius transversovittatus (Goeze, 1777), Mogulones abbreviatulus (Fabricius, 1792), Neophytobius quadrinodosus (Gyllenhal, 1813) and Pelenomus commari (Panzer, 1794). Manual catches resulted in the capture of the two species Sitona waterhousei (Walton, 1846) and Hypera striata (Boheman, 1834).
Following revitalisation and restoration activities, the PCA nature reserve, which is now under a semi-natural management regime, provides habitat for numerous endangered species. 35% of all recorded carabid species are red-listed in Switzerland (30 species) or in the German state of Baden-Württemberg (51 species). Among the weevils, 10 species (25%) are red-listed in Germany (nationwide, Bavarian and Baden-Württemberg lists). The reserve demonstrates that, even within a densely populated and agriculturally utilised region, conserving the remnants of the former floodplain landscapes can indeed serve to maintain an extraordinary wealth of native fauna.

Résumé: Coléoptères de la Réserve Naturelle "Petite Camargue Alsacienne", Saint-Louis, Alsace, France (Carabidae, Staphylinidae, Curculionoidea).
Les résultats de plusieurs études écologiques ont fait l'objet d'une analyse qui a permis d'établir un inventaire révisé des Carabidés et aussi plusieurs listes de Staphilinidés et de Curculionidés en Petite Camargue Alsacienne (PCA, F- Saint-Louis Alsace). Ces inventaires ont été analysés et discutés en fonction de la diversité des espèces, de leur abondance ou de leur rareté et de leur degré de protection.
L'inventaire des Carabidés est basé sur 18 années de piégeage (de 1991 à 2008), pour les Staphilinidés de 3 années (1999, 2003 et 2008) et pour les Curculionidés par extension (Curculionoidea) d'une année (2008). Au total, 18 surfaces de terrain de 9 genres de biotopes différents ont été examinées avec des pièges terrestres posés pendant 1 à 5 années suivant la dimension du terrain. Les Carabidés totalisent 3323 journées de piégeage, les Staphilinidés 1050 journées et les Cucurlionidés de 98 journées.
Depuis Luka et al. (1998) 11 espèces supplémentaires de Carabidés sont identifiées, soit un total de 160 Carabidés en PCA. 176 Staphilidinés ainsi que 50 Curculionidés sont des premières identifications en PCA. Les 3 Carabidés, Agonum piceum Linné, 1758, Amara littorea C.G Thomson, 1857 et Harpalus subcylindricus Dejean, 1829 sont enrégistrés la première fois en Alsace. Les 7 Staphilinidés suivants Alevonota rufotestacea Kraatz, 1856, Atheta pervagata G.Benick, 1975, Bledius crassicollis Lacordaire, 1836, Callicerus obscurus Gravenhorst, 1802, Oxypoda brachyptera Stephens, 1832, Oxypoda luridus Wollaston, 1857 et Quedius semiobscurus Marsham, 1802 sont également des premières en Alsace auxquels s'ajoutent pour le Haut-Rhin 50 nouvelles espèces de Staphilinidés. Par contre, les 50 espèces de Curculionidés capturés figurent déjà à l'inventaire du Haut-Rhin, souvent avec de rares captures pour certaines espèces. Précisons que 8 de ces captures sont à qualifier de remarquables et que leur découverte enrichit le catalogue des Curculionoidea en Alsace. Les six espèces suivantes proviennent de pièges terrestres à entonnoir: Bagous lutulentus Gyllenhal, 1813, Ceutorhynchus resedae Marsham, 1802, Hylobius transversovittatus Goeze, 1777, Mogulones abbreviatulus Fabricius, 1792, Neophytobius quadrinodosus Gyllenhal, 1813 et Pelenomus commari Panzer,1794. Deux espèces furent capturées à la main: Sitona waterhousei Walton, 1846 ainsi que Hypera striata Boheman, 1834.
Revitalisée, renaturalisée, et maintenue dans un état proche du naturel, la réserve naturelle PCA offre un habitat à de nombreuses espèces en danger. 35% des espèces de carabes recensées sont inscrites sur les listes rouges de Suisse (30 espèces) et du Bade-Wurtemberg (51 espèces). En ce qui concerne les charançons, 10 espèces (25%) sont inscrites sur les listes rouges d’Allemagne (Allemagne, Bavière et Bade-Wurtemberg). Cela montre que la protection des prairies anciennes permet de maintenir une abondance exceptionnelle de la Faune locale, même au sein de régions fortement habitées et exploitées au niveau agricole.

Key words: Petite Camargue Alsacienne, Carabidae, Staphylinidae, Curculionoidea, ground beetles, rove beetles, weevils, faunistics, Alsace, France.

 

Ambros Hänggi und Isabelle Zürcher: Zoropsis spinimana – eine mediterrane Spinne ist in Basel (NW-Schweiz) heimisch geworden (p. 125-134)


Zusammenfassung: Die aus dem Mittelmeerraum stammende Spinne Zoropsis spinimana wurde 1994 erstmals nördlich der Alpen im Raum Basel (NW-Schweiz) festgestellt. Seither wurde sie regelmässig auch weiter nördlich gefunden. Über Medienberichte wurde die Öffentlichkeit im Jahr 2008 aufgefordert, Funde dieser auffälligen, grossen Spinne an den Erstautor zu melden. Bis Anfang 2012 kamen gegen 100 Meldungen zusammen, wovon 68 tatsächlich Zoropsis spinimana betrafen. Die Art kommt inzwischen im Raum Basel mit grosser Konstanz vor, hat sich also etabliert. Weitere Funde in der Schweiz stammen vor allem aus Städten (Zürich, Bern, Biel, Lausanne) und aus Orten entlang der Süd-Nord-Hauptverkehrsachen (Tessin, Kriens). Alle Funde betreffen topographisch tiefe Lagen in wärmebegünstigten Regionen.
Ein Aufzuchtversuch mit neun Tieren hat gezeigt, dass Weibchen mindestens sechs, vermutlich normalerweise acht bis neun Häutungen durchlaufen, Männchen aber nur fünf bis sechs. Alle Tiere haben die Adulthäutung zwischen Mitte August bis Anfang September vollzogen. Hauptkopulationszeit dürfte auf Grund der Datenlage (Aufzucht und Fundmeldungen) im Herbst bis Spätherbst liegen. Gelege werden im Winter bis Frühjahr abgelegt. Die gesamte Entwicklungszeit vom Ei bis zur Adulthäutung beträgt lediglich acht Monate, die Lebensdauer der Weibchen knapp eineinhalb Jahre.

Abstract: Zoropsis spinimana – a Mediterranean spider successfully invaded Basel (NW Switzerland).
In 1994 Zoropsis spinimana, a native spider of the Mediterranean region, was recorded for the first time north of the Alps in Basel (NW Switzerland). Since then the spider was found regularly even further north up to Belgium. In 2008 by means of public media the community was invited to report findings of the spider. Till the beginning of 2012 nearly 100 records were registered of which 68 really concerned Zoropsis spinimana, mostly verified by photos. In the region of Basel the species is meanwhile well established. Further records in Switzerland mainly came from cities (Zürich, Bern, Biel, Lausanne) and from localities along the south-north-traffic lines (Tessin, Kriens). All findings come from localities at low altitudes with well tempered climate.
A breeding experiment with nine individuals showed, that females moult at least six times, probably the normal case is eight to nine times, the only male moulted fife to six times. The moult to adulthood for all individuals occurred between mid August and beginning of September, even for the one that originated from a second clutch two month later than the others. According to the data available (breeding experiment and records of findings) the mean copulatory season seems to be autumn to late autumn. Clutches are made in winter to spring. The development from egg to the last moult only takes about eight month, while the whole lifespan of females is about one and a half year.

Key words: Araneae, invasive species, Switzerland, lifespan.

 

Christian A. Meyer, Daniel Marty, Basil Thüring, Rico Stecher und Silvan Thüring: Dinosaurierspuren aus der Trias der Bergüner Stöcke (Parc Ela, Kanton Graubünden, SE-Schweiz) (p. 135-144)


Zusammenfassung: Zum ersten Mal werden neue Sauropoden- und Theropodenspuren aus dem mittleren und oberen Teil der Hauptdolomit-Gruppe (Mittleres bis Spätes Norium) der oberostalpinen Ela-Decke im Naturpark Ela (Kanton Graubünden) beschrieben. 2009 und 2010 konnten durch Geländearbeiten und Helikopterprospektion zertrampelte Oberflächen im mittleren und oberen Teil der Hauptdolomit-Gruppe (Spätes Alaunium bis Frühes Sevatium) nachgewiesen werden. Drei Fundstellen (Piz Crap, Ostgrat Piz Mitgel, Ela-Lücke) zeigen grosse, rundliche Trittsiegel die noch nicht näher zugeordnet werden können. Am Gipfelaufbau des Piz Mitgel (Gemeinde Filisur; 3127 m ü. M.) konnte im obersten Teil des Hauptdolomits eine Fläche mit gut erhaltenen, vierzehigen Fussabdrücken von Prosauropoden und von kleinen bis mittelgrossen Raubsauriern nachgewiesen werden.
Der Gipfelbereich des Piz Ela (Filisur) wird von ostwärts einfallenden Schichtflächen des oberen Teils der Hauptdolomit-Gruppe gebildet und zeigt drei Schichtflächen. Die unterste Lage weist mehrere Eindrücke kleiner Theropoden (?Grallator) auf. Die mittlere Schichtfläche zeigt eine lange Fährte mit grossen dreizehigen Eindrücken (Fusslänge 33 cm), die wohl der Ichnogattung Eubrontes zugeordnet werden kann. Auf der gleichen Fläche lässt sich noch eine weitere ?dreizehige Fährte beobachten, sie kann aber aufgrund der schlechten Erhaltung nicht näher zugeordnet werden. Die oberste Fläche, gleich unterhalb des Gipfels, zeigt dreizehige Spuren eines kleinen Theropoden und undeutliche, rundliche Eindrücke, die vermutlich von einem Prosauropoden stammen.
2006 wurden im hinteren Teil des Val Gravaratschas (Filisur) am nordwärts gerichteten Teilgrat des Fil da Stidier erste Trittsiegel in der hangenden Kössen-Formation (Sevatium) beobachtet, die aufgrund ihrer Morphologie fortgeschrittenen Sauropoden zugeschrieben werden können. 2010 konnte wenige Meter unterhalb eine Fährte mit mehreren, länglichen Zeheneindrücken und deutlichen Eindrücken der Vorderfüsse dokumentiert werden, die vermutlich von einem Prosauropoden erzeugt wurde. Diese gelten als bipede Dinosaurier, die sich fakultativ aber auch auf allen Vieren fortbewegen konnten. Diese Fährte ist eine der wenigen Belege für diese vierbeinige Art der Fortbewegung bei Prosauropoden, welche auch anhand von computergestützten Modellen an Plateosaurus postuliert wird.

Abstract: Dinosaur tracks from the Triassic of the Bergün area (Ela Park, Canton Graubuenden, Southeastern Switzerland).
We report here for the first time new prosauropod, sauropod and theropod tracks and trackways from the middle and upper part of the Hauptdolomit Group (Middle to Late Norian) from the Central Austroalpine Ela nappe (Southeastern Switzerland) in the Natural Reserve Parc Ela (Canton Grisons). 2009 and 2010 fieldwork including helicopter surveys revealed several trampled surfaces in the middle and upper part of the Hauptdolomit Group (Late Alaunian to Early Sevatian). Three localities (Piz Crap, East of Piz Mitgel, Ela West) show rounded tracks that can presently not be attributed to a specific ichnotaxon. The summit part of the Piz Mitgel (3127 m a. s. l.) has yielded two surfaces with well-preserved tetradactyl prosauropod trackways and small to medium-sized theropod tracks (upper part of the Hauptdolomit Group). The summit of Piz Ela (3339 m a. s. l.) is built up of eastward inclined surfaces of the Hauptdolomit Group with three track-bearing levels. The lowest level has yielded several tracks of small theropod dinosaurs (?Grallator). The following level displays a long trackway of a tridactyl animal (footprint length 33 cm) that can possibly be attributed to the ichnotaxon Eubrontes, another ?tridactyl trackway is not assignable to a specific taxon yet. The highest level, immediately below the summit itself shows small tridactyl tracks and rounded, slightly eroded imprints possibly left by a prosauropod. In 2006, the first tracks were observed in the overlying Kössen-Formation (Sevatium); their morphology indicates an advanced quadrupedal sauropod. In 2010 just 1 meter below this level a trackway segment with 4 clear digit impressions and manus prints could be detected. This is one of the rare examples of a prosauropod in a quadrupedal gait, a gait, which has also been postulated by digital reconstructions of Plateosaurus.

Key words: Triassic, Central Austroalpine Ela Unit, Dinosaur tracks, Norian, Parc Ela, Canton Grisons.

 

Yvonne Reisner, Matthias Plattner und Claudia Farrer: Inventar der schutzwürdigen Naturobjekte im Kanton Basel-Stadt (NW-Schweiz) (p. 145-160)


Zusammenfassung: In den Jahren 2008 bis 2011 erarbeitete die Stadtgärtnerei des Kantons Basel-Stadt in Zusammenarbeit mit Spezialisten ein Inventar der schutzwürdigen Naturobjekte (Naturinventar). Für die Festlegung der wertvollen und schützenswerten Flächen innerhalb des Kantons wurden neun verschiedene Artengruppen untersucht: Pflanzen, Flechten, Amphibien, Reptilien, Mollusken, Fledermäuse, Heuschrecken, Tagfalter und Libellen. Die Artenspezialisten hatten den Auftrag, aus Sicht der von ihnen bearbeiteten Artengruppe die schutzwürdigen Flächen räumlich abzugrenzen und die vorkommenden Arten zu erheben. Insgesamt kartierten sie 1’180 Flächen. Dabei wurden einige Arten nach langer Zeit im Kanton Basel-Stadt wieder entdeckt oder sogar erstmals dokumentiert. Besonders gross war der Erkenntnisgewinn bei bisher wenig untersuchten Gruppen. Bei den Mollusken wurden 27 Arten gefunden, die seit mehr als 50 Jahren nicht mehr im Kanton Basel-Stadt nachgewiesen worden waren; für die Flechten gelangen vier Erstnachweise für die Schweiz. Die im Feld kartierten Flächen (sogenannte Taxonobjekte) wurden im Nachhinein zu Naturobjekten vereint und aufgrund der vorkommenden Arten bewertet. Als Produkt resultiert ein Naturinventar mit 624 schützenswerten Naturobjekten, wovon 220 kantonale Bedeutung aufweisen.

Abstract: Inventory of nature objects worth protecting in the Canton of Basel (Northwestern Switzerland).
In the years 2008 to 2011 the Canton of Basel (Department Municipal Gardening, in collaboration with various experts) put together an inventory of nature objects worth protecting. Nine different taxa were investigated: vascular plants, lichens, amphibians, reptiles, mollusks, bats, grasshoppers, butterflies and dragon flies. The specialists mapped the areas required for the protection of the respective species groups and inventoried the species. In all they mapped 1’180 areas. Several species were discovered for the first time in the Canton of Basel or had not been recorded for years. This was particularly true for the less well known groups such as the mollusks (27 species found which had not been recorded for more than 50 years) and the lichens (four species recorded for the first time in Switzerland). The areas mapped in the field (taxa objects) were aggregated to «nature objects» and evaluated based on the species observed. This procedure resulted in an inventory of 624 nature objects worth protecting, of which 220 are relevant at the level of the Canton.

Key words: nature protection, Red List of threatened species, field survey, biodiversity assessment

 

Veronika Röthlisberger: Naturgefahrenkarten des Kantons Basel-Landschaft (NW-Schweiz) (p. 161-176)


Zusammenfassung: Der Kanton Basel-Landschaft (NW-Schweiz) hat in den Jahren 2007 bis 2011 für alle 86 Gemeinden eine Naturgefahrenkarte erarbeitet. In den Karten wird die Gefährdung des Siedlungsgebietes durch Überflutungen, Steinschlag und Rutschungen differenziert nach Gefahrenstufen dargestellt. Die Gefahrenstufen geben sowohl die Intensität als auch die Wahrscheinlichkeit möglicher Ereignisse wider.
Für rund einen Viertel der gesamten kartierten Fläche im Kanton Basel-Landschaft wird eine Gefährdung durch Ereignisse mit einer Wiederkehrperiode von 300 Jahren oder häufiger ausgewiesen, innerhalb der Bauzone liegt der Anteil bei einem Fünftel, im übrigen kartierten Gebiet bei einem Drittel. Überflutungen und Rutschungen sind dabei die dominierenden Prozesse, Steinschlag ist von untergeordneter Bedeutung.
Mit den Naturgefahrenkarten steht erstmals eine kantonsweit einheitliche Beurteilung der Gefährdung im Siedlungsgebiet zur Verfügung. Die Kartenwerke und die sie begleitenden erläuternden Berichte sind sehr detailliert und bilden eine wichtige Grundlage für die Planung von Massnahmen zum Schutz vor Naturgefahren im Kanton Basel-Landschaft.

Abstract: Canton Basel-Landschaft’s natural hazard maps.
Between 2007 and 2011 the Canton of Basel-Landschaft (situated in the north-western part of Switzerland) drew up a natural hazard map for each of its 86 municipalities. These maps illustrate the threat of flooding, falling rocks and landslides to settlement areas, graded according to the level of endangerment. The grades of threats indicate both the intensity and the probability of possible events.
A threat by events with a return period of 300 years or less is indicated for roughly one quarter of the total mapped area in the Canton of Basel-Landschaft. Within the construction zones, about one fifth is at risk and in the rest of the mapped area it is about a third. Flooding and landslides are dominant threats, whereas falling rocks are of little import.
The natural hazard maps offer, for the first time, a Canton-wide standardized assessment of the threat of natural hazards to settlement areas. The maps and their accompanying annotated reports are very detailed and form an important basis for planning protective measures against natural hazards in the Canton of Basel-Landschaft.

Key words: natural hazard map, natural hazard information source.


Band 13 – 2011

 

 

Michael Knappertsbusch: Evolution im marinen Plankton (p. 3-14)


Zusammenfassung: Am Naturhistorischen Museum in Basel (Schweiz; NMB) werden planktonische Foraminiferen (marines, kalkschalenbildendes einzelliges Plankton) und Coccolithophoriden (marine, einzellige Kalkalgen) zur Dokumentation von Evolutionsmustern untersucht. Insbesondere konzentriert sich das Augenmerk auf die Schalenvariabilität der heute noch lebenden, tropischen Foraminiferenarten Globorotalia menardii und Globorotalia tumida sowie deren Vorläufer, die bis ins Miozän (vor 23.8 Millionen Jahren bis 5.3 Millionen Jahren) zurückreichen. Ziel ist es, am Beispiel des Kalkplanktons und mit Hilfe von digitaler Bildverarbeitung die Abgrenzung zwischen Arten in mehreren Zeitquerschnitten quantitativ zu charakterisieren und weltweit auszukartieren. Auf diese Weise sollen Anschauungsmodelle geschaffen werden für die weltweite biogeographische und zeitliche Schalenvariabilität im marinen Kalkplankton. Mit Hilfe einer räumlich-zeitlichen Auskartierung an ausgewählten Beispielen können grundlegende Erkenntnisse über den Modus und die Geschwindigkeit von Evolutionsprozessen gewonnen werden. Denn nur mit Hilfe von Messungen der Veränderungen von Arten durch Raum und Zeit können Artkonzepte verbessert oder erweitert werden. Diese "Prospektion nach Evolutionsmustern" verwendet Material aus Tiefsee-Bohrkernen des internationalen Deep-Sea Drilling Projektes und des Ocean Drilling Programmes, sowie aus den mikropaläontologischen Sammlungen am NMB und an anderen Instituten. Um die Tausende von Schalen abbilden und messen zu können, kommt der eigens dafür entwickelte Roboter AMOR (von Automated Measurement system for the mORphology of microfossils) zum Einsatz, welcher in Zusammenarbeit mit Studenten und Mitarbeitern des Institutes für Automation der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) entwickelt worden ist.

Abstract: Evolution of the marine plankton.
At the Natural History Museum in Basel (Switzerland; NMB) the shells of planktonic foraminifera (marine, calcareous shell producing protists) and coccolithophorids (marine, unicellular algae) are investigated to document evolution. In particular, studies concentrate on the shell variability of the extant tropical foraminifers Globorotalia menardii and Globorotalia tumida and their ancestors, which serve as model organisms, and which can be traced back in the stratigraphic column until Miocene times (23.8 million years ago to 5.3 million years ago). The goal of these studies is to collect data for a detailed quantitative morphometric differentiation of such forms from several geological time-slices around the globe. Applying the concept of "evolutionary prospection", which includes mapping the morphological shell variability through time and geography it is attempted to derive and document basic evolutionary models for the marine plankton. Only through a profound knowledge about the evolutionary history of these organisms it is possible to improve current species concepts. The study material comes from international research programs such as the Deep-Sea Drilling Project (DSDP), the Ocean Drilling Program (ODP), or other oceanographic research studies. A novelty in the present investigation is the application of AMOR (from Automated Measurement system for the mORphology of microfossils), a robot that helps imaging the thousands of foraminiferal specimens, and that was built in close collaboration with students and members of the Institute for Automation at the Applied University of Northwestern Switzerland (FHNW).

Key words: evolution, planktonic foraminifera, Globorotalia menardii, morphometry, automation.

 

Bruno Baur: Biodiversität widerspiegelt die Qualität der von Menschen beeinflussten Lebensräume (p. 15-32)


Zusammenfassung: Biodiversität – auch biologische Vielfalt genannt – umfasst die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten, die Variabilität innerhalb der Arten (genetische Vielfalt) sowie die Vielfalt der Lebensräume und Ökosystemprozesse. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass ihr Leben von der Funktion verschiedener Ökosysteme abhängig ist. Diese produzieren für die Menschen Nahrungsmittel und Rohstoffe wie Fasern und Holz, bilden Sauerstoff, reinigen Wasser und Luft und regulieren das Klima. Die Qualität dieser natürlichen Dienstleistungen hängt weitgehend von der vorhandenen Biodiversität ab. Ökonomisch betrachtet sind die gesamten Ökosystemleistungen von grossem finanziellen Wert. Aus ethischer Sicht hat jedes Lebewesen, egal ob Pilz, Pflanze oder Tier, auch einen Eigenwert. Der Mensch hat deshalb kein Recht, eine Art auszurotten. Die letzen Jahrzehnte wurden aber geprägt durch einen Artenschwund von gewaltigem Ausmass. Die Hauptursachen für dieses Massenaussterben sind die Zerstörung von natürlichen Lebensräumen und veränderte Landnutzung im Zusammenhang mit der steigenden Bevölkerungszahl und dem erhöhten Pro-Kopf-Verbrauch an natürlichen Ressourcen. Massnahmen zur Reduktion oder zur Vermeidung von weiterem Aussterben von Arten sind durchaus bekannt und werden auch regional und lokal in verschiedenen Projekten erfolgreich angewendet. Auf internationaler und nationaler Ebene sind der Schutz und die Förderung der Biodiversität aber weiterhin ungenügend, vor allem weil der politische Wille fehlt, die bestehenden gesetzlichen Grundlagen umzusetzen und die internationalen Abkommen einzuhalten und weil (kurzfristige) wirtschaftliche Interessen der grundlegenden Idee einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft und ihrer Umwelt entgegenwirken.

Abstract: Biodiversity mirrors the quality of man-influenced habitats.
Biodiversity or biological diversity encompasses the species richness of plants and animals, the within-species variability (genetic diversity) as well as the variety of habitats and ecosystems. Many people are unaware that their lives depend on the functioning of various ecosystems producing food, oxygen and raw material like fibre and timber, purifying waste water and polluted air, and regulating the climate. The quality of these natural ecosystem services is mainly depending on the locally existing biodiversity. Estimates of the overall human welfare benefits from these ecosystem services are significant. From an ethical point of view, each organism – either fungus, plant or animal – has its intrinsic value. Thus, human beings do not possess the right to extirpate any species. However, there is clear evidence that the current loss of global biodiversity is occurring at a rate never before experienced. Destruction of natural habitats and changes in land use are considered as main causes for the present mass extinction, driven by the increasing population and the increasing per-capita rate of natural resource use. Measures for the reduction and avoidance of further species extinctions are known and are successfully applied in various projects on a regional or local scale. At the international and national level, however, the protection and support of biodiversity are still insufficient, mainly because of the lack of political will to implement the existing laws and international conventions, and because (short-term) economic interests counteract the basic idea of sustainable development of society and its environment.

Key words: biological diversity, ecosystem services, human welfare, species extinction.

 

Christian Gilgen: Der Mittelwald, eine alte forstliche Betriebsart, wird in der Nordwestschweiz wiederentdeckt (p. 33-42)


Zusammenfassung: Viele Wälder in Mitteleuropa wurden über Jahrhunderte als Mittelwald bewirtschaftet. Diese Betriebsart ermöglichte es, sowohl Brennholz als auch Bauholz zu produzieren und verhalf der Eiche in der Nordwestschweiz auf Buchen-Standorten zu überleben. Dem Niedergang der Mittelwald-Bewirtschaftung folgte, ohne Zutun der Förster, auf Buchenstandorten der Niedergang der Eiche. Das Förderprogramm Mittelwald der Hermann und Elisabeth Walder-Bachmann Stiftung verfolgt in der NW-Schweiz das Ziel, diese kulturhistorisch und naturschützerisch wertvolle Betriebsart und damit auch die Eichen zu erhalten.

Abstract: Reintroduction of coppices with standards in NW-Switzerland.
Many forests in central Europe were managed as coppices with standards for centuries. This form of management permitted the production of energy wood as well as of construction timber, and enabled the oak to survive on beech sites in NW-Switzerland. The decline of the coppice with standards management was also the decline of the oak that was not promoted by foresters anymore on beech sites. The promotional programme for coppices with standards of the Hermann and Elisabeth Walder-Bachmann Trust pursues to preserve this heritage rich management system which is valuable for nature conservation and also preserves the oak.

Key words: Forest history, management system, coppice with standards, high forest, coppice, oak.

 

Thomas Mosimann: Waldböden im Kanton Basel-Landschaft (NW-Schweiz) – Vielfalt, ökologische Eigenschaften und Verbreitung (p. 43-66)


Zusammenfassung: Die Waldböden sind die Grundlage für das Wachsen eines stabilen, ertragreichen und naturnahen Waldes. Zudem erfüllen sie wichtige ökologische Funktionen. Dieser Beitrag stellt die Vielfalt der Waldböden im Kanton Basel-Landschaft (NW-Schweiz) dar. Die von den verschiedenen Ausgangsgesteinen geprägten Böden werden vergleichend präsentiert und erläutert. Grosse Bedeutung für die Verbreitung der Böden haben Deckschichten mit sehr unterschiedlichen Lehm- und Steingehalten, die über dem Festgestein liegen. Die in diesen Deckschichten entstandenen Böden sind für den Wald bedeutend, weil sie wesentlich mehr Wasser und Nährstoffe speichern als Böden auf den im Jura verbreiteten Kalken. Im zweiten Teil stellt der Beitrag die wichtigsten ökologischen Eigenschaften der Böden dar. Wasserspeicherfähigkeit, Versauerung und Basensättigung variieren in einem weiten Bereich. Die Standortbedingungen sind in den Baselbieter Wäldern also sehr vielseitig. Aus geringer Wasserspeicherfähigkeit und starker Versauerung in Deckschichten resultieren auch Risiken und Einschränkungen für die Entwicklung des Waldes.

Abstract: Forest soils in the canton of Basel-Landschaft (NW Switzerland): Diversity, ecological properties and distribution.
Forest soils are crucial factors for the growth of a stable, fertile and near-natural forest. Furthermore they fulfil important ecological functions. This paper displays the variety of forest soils in the canton of Basel-Landschaft. The soils, characterized by different parent rock material, will be explained and compared with each other. The overlying strata, with their different loam and stone concentrations, are decisive concerning the distribution of the soils. Soils from these overlying strata have great significance for the forest in general, because they store a lot more water and nutrients than for example the soils developed in the limestones in the Jura region. In the second part the paper explains the most important ecological features of the forest soils. The site conditions in the forests of Basel-Landschaft differ a lot, because they depend on the soil's acidification, base-saturation and the ability to store water. Thus low water storage capacity and high acidification in the overlying strata bear risks and affect the development of the forest.

Key words: Forest soils, soil types, soil formation, water-retaining capacity, soil acidification.

 

Ambros Hänggi und Julia Käser: Spinnen in Wäldern rund um Nunningen, Kanton Solothurn (NW-Schweiz) – Exposition und Temperatur als wichtige Faktoren für die Artenzusammensetzung (p. 67-88)


Zusammenfassung: Auf drei Jurakämmen rund um Nunningen, Kanton Solothurn (NW-Schweiz), wurden mit Bodenfallen vom 12.9.2007 bis 11.9.2008 Spinnen in Mischwäldern gesammelt. Je zwei Standorte nördlich und südlich der Krete wurden mit drei Fallen beprobt. Die Temperatur wurde in der obersten Streuschicht, dem eigentlichen Lebensraum der erfassten Spinnen, mit Dataloggern im 3-Stunden-Takt erfasst.
Die Temperaturdaten eines Standortes wurden als Ganzjahresverlauf dargestellt und einzelne Perioden wurden im Hinblick auf die Auswirkungen auf die Spinnenfauna diskutiert. Im Winter wurden an den Südhängen zum Teil erstaunlich hohe Werte gemessen. Dies hatte zur Folge, dass hier in der Mittagzeit gewisse Arten aktiv waren. Die Amplituden der Temperatur an den Südhängen waren im Winter deutlich grösser als im Sommer (Laubdach).
Die gefangenen 4193 ausgewachsenen Spinnen verteilten sich auf 85 Arten aus 17 Familien. Die Mehrzahl der Arten zeigte eine klare Bevorzugung des Süd- oder des Nordhanges. An den Südhängen wurden bei ungefähr gleicher Artenzahl deutlich mehr Individuen gefangen (2471) als an den Nordhängen (1722). 61 der 85 Arten wurden erstmals für den Kanton Solothurn gemeldet, 14 davon gelten als relativ selten in der Schweiz.
Während die quantitativen Parameter für die Standorte der Nord- gegenüber den Südhängen keine grösseren Unterschiede aufwiesen, konnten auf qualitativer Ebene deutliche Unterschiede in der Artenzusammensetzung beziehungsweise der Bevorzugung der einen oder anderen Hanglage gezeigt werden.

Abstract: Spiders in forests around Nunningen, canton Solothurn (NW-Switzerland) – exposition and temperature as important parameters influencing the species composition.
Pitfall traps were positioned for the investigation of the spider fauna at the northern and southern slopes of three mountain ridges around Nunningen, canton Solothurn, NW-Switzerland from 12.9.2007 till 11.9.2008. On every slope there were two sites including three traps. Temperature was recorded at three hourly intervals in the upper part of the litter, the real habitat of the spiders.
A temperature profile of one site is shown across the whole year. Some shorter periods are discussed to show influences on the spider fauna. In winter there were quite high temperatures on the south-facing slopes allowing some species to be active around midday. The amplitude of the temperature was higher in winter than in summer (coverage of leaves).
4193 specimens covering 85 species in 17 families were identified. Most of the species showed clear preferences for the northern or the southern slope, with more than two thirds of the individuals only found on either the north or south slopes. While the species numbers were similar on northern and southern slopes the specimen numbers differed clearly with 2471 specimens on the southern and 1722 specimens on the northern slopes. 61 of the 85 species were recorded for the first time in the canton Solothurn. Compared to the Swiss catalogue of spiders, 14 of them are considered as rare species.
Quantifiable parameters did not show distinct differences between northern and southern slopes. By contrast the qualitative level exhibited clear differences in species composition and/or preferences for the northern or the southern slope.

Key words: Araneae, pitfall traps, temperature, exposition, Jura mountains.

 

Josef Bertram: Moosvegetation und -flora des Fels- und Bergsturzgebietes im Waldreservat Fulnauweid (Seewen, NW-Schweiz) (p. 89-128)


Zusammenfassung: Im Fels- und Blockschuttgebiet innerhalb des Waldreservates Fulnauweid südwestlich von Seewen (Kanton Solothurn, NW-Schweiz) wurde die Moosvegetation und die Moosflora untersucht. Die für Kalkgebirge typischen Felsmoosgesellschaften sind im Bereich der halbschattigen und schattigen Standorte gut vertreten und zahlreich. Auch die Epiphyten- und Totholzassoziationen zeigen eine grössere Vielfalt. Mangels laubfreier Flächen finden sich die typischen Waldbodenmoose fast ausschliesslich auf den Zenit- und Neigungsflächen von übererdeten Blöcken, auf Feinschutt wie auf Baumleichen beziehungsweise Baumstrünken. Einzig an einer Stelle breiten sich über dicken Humusauflagerung neben Hainsimsen und Heidelbeeren ähnliche Moosgesellschaften wie in bodensauren Wäldern aus. Die Assoziationen werden in 11 Tabellen dargestellt, sie werden beschrieben und kommentiert.
In dem 4/5 ha grossen Gebiet konnten 129 Moossippen nachgewiesen werden (28 Leber- und 101 Laubmoose). Die Moosliste enthält Hinweise zum Fund- und Standort, sowie Angaben über die Häufigkeit im Gebiet. 8 Arten stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Moose der Schweiz. Darunter ist besonders erwähnenswert das kleine Lebermoos, Cololejeunea rossettiana, das bisher nur von einem einzigen Ort in der Schweiz bekannt war, an dem es jedoch seit 80 Jahren nicht mehr gefunden wurde. Die Entdeckung des Mooses wertet das Gebiet zu einem Standort von nationaler Bedeutung auf.
Zuletzt werden die Gefässpflanzen in einer Artenliste vorgestellt, und es wird auf die Soziologie der Wald- und Felsgesellschaften eingegangen.

Abstract: Bryophyte vegetation and -flora of the rock-slip-area and the landslide region in the forest reserve Fulnauweid (Seewen, Canton Solothurn, NW-Switzerland).
The bryophyte vegetation and bryophyte flora of the limestone rocks and blocks in the forest reserve "Fulnauweid" have been investigated. The reserve is located southwest of Seewen in the Jura mountains of the Canton of Solothurn. The typical bryophyte communities of limestone rocks are well developed in shaded and half-shaded habitats. There is also a large number of different bryophyte associations on rotten wood and living trees. As the ground is in most places covered with leaf litter, the typical bryophytes of forest ground can almost exclusively be found on soil covered rocks, fine detritus, logs, and tree truncs. Only in one place there is a sufficient humus layer on which bryophyte communities similar to those of acidic forest floors grow together with Luzula silvatica and Vaccinium myrtillus. All bryophyte associations are described, commented, and listed in a total of 11 tables.
In the area, which covers app. 1.9 acres, a total of 129 bryophyte taxa was found (28 liverworts and 101 mosses). The presented species list is supplemented with information on locality, habitat, and frequency in the investigated area. 8 species are listed in the Red List of threatened bryophytes of Switzerland. Particularly important is the record of the tiny liverwort Cololejeunea rossettiana which was meant to be extinct in Switzerland. It is known from only other locality where it could not be refound since 80 years. Due to the record of this species the area is now rated as an area of national importance.
Finally, the flowering plants are presented in a species list and the phytosociology of the forest- and rock-communities is discussed.

Key words: bryophyte vegetation, bryophyte communities of rocks, Cololejeunea rossettiana, Jura mountains, forest reserve Fulnauweid.

 

Meinert K. Rahn und Fred G. Stumm: Alter und Herkunft vulkanischer Apatite in der Molasse des Baselbieter und Aargauer Tafeljuras (NW-Schweiz) (p. 129-142)


Zusammenfassung: Die erstmals vor 50 Jahren von Franz Hofmann beschriebenen vulkanischen Apatite in den Helicidenmergeln des Baselbieter und Aargauer Tafeljuras wurden mit Hilfe der Spaltspurenmethode datiert. Apatite von der Tennikerfluh und vom Steinbruch von Gisiberg haben ein Alter von 15.1 ± 0.7 Millionen Jahren (Ma), datieren damit erstmalig die Sedimentation der Helicidenmergel und weisen darauf hin, dass die Obere Meeresmolasse in dieser distalen Position bis ins Langhian (16.0 bis 13.7 Ma) hinein angedauert hat. Die unmittelbar darüber folgenden Nagelfluhschüttungen der Oberen Süsswassermolasse aus dem Schwarzwald haben erst nach 15 Ma eingesetzt.
Das Vorkommen der vulkanischen Apatite in den Süsswasserkalken der Oberen Süsswassermolasse bei Anwil-Kienberg ist mit 12.3 ± 1.3 Ma markant jünger und weist auf mindestens zwei zeitlich versetzte Einträge vulkanischen Materials in die Molasse hin. Die idiomorphen Apatite bilden in den Süsswassermergeln und -kalken den praktisch einzigen sandigen Detritus und sind daher nicht durch Flusstransport, sondern bei einem grossen Vulkanausbruch via Luftfracht transportiert worden.
Bereits Hofmann (1961) hatte sich über die Herkunft der vulkanischen Apatite Gedanken gemacht und aufgrund der begleitenden vulkanogenen Minerale (Titanit, Melanit) eine Herkunft aus dem Kaiserstuhl (SW-Deutschland) angenommen. Da die jüngsten vulkanischen Aktivitäten des Kaiserstuhls jedoch mehr als 16 Millionen Jahre alt, alle hier datierten Apatite jedoch jünger sind, ist eine Herkunft der vulkanischen Einstreuungen aus dem Hegau praktisch zwingend. Tatsächlich zieht die Spur der datierten Vorkommen von Tenniken über Anwil, Homberg, Küssaburg in Richtung der Hegau-Vulkane (S-Deutschland), deren Aktivität auf der Basis publizierter Alter (15 7 Millionen Jahre) die hier vorgestellten Alter abdeckt. Westlich des Gebiets um die Tennikerfluh konnten bisher keine weiteren Vorkommen vulkanischer Apatite in Molassegesteinen des Tafeljuras nachgewiesen werden.

Abstract: Age and origin of volcanic apatites from Molasse units of the Tabular Jura (Cantons Basel-Landschaft and Aargau, NW Switzerland).
Occurrences of euhedral volcanogenic apatites within the red terrigenous marls (Helicidenmergel, uppermost Upper Marine Molasse) of the Tabular Jura (Cantons Basel-Landschaft and Aargau) have first been described by Franz Hofmann some 50 years ago. In this study, we have dated the apatites using fission track technique. Apatites from Tennikerfluh and the Gisiberg quarry show a common age of 15.1 ± 0.7 million years (Ma). The age for the first time provides a sedimentation age for the red marls and thus illustrates that the Upper Marine Molasse in this distal position has lasted into the Langhian (16.0 to 13.7 Ma). In addition, our data represent a maximum age for the local onset of conglomerate (called Nagelfluh) sedimentation shed from the Black Forest.
Volcanic apatites from within lacustrine marls and limestones of Upper Freshwater Molasse sediments at Anwil-Kienberg yield an age of 12.3 ± 1.3 Ma and are thus markedly younger than those of Tennikerfluh-Gisiberg. Next to the euhedral apatites, no significant other detrital minerals are found, which indicates that these apatites did not undergo fluvial, but air-borne transport, probably due to a large ash-cloud eruption.
On the basis of minor amounts of other volcanogenic minerals (titanite, melanite), Hofmann suggested an origin of the volcanic apatites from the Kaiserstuhl volcano. Existing age data from the Kaiserstuhl, however, indicate that all apatites dated in this study are younger than final eruptions at the Kaiserstuhl. We conclude that the volcanic material has only been derived from the Hegau volcanic field, the magmatic activity of which has covered a time period between 15 and 7 Ma. Traces of volcanic material are also found and dated in-between Hegau and the above mentioned localities, namely at Homberg and Küssaburg. No volcanic apatites have yet been reported from Upper Marine and Freshwater Molasse occurrences in the Tabular Jura west of the area around Tennikerfluh.

Key words: fission track dating, apatite, Hegau volcanism, Upper Freshwater Molasse.


Band 12 – 2010

 

Emanuel Trueb: Die Stadtgärtnerei Basel (NW-Schweiz) im Spannungsfeld zwischen Stadtnatur und Gartenkultur (p. 3-14)


Zusammenfassung: Mit dem Abbruch der Stadtbefestigung in den Sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstanden erstmals öffentliche Grünanlagen und die Stadtgärtnerei Basel wurde gegründet. Parkanlagen wurden an Stelle der aufgegebenen Friedhöfe eingerichtet. Heute werden die öffentlichen Grünanlagen als Teil des gesamten Stadtgrüns als grünes Netzwerk, ökologisches System und gartenkulturelles Erbe entwickelt und gepflegt.

Abstract: Urban Green Basel (NW Switzerland) between the contradictory contexts of Nature and Culture.
The demolition of Basel’s town walls in the 19th century generated space to establish the first public parks. In subsequent decades several cemeteries were transformed into public parks and recreation areas. Today the parks are considered elements of the city’s green provisions, which comprise cultural heritage, urban forestry, landscape planning, ecology, recreation und maintenance. This complex presents a big challenge to the city park services.

Key words: horticultural heritage, urban forestry, landscape planning, ecology, recreation.

 

Urs Wüest und Pascale Steiner: Der Lachs in Basel (NW-Schweiz) (p. 15-24)


Zusammenfassung: Lachse gehören zu den anadromen Wanderfischen. In Basel (NW-Schweiz) wurde der letzte Lachs 1958 gefangen. Die Gründe für das Verschwinden aus dem Rhein sind: Fluss- und Bachbegradigungen, Wasserqualität und Wasserkraftwerke. Heute ist der Hauptgrund für das Fehlen der Lachse in den Wasserkraftwerken zu suchen. Acht Kraftwerke ab Gambsheim (Bas-Rhin, Frankreich) bis Basel besitzen noch keine Fischtreppen. Sie verhindern, dass Wanderfische bis Basel schwimmen können. Da der Rhein von seiner Mündung bis Basel durch vier Staaten fliesst, braucht es eine internationale Koordination, damit Wanderfische den Weg bis Basel wieder zurück legen können. Diese Aufgabe übernimmt die IKSR (Internationale Kommission zum Schutz des Rheins). Das Ziel der IKSR ist, dass die Wanderfische bis spätestens 2020 wieder in Basel eintreffen. 

Abstract: Salmon in Basel (NW Switzerland).
Salmon belong to the anadromous migrating fishes. The last salmon was cought in Basel at 1958. The main reasons for the disappearance of the salmon in the river Rhine were river and brook regulations, water quality and hydroelectric power stations. Today the main reason for the absence of salmon are the hydroelectric power stations. There is still a lack of fish pass at 8 power stations above Gambsheim (Bas–Rhin, France) until the migrating fishes can swim through to Basel. The river Rhine flows until Basel through four countries. The efforts are coordinated by the IKSR (International commission for the protection of the Rhine). The aim is that the migrating fishes should be back at Basel till 2020. 

Key words: Salmo salar, biology, disappearance, resettlement.

 

André R. Puschnig: Welche Mineralien sind in der Umgebung Basels (NW-Schweiz) zu finden? Eine aktuelle Inventaraufnahme (p. 25-48)


Zusammenfassung: Die mesozoischen Sedimentschichten der Umgebung von Basel (NW-Schweiz) sind mehr für ihren Reichtum an Fossilien als für ihre Mineralienvielfalt bekannt. Dennoch ist dieses Gebiet weitaus mineralreicher als man allgemein annehmen würde - diese Studie fasst für das Untersuchungsgebiet um Basel aktuell 27 verschiedene Mineralarten zusammen. Unter diesen sind speziell Bohdanowiczit und Smythit zu erwähnen, da sie Erstfunde für die Schweiz darstellen. Bemerkenswert sind zusätzlich der kristalline fossile Farbstoff Fringelit, benannt nach der Fundstelle Fringeli bei Bärschwil, und der geologisch älteste Bernstein der Schweiz, der aus Keuperschichten von Neuewelt bei Münchenstein stammt. Abschliessend wird ein Überblick über wirtschaftlich nutzbare Mineralien um Basel gegeben: Salz ist immer noch ein wichtiger Rohstoff für die regionale Industrie, die Vorkommen von Gips, Huppersand und Bohnerz hingegen spielen heute keine Rolle mehr.

Abstract: What minerals are to be found in the surroundings of Basel (NW Switzerland)?
The Mesozoic sediments of the surroundings of Basel (NW Switzerland) are well known for their variety of fossils but rather unknown for their variety of minerals. Nevertheless, many minerals can be found in the study area much more than broadly assumed. This paper summarizes at present 27 different minerals for the Basel region. Among these minerals bohdanowczite and smythite are to mention, they represent first findings for Switzerland. Additionally remarkable is the crystallized fossil pigment fringelite, named after the locality Fringeli at Bärschwil and the geologically oldest Swiss amber found in Upper Triassic sediments from Neuewelt near Münchenstein. Finally an overview on economically utilized minerals around Basel is given. Salt is still important for the regional industry; gypsum, quartz sand and pisolitic iron ore however have no importance any more.

Key words: inventory of minerals, surroundings of Basel, NW Switzerland, Jura mountains, history of economically utilized minerals.

 

Marc Müller und Loïc Costeur: Katalog der rezenten Reptilien der osteologischen Sammlung des Naturhistorischen Museum Basel (NW-Schweiz) (p. 49-74)


Zusammenfassung: Die osteologische Sammlung des Naturhistorischen Museum Basel enthält eine kleine, aber bedeutende Sammlung rezenter Reptilien. Mehr als 120 Arten von Schildkröten, Krokodilen, Schlangen und Echsen sind als Schädel und Skelette konserviert. Diese Publikation liefert eine umfangreiche Beschreibung dieser Sammlung. 200 Jahre Sammlungsgeschichte wurden zusammengefasst, um zu zeigen wie die aufeinander folgenden Kuratoren die Sammlung aufbauten und deren Zustand im Rahmen ihrer Forschung und Lehrtätigkeit und im Interesse der wachsenden Wissenschaft der vergleichenden Anatomie im 19. Jahrhundert aufwerteten. Die Sammlung ist nach aktuellen taxonomischen Kriterien abgelegt. Die Systematik der Reptilien ist eine Zusammenstellung der neuesten molekulargenetischen Arbeiten über die phylogenetischen Beziehungen der Reptilien. Eine Computer-Datenbank der Reptiliensammlung wurde im Museum erarbeitet und steht Wissenschaftlern, Lehrern und Naturfreunden zur Verfügung.

Abstract: Catalogue of the recent reptiles of the osteological collection of the Natural History Museum Basel (Switzerland).
The osteological collection of the Museum of natural history in Basel contains a small but relevant collection of recent reptiles. More than 120 species of turtles, crocodiles, snakes and lizards are preserved as skulls and skeletons. This publication gives a comprehensive account of this collection. 200 years of history about the collection are summed up to show how the successive curators built it up and improved its status in the framework of their research and teaching activities as well as of their interests in the growing science of comparative anatomy in the 19th century. The collection has been classified according to current taxonomic criteria. The taxonomy of the Reptilia is a combination of recent molecular genetic data about the phylogenetic relationship of the reptiles. A computer database of the reptile collection is now available in the Museum and is at researcher`s, teacher`s and amateur`s disposal.

Key words: catalogue, collection, reptile, osteology, recent.

 

Benedikt R. Schmidt, Ursina Tobler und Petra Ramseier: Die Verbreitung der Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) im Kanton Basel-Landschaft (NW-Schweiz) (p. 75-84)


Zusammenfassung: Die Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans) ist eine der Arten, welche in der Schweiz starke Bestandeseinbrüche hinnehmen musste. Um zu wissen, ob die Art auch im Kanton Basel-Landschaft (BL) ähnliche Bestandeseinbrüche erlitten hat, wurde eine Bestandeskontrolle durchgeführt. Diese zeigte, dass im Kanton BL nur wenige Populationen erloschen sind. Dafür wurden zahlreiche neue Vorkommen erstmals gemeldet. Die meisten Vorkommen sind allerdings klein. Zählungen der Anzahl rufender Geburtshelferkröten in den Amphibienlaichgebieten von nationaler Bedeutung zeigen, dass die Populationsgrössen zwar fluktuieren, aber über die Jahre hinweg stabil sind. Die Verbreitung eines pathogenen Chytridpilzes (Batrachochytrium dendrobatidis) wurde ebenfalls untersucht um Grundlagenwissen zu erhalten, ob dieses Pathogen, welches für das globale Amphibiensterben mitverantwortlich ist, auch in BL eine Bedrohung darstellt. Der Chytridpilz erwies sich als weit verbreitet, aber ein durch den Pilz ausgelöster Bestandesrückgang liess sich nicht ausmachen. Insgesamt ist die Bestandessituation der Geburtshelferkröte im Kanton BL erfreulich gut. Der Kanton mit seinen noch vielen Geburtshelferkröten-Populationen hat eine grosse Verantwortung für die Art, die in der Schweiz massive Bestandesrückgänge erlitten hat.

Abstract: Distribution of the midwife toad (Alytes obstetricans) in the canton Basel-Landschaft (Switzerland).
The midwife toad (Alytes obstetricans) is among the most strongly declining of Swiss amphibian species. This article documents the status of the midwife toad in the canton of Basel-Landschaft in northern Switzerland. The survey showed that only a few known populations had gone locally extinct. Many hitherto unknown populations were reported for the first time. Most populations were very small. Regular counts of the number of calling males in the amphibian breeding sites of federal importance show that population counts fluctuated strongly but remained stationary over eight years. The distribution of a pathogenic chytrid fungus (Batrachochytrium dendrobatidis) was also surveyed in order to assess whether it represents a threat for midwife toad populations in canton Basel-Landschaft. The chytrid fungus turned out to be widespread but there was no evidence for chytrid-associated population declines. Overall, the status of the midwife toad in canton Basel-Landschaft is good. The canton should ensure that the midwife toad remains widespread in its territory because the species is declining elsewhere in Switzerland.

Key words: midwife toad, Alytes obstetricans, distribution, Basel-Landschaft, detectability, chytridiomycosis.

 

Henryk Luka, Tobias Straumann, Peter Nagel, Agata Luka und Thomas Walter: Kurzflügelkäfer (Coleoptera: Staphylinidae) im Naturschutzgebiet Wildenstein (Bubendorf, Basel-Landschaft, NW-Schweiz) (p. 85-104)


Zusammenfassung: Im Naturschutzgebiet Wildenstein (Kanton Basel-Landschaft, Schweiz) steht ein für die Schweiz einzigartiger Bestand an alten, bis über 500 Jahre alten Eichen. Im Jahr 2000 wurde mittels Fensterfallen die Alt- und Totholz bewohnende Käferfauna erfasst (Wolf und Walter 2002, Hecker und Puschnig 2003). Aus Kapazitätsgründen konnte damals die artenreiche Familie der Kurzflügelkäfer nicht bearbeitet werden. Dank finanzieller Unterstützung des Kantons Basel-Landschaft (Abteilung Natur und Landschaft) konnten diese nun im Rahmen der „Vorstudie Rote Liste Kurzflügelkäfer der Schweiz“ identifiziert und ausgewertet werden (Luka et al. 2008).
Zur Erfassung der Kurzflügelkäfer wurden während 21 Wochen zwischen dem 4. Mai und dem 28. September 2000 zwölf Fensterfallen eingesetzt. Während 140 Fallentagen wurden 1593 Individuen gefangen. Von den insgesamt 114 Taxa wurden 108 bis auf die Art identifiziert.
Die Arten wurden bezüglich Lebensraumpräferenzen (Vorkommensschwerpunkte) folgenden 5 Gruppen zugeordnet: Waldarten (31), Grünlandarten (9), Sumpfarten (5), Ackerarten (2) und eurytope Arten, bei denen keine spezifischen Präferenzen für einen bestimmten Lebensraum erkennbar sind (61).
Bezüglich der artspezifischen Mikrohabitatpräferenzen wurde eine weitere Zuordnung vorgenommen, nämlich: Vogelnester (mit 2 Arten), Pilze (15 Arten), Kot (9 Arten), Bäume (morsche Rinde; Mulm, Baumschwämme, ausfliessender Baumsaft, Wurzelhöhlen, 25 Arten), Ameisen (Ameisennester, 3 Arten) und Andere (54 Arten).
Um die Bedeutung der alten Eichen für die Kurzflügelkäfer des Gebiets Wildenstein ersichtlich zu machen, wurden 54 Arten, die eine Bindung (oder Präferenz) an Vogelnester, Holz, Mulm, Baumsaft, Baumschwämme usw. vorweisen, für die Analyse ausgewählt. 11 Arten wurde wegen ihrer Seltenheit oder Lebensweise grössere Aufmerksamkeit geschenkt.
Die Ähnlichkeiten und Unterschiede in der Artenzusammensetzung einzelner Standorte wurden mittels einer hierarchischen Clusteranalyse getestet. Die Clusterbildung wurde durch Artengemeinschaften geprägt, die in ihrer Zusammensetzung durch Eichenalter- und Zustand, die Nähe zum Hecken oder Strauchmantel, durch die Vorgeschichte z.B. alte Hutweide, sowie die Nähe zum Waldrand, beeinflusst wurden.
Die Lebensraumdiversität (inkl. Mikrohabitate wie z.B. Baumschwämme) im Naturschutzgebiet Wildenstein, die von Wald über Waldrand, Weide, Wiese bis Einzelbäume reicht, hat bewirkt, dass sich eine Kurzflügelkäfer-Artengemeinschaft bilden konnte, welche Arten mit unterschiedlichen ökologischen Präferenzen beinhaltet.
Sehr bedeutend für das Gebiet Wildenstein waren Artnachweise, die durch ihre ökologischen Ansprüche einen direkten Bezug zu den alten Eichenbeständen haben. Insgesamt wurden 54 solche Arten erfasst (50 % aller in Wildenstein nachgewiesenen Arten). Davon konnte gemäss Literaturangaben für 25 Arten eine direkte Mikrohabitat-Bindung zu Bäumen festgestellt werden.

Abstract: Beetles (Coleoptera: Staphylinidae) of the nature conservation area of Wildenstein (Bubendorf, Basel-Landschaft, Switzerland).
The nature conservation area of Wildenstein (canton BL, Switzerland) includes a stock of up to more than 500 years old oak trees, which is unique for Switzerland. In the year 2000 old and dead-wood inhabiting beetles were captured by window traps (Wolf and Walter 2002, Hecker and Puschnig 2003). At that time, it was not possible to study all beetle-families. With the financial support of the canton “Basel-Landschaft, department of nature and landscape” it was possible to identify and comment the Staphylinidae and to use the results within a pilot project to establish a Red List of the Staphylinidae for Switzerland (Luka et al. 2008).
Beetles were collected continuously during 21 weeks between May 4th and September 28th. Out of a total of 1593 individuals, 108 species have been identified. The species were grouped according to their habitat preferences, which are known from literature data as follows: woodland-species (31), grassland-species (9), wetland-species (5), arable land species (2) and eurytopic species (61).
A second grouping refers to the microhabitat affinities of the species: bird nests (2), mushrooms (15), dung (9), trees including decaying bark, tree fungus, rotten wood, sap-flow, tree hollows (25), ant nests (3) and others (54). To evaluate the importance of the old oaks, a group of 54 species with affinities to those trees was analyzed separately. This group is most important for nature conservation. 11 species are discussed due to their rareness or way of living.
Similarities and differences of the species composition at the 12 trapping-sites were investigated by a hierarchical cluster analysis. The resulting clusters are described and discussed in relation to the age and condition of the oaks, the vicinity of hedges, shrubs and edges of forests and its forest pasture history.

Key words: Wildenstein, Staphylinidae, rove beetles, nature conservation, Switzerland, oaks

 

Daniel Küry und Jürg Christ: Libellenfauna und Libellenschutz im Kanton Basel-Stadt (NW-Schweiz) (p. 105-118)


Zusammenfassung: Im Kanton Basel-Stadt, dem mit 37 km2 flächenmässig kleinsten Kanton der Schweiz, wurden in den Jahren 2008 und 2009 die Libellenvorkommen erhoben. Insgesamt 45 stehende Gewässer, Gewässerkomplexe und Fliessgewässerstrecken wurden mit einer standardisierten Transektmethoden ein- bis dreimal pro Jahr begangen. Die Anzahl der 42 bisher nachgewiesenen Libellenarten ist vergleichbar mit derjenigen anderer Stadtgebiete Mitteleuropas. Von den 35 aktuell vorkommenden Arten wurden zehn im letzten Jahrzehnt neu nachgewiesen. Fünf Arten sind vor 1980 und zwei Arten zwischen 1980 und 2000 im Stadtkanton verschwunden. Als wertvollste Habitate für Libellen erwiesen sich neben den stehenden Gewässern in Naturschutzreservaten die alten Versickerungsweiher und ein Zierweiher, die jeweils mit Fischen besetzt waren und in denen sich zum Teil auch Gomphus pulchellus entwickelt. Die für den Naturschutz bedeutendsten Fliessgewässerabschnitte waren die eingestaute Rheinstrecke mit Vorkommen von Gomphus simillimus und die revitalisierten Bereiche der Wiese und der Birs sowie die pflanzenreichen Bachläufe und Gräben. Auf der Basis der Untersuchungen werden neue Zielarten vorgeschlagen. Für die besonders bedrohten und prioritären Arten Gomphus pulchellus, G. simillimus, Erythromma lindenii und Cordulegaster boltonii wird die Erarbeitung von Aktionsplänen zum Artenschutz und zur Artenförderung vorgeschlagen.

Abstract: Odonata fauna and conservation in the canton Basel-Stadt (Switzerland).
In 2008 and 2009 an inventory of the Odonata fauna was drawn up in Basel-Stadt, the smallest canton of Switzerland comprising 37 km2 almost entirely urban landscape. Standardized transects have been performed once and three times respectively on 45 standing waters and reaches of running waters. Altogether 42 species have been recorded up to 2009, the number to be compared to that of other cities. During the investigation period 35 species have been recorded. Ten species were newly found since 2000 but five and two species vanished before 1980 and between 1980 and 1999, respectively. The most important waterbodies for Odonata conservation are standing waters in nature reserves, additionally also ponds formerly used for water infiltration and a recently created pond in a cemetery. All of them were inhabited by fish. Gomphus pulchellus is the most endangered species in these ponds, while Gomphus simillimus is most endangered in the running waters, the latter inhabiting the reach of the River Rhine above a dam. The restored reaches of the tributaries of the River Rhine and three streams and channels rich in vegetation were also important Odonata habitats. The results will help to revise the lists of endangered species and species of special conservation concern for the canton. It is suggested to draw up action plans for the conservation of Gomphus pulchellus, G. simillimus, Erythromma lindenii and Cordulegaster boltonii.

Keywords: survey, conservation, urban habitats, faunistic changes, dragonflies, Odonata

 

Sabine Häberli: Gemmologische Untersuchungen von Edelsteinen an mittelalterlichen Goldschmiedewerken des Oberrheins mit Raman-Spektroskopie (p. 119-126)


Zusammenfassung: Viele mittelalterliche Goldschmiedewerke, insbesondere Kreuze, Reliquiare und Monstranzen, sind reich mit kostbaren, polierten und geschliffenen Edelsteinen wie auch farbigen Gläsern, Perlen und Gemmen verziert. Sie werden oft in Museen ausgestellt oder in Kirchen und Klöstern aufbewahrt. Wissenschaftliche Bestimmungen von gefassten Steinen sind oft schwierig, denn für eine klassische gemmologische Untersuchung muss der Stein ungefasst vorliegen. Der folgende Artikel bespricht die Anwendung eines Raman-Spektroskops, das mit Hilfe von Laserlicht zerstörungsfreie und effiziente In-Situ-Identifikationen an historischen Objekten zulässt.

Abstract: Gemmological investigation of gemstones set in goldsmith’s works of the Middle Ages of the Upper Rhine region by Raman spectroscopy.
Most goldsmith’s works of the Middle Ages are richly decorated with precious cut and polished gemstones or coloured glasses as well as pearls and cameos. Such liturgical objects are often exhibited in museums, or are still housed in churches or monasteries. Scientistific examinations of such stones are often difficult, because the stone must be unset for classical gemmological methods. This article discusses the use of a laser-powered Raman Spectroscope to analyse in situ gemstones set in historical objects in a non-destructive and efficient way.

Key words: Gemstones, Raman spectroscopy, non-destructive analysis, medieval goldsmith’s works, treasury of Basel Cathedral.

 

Heinz Sulser: Die Brachiopoden im Späten Jura (Malm) der Nord- und Nordwestschweiz – Meeresbewohner im Spannungsfeld zwischen Anpassung und Abhängigkeit (p. 127-146)


Zusammmenfassung: Zuerst wird auf wichtige ökologische Besonderheiten der Brachiopoden hingewiesen. Die in der späten Jurazeit getrennten Ablagerungsräume in der nördlichen beziehungsweise nordwestlichen Schweiz und deren stratigraphische Gesteinsabfolgen werden speziell im Hinblick auf die Brachiopodenvorkommen erläutert. Die Brachiopoden zeigen in der Becken(Schwamm)- beziehungsweise Plattform(Korallen)-Fazies ganz unterschiedliche Faunen. Die einzelnen Arten werden in ihrer räumlichen und zeitlichen Verbreitung dargestellt. Für die einschlägigen Gattungen werden Angaben zur systematischen Stellung gemacht. Aus beiden Faziesbereichen werden einzelne Gattungen als Vertreter typischer Verhaltensweisen ausgewählt. Bei Lacunosella kann eine evolutiv gesteuerte Entwicklung erkannt werden, die im zeitlichen Verlauf gut abgrenzbare Arten hervorbrachte. Bei Septaliphoria und Sellithyris waren es ökologisch bedingte Anpassungen, die wohl variable Formen erzeugten, die aber, zumindest im untersuchten Zeitabschnitt, kein evolutives Potenzial freilegen konnten. Es scheint, dass die Gründe für diese Unterschiede weniger in den Anlagen der betreffenden Brachiopoden selber als in ihren verschiedenen Habitaten und in den Beziehungen zu den assoziierten Organismen liegen. Die Ergebnisse werden in einen grösseren Rahmen gestellt.

Abstract: The brachiopods in the Late Jurassic of northern and northwestern Switzerland – marine organisms between adaptation and dependence.
First some important ecological specialities of the brachiopods are pointed out. The Late Jurassic deposits, separated in northern and north-western Switzerland, and their stratigraphical sequences are commented in relation to the occurrence of brachiopods, respectively. They show very different faunas in the basin(sponge)- and the platform(coral)-facies, respectively. The individual species are listed in their spatial and temporal distribution. For the involved genera data to the systematic position are given. From both facial areas single genera representing typical ways of behaviour are selected. Lacunosella developed well-defined species ower time. In Septaliphoria and Sellithyris an environmentally induced adaptation can be observed which produced variable forms which, at least during the studied period, did not uncover evolutionary potential. It seems that the reasons for these varying behavioural patterns lie less in the disposition of the concerned brachiopods than in their habitats and in the relation to associate organisms. The results are discussed in a larger context.

Key words: Brachiopods, Late Jurassic, Palaeoecology, Facies, Switzerland.


Band 11 – 2009

 

Heinrich Reichert: Entwicklung und Evolution des Gehirns (p. 3-14)


Zusammenfassung: Woher kommt das menschliche Gehirn und wo liegt sein evolutionärer Ursprung? Die evolutionäre Entstehung des Gehirns war lange Zeit rätselhaft. Vergleichende entwicklungsbiologische Studien weisen nunmehr darauf hin, dass die Gehirne aller Tiere, inklusive diejenigen der Menschen, einen gemeinsamen Ursprung haben. Dieser gemeinsame Ursprung liegt überraschenderweise bei den Vorfahren aller heute lebenden bilateralen Tiere. Diese Einsicht beruht auf neuen entwicklungsgenetischen Studien, in denen die räumliche Ausprägung und funktionelle Auswirkung von wichtigen Kontrollgenen, welche den Grundbauplan des Gehirns aufbauen, untersucht werden. Der bemerkenswert ähnliche genetische Bauplan für die Gehirne aller Tiere bedeutet nicht nur, dass die Gehirne aller Tiere evolutionär miteinander verwandt sind, sondern weist darauf hin, dass dieser Bauplan bereits bei einem Urgehirn vor mehr als 500 Millionen Jahren verwirklicht war.

Abstract: Development and evolution of the brain.
Where does the human brain come from and what is its evolutionary origin? For a long time, the evolutionary origin of the brain remained obscure. Recent comparative developmental studies now indicate that the brains of all animals, including that of humans, have a common origin. Surprisingly, this common origin is found in the last common ancestor of all living bilaterian animals. This realization is based on new developmental genetic investigations in which the spatial expression and functional action of key control genes that generate the basic plan, the blue print, of the brain, have been characterized. The remarkably similar construction plan underlying the brains of all animals not only means that the brains of all animals are evolutionarily related. It also implies that the underlying blue print was already manifest in an ancestral brain over 500 million years ago.

Key words: Comparative Neuroanatomy, Urbilateria, Drosophila, Developmental Control Genes, Brain Evolution, History of Neuroscience.

 

Felicitas Maeder: Die Edle Steckmuschel und ihr Faserbart: Eine kleine Kulturgeschichte der Muschelseide (p. 15-26)


Zusammenfassung: Die Muschelseide, hergestellt aus den Haftfasern der im Mittelmeer heimischen Edlen Steckmuschel (Pinna nobilis Linnaeus, 1758), war bereits in der Antike als kostbares Textilmaterial bekannt. Sie wurde noch bis zum Zweiten Weltkrieg vor allem in Italien verarbeitet und galt als Luxusprodukt im kirchlichen und weltlichen Adel. Als Meeresprodukt fand sie – zusammen mit der Muschel – Eingang in die ersten gedruckten und illustrierten Naturbücher. Einige dieser Autoren waren selber Besitzer von Muschelseideobjekten. Ein Grossteil der heute noch existierenden Textilobjekte aus Muschelseide fanden über Naturalien- und Kuriositätenkabinette den Weg in die daraus hervorgegangenen naturhistorischen Museen; sie sind deshalb selten in Textilsammlungen zu finden. Das am Naturhistorischen Museum Basel angesiedelte Projekt «Muschelseide» erforscht deren Geschichte und bringt das Wissen darüber in die Öffentlichkeit.

Abstract: The fan shell and its beard: a short cultural history of sea-silk.
Sea-silk, a product of the Mediterranean fan shell (Pinna nobilis Linnaeus, 1758) is known since antiquity as a rare textile material. Sea-silk was produced especially in Italy until the end of World War II. It was highly appreciated as a luxury product for the religious and secular aristocracy. As a product of the sea it found entry – together with the shell – in the first printed and illustrated books of natural history, and some authors owned sea-silk objects. These textile objects were kept and presented in curiosity cabinets which turned later into natural history museums. This is the reason why a large part of the still existing textile objects are today found in natural history collections, and not in textile collections. The Project Sea-silk of the Natural History Museum Basel studies the history of sea-silk and attempts to bring this knowledge to a larger public.

Key words: sea-silk, Muschelseide, Pinna, Byssus, Textilgeschichte.

 

Stefanie Jacomet und Christoph Brombacher: Geschichte der Flora in der Regio Basiliensis seit 7500 Jahren: Ergebnisse von Untersuchungen pflanzlicher Makroreste aus archäologischen Ausgrabungen (p.27-106)


Zusammenfassung: Seit rund 30 Jahren werden an der Universität Basel Pflanzenreste von archäologischen Ausgrabungen, auch aus der Basler Region, untersucht. Seit Ende der 1980er Jahre werden diese in einer relationalen Datenbank erfasst. Die Menge und Qualität der Daten hat nun ein Niveau erreicht, die es erlaubt, erstmals eine übergreifende Auswertung aller in der erweiterten Regio Basiliensis gesammelten archäobotanischen Daten anzugehen. Der in dieser Arbeit behandelte Zeitraum umfasst die Zeit seit den frühesten grösseren aktiven Eingriffen des Menschen in der Jungsteinzeit, ab etwa 5500 vor Christus, als Ackerbau und Viehzucht eingeführt wurden, bis in das 18. Jahrhundert nach Christus, also die Neuzeit. Die Datenbasis ist die Untersuchung von über 3400 Bodenproben mit einem Gesamtvolumen von über 12 200 Litern Bodenmaterial und einer Gesamtzahl von über 1 Million Pflanzenresten. Im Ganzen wurden 550 Taxa in den total 131 untersuchten Fundstellen nachgewiesen. Die Ergebnisse zeigen, dass der Mensch die Landschaft und damit die Pflanzenwelt in den letzten 7500 Jahren nachhaltig geprägt und verändert hat. Es gibt zwei Zeiträume mit besonders grossen Veränderungen: die Spätbronzezeit (um 1000 vor Christus) sowie die Römerzeit (ab etwa Christi Geburt). Die vorliegende Arbeit bezweckt, einen ersten groben Überblick über die Veränderungen der synanthropen Pflanzenwelt in den letzten rund 7500 Jahren zu geben. Solche Kenntnisse sind die unabdingbare Voraussetzung für eine nachhaltige Nutzung der Landschaft und die Erhaltung von Biotopen.

Abstract: History of the Flora in the «Regio Basiliensis» since 7500 years: Results of the Investigations of Plant Macroremains from Archaeological Excavations.
Since 30 years members of the Institute for Prehistory and Archaeological Science of Basel University have analysed plant remains of many archaeological sites, including those of the Basel region. Since the late 1980ies of the last century these data were compiled in a relational database. The amount and quality of the data has reached a level which allows approaching an overall evaluation of all the archaeobotanical data collected in the Basel Region. The chronological frame encompasses 7500 years, from the beginning of the first larger human impact on the landscape with the onset of the Neolithic around 5500 cal BC (introduction of husbandry) until the 18th century AD. In total, 3400 soil samples with a total volume of 12 000 litres were analysed and a number of over 1 million plant remains identified. In total, 550 plant taxa in the investigated 131 places were found. The results show that the landscape and flora was shaped und altered strongly during the last 7500 years. There are two periods during which the changes were especially large: the Late Bronze Age (around 3000 years ago) and the Roman period (around 2000 years ago). In this work, an overview of the changes of the mainly synanthropic flora during the last 7500 years is provided. Such knowledge is the indispensable prerequisite for a sustainable use of the landscape and a conservation of biotopes.

Key words: Archaeobotany, Neolithic, Bronze Age, Roman Period, Middle Ages, History of the synanthropic flora.

 

Willem B. Stern und Yvonne Gerber: Ancient Potassium-Calcium Glass and its Raw Materials (Wood-Ash, Fern-Ash, Potash) in Central Europe (p. 107-122)


Zusammenfassung: Historisches Kalium-Calcium-Glas und seine Rohmaterialien (Holzasche, Farnasche, Pottasche) in Zentraleuropa.
Während der knapp vier Jahrtausende der Herstellung von Hohl- und Flachglas war Natrium-Calciumglas der weitaus häufigste Typ. Vom 9. bis zum 19. Jahrhundert war im nördlichen Zentraleuropa jedoch sogenanntes Waldglas aus Pflanzenasche (Netzwerkwandler) und Quarzsand (Netzwerkbildner) weit verbreitet. Schriftliche Quellen berichten von Asche der Buche (Fagus sylvatica) und von Farn (Pteridium aquilinum), wobei zwischen Pflanzenasche und Pottaschenextrakt begrifflich oft nicht klar differenziert wird. Pflanzenasche enthält neben Kalium und Calcium Phosphat als Hauptkomponente, während Pottaschenextrakt zur Hauptsache aus löslichen Kalisalzen besteht und kaum Calcium oder Phosphate enthält. Die vorliegende Arbeit diskutiert mit Hilfe graphischer und statistischer Verfahren erstmals Analysen von historischem Kaliglas (n=340), um zwischen Aschenglas (aus Holz- oder Farnasche) und Pottaschenglas (aus Aschenextrakt) zu differenzieren. Darüber hinaus wird mit neuen Analysen von Glas aus der historischen Hütte von Chaluet (Berner Jura/Schweiz) gezeigt, dass farblose Fragmente aus Pottaschenglas, buntfarbene Gläser jedoch aus eigentlichem Aschenglas bestehen. Natronglas war unter den 106 analysierten Fragmenten nicht vertreten. Der Kenntnisstand über die Zusammensetzung von Buchenholz- und Farnasche und deren stoffliche Variabilität ist insgesamt dürftig. Deswegen werden neue Analysen von Buchenholz- und Farnaschen vorgelegt, die eine beträchtliche chemische Variabilität aufweisen, sich aber so klar unterscheiden, dass auch die aus ihnen hergestellten Gläser klar voneinander abgrenzbar sein müssten. Die Ergebnisse zeigen, dass eigentliches Farnaschenglas im zentraleuropäischen Mittelalter ausgesprochen selten gewesen sein muss. Eine Erklärung hierfür ist die nach neu vorgelegten Erhebungen geringe Ernteausbeute von Farn pro Flächeneinheit im Gegensatz zu Holz sowie möglicherweise die Toxizität von Pteridium aquilinum.

Abstract: Sodium-calcium glass has been the most common type for making hollow- or fl at glass over the past four millennia. But from the 9th to the 19th century AD potassium-calcium glass was in wide use in Central Europe. It was manufactured from whole-ash of plants like beech (Fagus sylvatica) or possibly fern (Pteridium aquilinum) containing not only potassium and calcium, but also phosphate as a main component. If potash, the extract from plant ash is used, neither lime nor phosphate are contributed, because these less soluble compounds remain in the residue of the leaching/extraction process. By blending and melting whole-wood ash as a flux/network modifier with quartz sand as a network former, a glass results with several wt.-% phosphate. By using potash extract instead, a glass is obtained being virtually free of phosphate. The phosphate content of historical potassium-calcium glass may therefore be used as a criterion to distinguish whole-ash from potash glass which was not possible so far. Chemical analyses of historical potassium-calcium glass exist in large numbers and can be screen ed statistically by applying the phosphate criterion, but reliable analyses of whole-plant ash and of potash are extremely scarce. The present paper presents hence not only new analyses on plant ash and discusses its natural variability, but it evaluates also statistically the phosphate content of Central European potassium-calcium glass (340 published analyses) and its preference for either whole-ash or potash extract. It discusses furthermore a set of 106 new glass analyses from one glass production site in the Swiss Jura Mountains. By applying the phosphate criterion it was found that colourless fragments consisted of potash glass, whilst coloured fragments represented whole-ash glass; all fragments consisted of the potassium type, no sodium glass was observed. Data on beech- and fern-ash are rare; the few old, and presented new data display a clear chemical difference between the two. The bulk of historical potassium glass has to be interpreted as whole wood ash glass, not as fern-ash glass. The restricted use of fern for glass making is probably due to the small fern output per surface unit in contrast to wood growing per surface unit, as our new investigations show. Another reason is possibly the toxicity of fern.

Key words: potassium-calcium glass, wood-ash, fern-ash, potash, phosphate.

 

Birgit Ringeis: Wo sind die Gehäuseschnecken? Ein Vergleich zweier Gemeinden mit unterschiedlich genutzten landwirtschaftlichen Flächen (Kanton Basel-Landschaft/Schweiz) (p. 123-139)


Zusammenfassung: In landwirtschaftlich genutzten Flächen der Region Basel (Schweiz) unterscheiden sich die Schneckengesellschaften fundamental von den Offenlandgesellschaften der vorausgehenden Jahrhunderte. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts änderte sich die Artenzusammensetzung der Schneckengesellschaften kaum. Die Intensivierung der Landwirtschaft veränderte die Habitatbedingungen in den Agrarflächen und führte zu einer Abnahme der Gehäuseschneckenarten. Anhand zweier Referenzgemeinden mit unterschiedlich intensiver Landnutzung wird dieser Wandel aufgezeigt. Vergleichsobjekte sind die Arteninventare der Landwirtschaftsflächen der beiden Gemeinden sowie die Verteilung typischer Offenlandarten: Vallonia costata, V. pulchella, V. excentrica, Helicella itala. Bei fast identischen Artenlisten der beiden Gemeinden zeigen sich deutliche Unterschiede beim Vergleich der einzelnen Untersuchungsflächen. Die extensiver genutzten Agrarflächen Liesbergs weisen im Vergleich mit den intensiver genutzten Flächen Hersbergs deutlich höhere Arten- und Individuenzahlen auf. Im Gegensatz zu Hersberg mit meist nur einer Art der Gattung Vallonia gehören in Liesberg mit wenigen Ausnahmen zwei oder sogar drei Arten zur Schneckenzönose eines Fundortes. H. itala weist in Liesberg im Vergleich zu Hersberg eine mehr als doppelt so hohe Konstanz auf. Die Verteilungsmuster der Gehäuseschnecken in Liesberg entsprechen den Angaben aus Untersuchungen in der Region Basel bis in die 1970er Jahre, wobei jedoch die Individuenzahlen heute geringer ausfallen.

Abstract: Where are the snails? Comparison of two municipalities differing in their agricultural exploitation (Kanton Basel-Landschaft/Switzerland).
In agricultural areas in the region of Basel (Switzerland) gastropod communities differ fundamentally from open ground communities of the last centuries. Up to the middle of the 20th century species compositions of gastropod communities hardly changed. Intensivation of agricultural land use changed habitat conditions and caused a decrease in gastropod species numbers. This development is demonstrated by the investigation of two municipalities differing in their agricultural exploitation. The lists of gastropod species of both municipalities and the patterns of distribution of typical open land species (Vallonia costata, V. pulchella, V. excentrica, Helicella itala) have been compared. Whereas the two municipalities show almost identical gastropod species lists, distinct differences occur when single investigation plots are compared. In comparision with intensively cultivated agricultural fields of Hersberg, the more extensively cultivated fields of Liesberg show higher numbers of species and individuals. In Liesberg, apart from few exceptions, two or three Vallonia species have been recorded per plot whereas in Hersberg only one species has been found at each site. Frequency of occurrence of H. itala is twice as high in Liesberg. The distribution patterns of snails in Liesberg correlate with records published up to the 1970s whereas the number of individuals has decreased immensely.

Key words: land use change, gastropod community change, Vallonia, Helicella itala, biodiversity.

 

Werner Huber: Die Gross-Schmetterlingsfauna im Naturschutzgebiet Wildenstein (Bubendorf, Basel-Landschaft, Schweiz) (p. 139-160)


Zusammenfassung: Das Naturschutzgebiet Wildenstein (Gemeinde Bubendorf, Kanton Basel-Landschaft, Schweiz) wurde 2003 in den Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaften beider Basel vorgestellt. Neben geschichtlichen, geologischen und landwirtschaftlichen Aspekten wurden auch die Flora und die Fauna beschrieben. Dabei konnte die Schmetterlingsfauna nicht berücksichtigt werden. Die folgende Publikation gewährt einen Überblick über die Gross-Schmetterlingsfauna dieses Gebiets. Die Dauer der Untersuchung erstreckte sich hauptsächlich auf das Jahr 2006 bis Anfang September 2007. Einige Daten stammen aus den Jahren 1999, 2001 und 2004. In diesem Zeitabschnitt konnten 215 Gross-Schmetterlingsarten nachgewiesen werden, 32 Tagfalter- und 183 Nachtfalter-Arten, was zirka einem Fünftel der Artenzahl der gesamten Region Basel entspricht. Wenige davon sind für die speziellen Eichenbestände typisch. Auch fand man nicht alle der erwarteten Arten. Als grosse Seltenheit gilt der an nur wenigen Orten in der Schweiz nachgewiesene Alteichen-Glasflügler Synanthedon conopiformis Nr. 7 in Tab. 1. Insgesamt wurden in dieser Zeitperiode in neun einstündigen Tagesbesuchen und zwanzig nächtlichen Lichtbeobachtungen 1107 Falter gezählt.

Abstract: The butterfl ies and larger moths of the nature reserve Wildenstein (Bubendorf, Basel-Landschaft, Switzerland).
In 2003 a monograph on the nature reserve Wildenstein in Bubendorf (canton Basel-Landschaft, Switzerland) was published in the «Mitteilungen der Naturforschenden Gesellschaften beider Basel». The monograph covered the history, geology and agriculture of the area, and also much of the flora and fauna. Butterflies and moths (Lepidoptera) were not included. The present article goes some way to fi ll this gap. The Macrolepidoptera (butterflies and larger moths) were surveyed from the beginning of 2006 to the beginning of September 2007. Some records from the years 1999, 2001 and 2004 are also included. The total of the records in nine visits in the daytime and twenty observations in the night are 215 species of Macrolepidoptera (32 butterflies and 183 larger mots). This nearly corresponds to the fifth part of the number of species from the region of Basel. A huge rarity is Synanthedon conopiformis (Nr. 7 in Tab. 1) which is known from only very few places in Switzerland and which is dependent on ancient oak trees, typical of Wildenstein. Other typical oak species were also found, but it was not possible to find all the species one could have expected. A total of 1107 Macroleptidoptera were recorded.

Key words: Wildenstein, Bubendorf, nature reserve, macrolepidoptera, landscape with oaks.

 

Manuel Babbi, Andreas Graber und Daniel Küry: Umsiedlung von Dohlenkrebsbeständen (Austropotamobius pallipes) im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) (p. 161-176)


Zusammenfassung: Die Abteilung Veterinär-, Jagd- und Fischereiwesen des Kantons Basel-Landschaft hat 2006 ein Umsiedlungsprojekt mit Dohlenkrebsen (Austropotamobius pallipes, Rote Liste 2) gestartet. Es wurden jeweils zwischen 18 und 141 Individuen in neun Fliessgewässer umgesiedelt. Im Rahmen dieser Bachelorarbeit wurden drei Herkunftsgewässer sowie neun Besatzgewässer mit nächtlichen Begehungen zwischen Anfang Juli und Anfang September 2008 auf einer Strecke von insgesamt 9.75 km untersucht, um die Häufigkeit und die Verbreitung der Dohlenkrebse festzustellen. Mit einer Literaturrecherche wurden zudem die Habitatansprüche des Dohlenkrebses eruiert und daraus ein Erhebungsbogen mit 20 Parametern erstellt, welcher in sämtlichen Herkunfts- und Besatzgewässern angewendet wurde. Damit wurde das Potential der Fliessgewässer als Dohlenkrebshabitat ermittelt. Bestandesschätzungen in den Herkunftsgewässern ergaben für den Bennwilerbach ungefähr 2000 Dohlenkrebse (111 Dohlenkrebse/100 m Uferlänge), für die Abschnitte in der Lützel bei Neumühle und bei Neuhuus 500 und 370 Dohlenkrebse (68 Dohlenkrebse/100 m Uferlänge) und für den Bösenbach 83 Dohlenkrebse (13 Dohlenkrebse/100 m Uferlänge). In den Besatzgewässern konnten während zwei Begehungen zwischen 1.6 % und 21.9 % der eingesetzten Krebse wieder gefunden werden. Jungtiere wurden in diesen Gewässern nicht beobachtet. In den übrigen Besatzgewässern wurden keine Dohlenkrebse nachgewiesen. Die beste Korrelation zwischen den Dohlenkrebsabundanzen und der Habitatbewertung der Herkunftsgewässer konnte unter Berücksichtigung von fünf Parametern erzielt werden. Massgeblich für die Habitatbewertung waren Totholz und feine Wurzeln im Bachbett, natürliche senkrechte Ufer, Unterstände unter Bäumen und Wurzeln sowie ein Substrat, das aus vielen Steinen und Grobkies bestand. Diese Parameter wurden in eine Methode zur Bewertung von Fliessgewässerabschnitten umgesetzt, damit die Dohlenkrebse in den Zielgewässern künftig an den Stellen mit dem grössten Habitatpotential ausgesetzt werden können.

Abstract: Reintroduction of the white-clawed crayfi sh (Austropotamobius pallipes) in the canton Basel-Landschaft (Switzerland).
In 2006 the department of veterinary, hunting and fishery of the canton Basel-Landschaft started a project to restock the white-clawed crayfish (Austropotamobius pallipes, Red list of Swiss species 2). Between 18 and 141 individuals from three donor sites were resettled in nine different receptor sites. Three donor sites and nine receptor sites were visited by nightly excursions to determine the density and the distribution of the white-clawed crayfish between the beginning of July and the beginning of September 2008 at a total distance of 9.75 km. By reviewing the literature a data entry form containing 20 parameters was created to assess the habitat quality in each donor and receptor site. An estimation of the stocks of the white-clawed crayfish in the donor sites revealed 2000 individuals for the Bennwilerbach (111 individuals/100 m shore length), 500 and 370 individuals for the sections in the Lützel at Neumühle and Neuhuus (68 individuals/100 m shore length) and 83 individuals for the Bösenbach (13 individuals/100 m shore length). During two excursions between 1.6 % and 21.9 % of the stocked crayfish were discovered at each receptor site, but no juveniles could be found. In five other receptor sites no crayfish was observed. The best correlation between the abundances of the white-clawed crayfish and the recorded habitat data of the donor sites was generated by five parameters: wood debris, fine roots in the streambed, natural steep shores, shelters under trees and roots as well as a substrate consisting of stones and rubbles. Using these parameters a method for assessing watercourse sections was created, so that white-clawed crayfish can be reintroduced in the sections with the greatest habitat potential to enhance the success.

Key words: Austropotamobius pallipes, white-clawed crayfish, reintroduction, canton Basel-Landschaft

 

Darius Weber, Hans-Peter Ginter und Barbara Hefti-Gautschi: Die aktuelle Verbreitung der Wildkatze (Felis silvestris silvestris Schreber 1777) im Kanton Basel-Landschaft (NW-Schweiz) und in angrenzenden Gebieten (p. 177-186)


Zusammenfassung: Im Winter 2006/2007 wurden der Kanton Basel-Landschaft und die Gemeinden im Solothurner Leimental und im Lützeltal (Nordwestschweiz) von den Jägern nach Vorkommen der Wildkatze (Felis silvestris silvestris Schreber 1777) abgesucht. Dazu wurden insgesamt 268 Baldrian-Lockstöcke in 223 Kilometer-Quadraten eingerichtet und während ungefähr 3 Monaten betreut. Insgesamt konnten von 316 Haarproben schliesslich deren 14 aus 10 verschiedenen Rasterquadraten mit molekulargenetischen Methoden als Wildkatzenhaare identifiziert werden. Bei den anderen Haarproben handelte es sich hauptsächlich um Hauskatzenhaare. Zusammen mit den Ergebnissen einer intensiveren Studie im Gebiet des Blauen ergibt sich folgendes Bild der aktuellen Wildkatzen-Verbreitung: Die Art besiedelt von Westen her die gesamte Blauen-Kette bis nach Aesch, die grossen Waldgebiete Bueberg und Hüttenboden-Stürmen bei Laufen und den Waldkomplex des Britzkiwaldes im Sundgauer Hügelland nordwestlich von Rodersdorf. Ausserhalb des Laufentals und der Blauenkette kommt die Wildkatze im Kanton Basel-Landschaft derzeit nicht oder höchstens vereinzelt vor.

Abstract: The Occurrence of the Wildcat (Felis silvestris silvestris Schreber 1777) in the canton Basel-Landschaft and adjacent Areas.
In winter 2006/2007, the occurrence of wildcats was assessed in the canton Basel-Landschaft and some nearby areas (northwestern Switzerland). Fieldwork was done by local hunters, who placed 268 valerian lure sticks in 223 km squares and checked them biweekly during three months. 14 out of a total of 316 collected hair samples could be identified as coming from wildcats by means of molecular genetics (mtDNA haplotyping). These samples come from 10 different km squares. The rest of the hair samples were mainly from domestic cats. Considering also an additional study in further 66 kilometer squares, the results give a clear picture of the distribution of the species in the region: the wildcat is widespread in the western part, whereas it is absent or extremely rare in the center and the eastern part.

Key words: Wildcat, occupancy, lure stick, non-invasive genetics, survey.

 

Markus Ott: Die Rückkehr der Biber ins Baselbiet (NW-Schweiz) (p. 187-198)


Zusammenfassung: Die intensive Bejagung des Bibers im 17. Jahrhundert führte zur beinahe vollständigen Ausrottung in ganz Europa. In der Schweiz war der Biber als einheimische Säugetierart komplett ausgerottet. Unauffällig sind die Nachkommen der in der Mitte des letzten Jahrhunderts ausgesetzten Biber wieder in ihre angestammten Lebensräume entlang der Flüsse zurückgekehrt. Eine Biber-Bestandeserhebung im Winter 2007/08 ermittelte gesamtschweizerisch rund 1600 Biber. Der erste Bibernachweis für den Kanton Basel-Landschaft gelang 1996 durch Zufall beim Kraftwerk Augst-Wyhlen. Die spontane Neubesiedlung der Ergolz oberhalb des Hülftenfalles erfolgte entgegen bisheriger Prognosen aus Fachkreisen. Aktuell lebt hier eine Familie bestehend aus vier bis sechs Individuen. Eine Chance für eine dauerhafte Wiederbesiedlung durch den Biber stellen neue Konzepte im Hochwasserschutz dar, bei denen revitalisierte Auenlandschaften wieder eine zentrale Rolle spielen.

Abstract: The return of the beaver to the region of Basel (NW Switzerland).
Due to intensive beaver hunting in the 17th century, the whole European beaver population collapsed except in some isolated spots. In Switzerland beavers as endemic mammals were completely eradicated. Unnoticed, the descendants of the exposed beavers of the last century returned to their ancestral water habitats. A stock-check in winter 2007/08 resulted in 1’600 beavers in Switzerland. The first detection of a beaver near Basel was in 1996 by accident at the hydraulic power station Augst-Wyhlen. The spontaneous habitation of the river Ergolz above a natural waterfall was surprising even for experts. There is a family with about 4–6 individuals now. A chance for sustainable habitation are new concepts of flood control in which recovered river landscapes are pivotally.

Key words: beaver, behaviour, river landscapes, stock-check, Ergolz river.

 

Hans-Rudolf Striebel: Alte und neue Aufgaben der Akademien und gelehrten Gesellschaften (p. 199-214)


Zusammenfassung: Die Idee der Akademie als freie Gemeinschaft von lernenden und lehrenden Philosophen geht auf Platon zurück und blieb lebendig, bis der oströmische Kaiser Justinian I. im sechsten Jahrhundert n. Chr. die letzte Akademie von Athen end gültig schloss. Die Denker der Akademien kämpften für die rationale Wahrnehmung der Natur und des Menschen, um die Menschheit aus Vorurteilen und Aberglauben zu befreien und den Weg der Gesellschaft zu einer gesunden Entwicklung und des Individuums zu einem verantwortungsbewussten Leben zu ebnen. Mit der Renaissance lebte die Idee der platonischen Akademie wie der auf. Zugleich entstanden Universitäten, um Theologen, Juristen, Philologen und Ärzte auszubilden und die Wissenschaften zu pflegen. In der Epoche der Aufklärung gründeten urbane Bürger gelehrte Gesellschaf ten, und nach der starken Auffächerung der Wissenschaften im 19. Jahrhundert auch spezialisierte Fachgesellschaften. In der Schweiz setzte diese Entwicklung viel später als in den Nachbarländern ein – mit Ausnahme der Gründung der Universität Basel im Jahr 1460. Der Schweizer Politik entsprechend sind bei uns die Bildung und die Wissenschaft föderalistisch strukturiert; d.h. die Kompetenzen liegen weitgehend in den Händen der Kantone, während der Bund vorab subsidiär mitwirkt. Die rasante Entwicklung der Menschheit stösst an unabdingbare Grenzen und be schwört globale Gefahren herauf, allen voran den Klimawandel als Folge des beschleunigten Verbrauchs fossiler Brenn- und Treibstoffe. Dies ruft schon heute nach international vereinbarten Strategien, griffigen nationalen Gesetzen und dem Sinneswandel jedes Einzelnen. Nebst den Politikern sind auch die Akademien zu aktiver Mitwirkung aufgerufen. Die künftigen Aufgaben der Akademien werden sich laufend aus wissenschaftlichen Defiziten und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen ergeben. Heute schon ist zu beklagen, dass Medien wissenschaftlich geklärte Sachverhalte allzu oft kontradiktorisch behandeln und damit das Publikum mehr verwirren als auf klären. Die Akademien sollten sich deshalb als angesehene neutrale Institutionen in den Medien vermehrt zu Wort melden. Völlig überrumpeln liess sich unsere Gesellschaft durch den Siegeszug des Internet und des Computers. Das an sich grossartige und unverzichtbare Informations- und Kommunikationsinstrument Internet ist zum Tummelplatz vieler Scharlatane geworden. Es verleitet viele zu Missbrauch und treibt sie in eine suchtähnliche Abhängigkeit. Auch hier sollten die Akademien aufklärend eingreifen.

Abstract: Traditional and forthcoming challenges of academies and scientific societies.
The concept of an academy as a free community of teaching and learning philosophers came from Platon and stayed vivid, until the Byzantine emperor Justinian I definitively shut the last Athenian academy in the sixth century AD. The development of the ancient academies is described as a continuous endeavour of the philosophers for the objective perception of nature and man, in order to liberate mankind from prejudice and superstition, and to guide the society to a salutary politics and the individuals to a happy and responsible life. In the Renaissance the Platonian academy revived, and in the same time universities were established, in order to educate theologians, jurists, philologists, and medics and to serve science. In the epoch of Enlightenment urban citizens founded learned societies and, after the enormous diversification of science in the 19th century, specialised professional societies. In Switzerland scientific institutions developed much later than in neighbouring countries, except the foundation of the University of Basel in 1460. Corresponding to Swiss politics, the structure of our system of education and science is federalistic; i.e. decision-making lies in the hands of the cantons, while the Federation mainly acts subsidiarily. The rapid development of mankind hits on inevitable limits and evokes global dangers, above all a change of the world climate as a consequence of the accelerated consumption of fossil fuels. This calls for immediate internationally agreed strategies, effective national laws and a fundamental change of mind of each individual. Besides politicians, the academies are called to act, and indeed, they have initiated appropriate activities years ago. The forthcoming tasks of the academies will continually follow from scientific deficiencies and failures. Even nowadays mass communication deficiencies are visible: The media often report on subjects, that are scientifically clarified, in a contradictory way producing more confusion than elucidation. There fore, academies as reputed neutral institutions should ask to speak in the media more often than in the past. Completely overpowered is mankind by the triumphal march of internet and computers. Internet, the great and indispensable means of communication and information, is abused by many charlatans for personal profits or even for crime and seduces unsteady people to an addicted consumption of game, sex and crime like a drug. Also in this field academies should exercise clearing and educational influence.

Key words: Academy, history of science, philosophy, social criticism, welfare, futurology.

 

Walter J. Gehring: Neue Perspektiven über die Entwicklung und Evolution der Augen (p. 215-220)


Zusammenfassung: In «The Origin of Species» hat Charles Darwin (1859) vorgeschlagen, dass die verschiedenen Augentypen, die im Tierreich gefunden werden, auf einen einfachen Prototyp zurückgehen, der nur aus einer Lichtsinneszelle (Photorezeptorzelle) und einer Pigmentzelle besteht, die das Licht von einer Seite abschirmt. Dieses prototypische Auge ermöglicht seinem Träger bereits das Richtungssehen. Ausgehend von diesem Prototyp postuliert Darwin die Evolution von perfektionierten Linsen- und Komplexaugen durch Variation und Selektion (Auslese). Die Neodarwinisten haben gezeigt, dass die beobachteten Variationen auf Mutationen beruhen, und aufgrund von morphologischen und entwicklungsbiologischen Kriterien angenommen, dass die verschiedenen Augentypen in den verschiedenen Tierstämmen 40 bis 60 Mal unabhängig voneinander entstanden seien. Dieses Dogma ist durch neuere molekulargenetische Untersuchungen stark in Frage gestellt worden. Es wurde ein Masterkontrollgen Pax6 identifiziert, das sowohl bei Taufliegen als auch bei Wirbeltieren die Augenbildung induzieren kann. Pax6 kodiert für ein genregulatorisches Protein, das als Hauptschalter an der Spitze des genetischen Augenentwicklungsprogramms steht und bei allen bilateralsymmetrischen Tieren (Bilateralia) vorkommt. Diese Befunde sprechen für eine monophyletische einmalige Evolution der Augen.

Abstract: New perspectives on the development and evolution of the eyes.
In «The Origin of Species» Charles Darwin (1859) proposed that the different eye-types found in the animal kingdom go back to a simple prototype consisting of two cells only, a photoreceptor cell and a pigment cell, which shields the eye from one side. Such a prototypic eye would allow the animal to detect the direction of light. Darwin assumed that the eyes of increasing perfection originated from this prototype by variation and selection. The Neodarwinists demonstrated that the observed variations were caused by mutations and they assumed on the basis of morphological and developmental considerations, that the different eyetypes arose 40–60 times independently in the various animal phyla. This dogma was challenged by new molecular genetic studies. A master control gene called Pax6 was identified, which both in fruitflies and vertebrates was shown to be capable of inducing eyes in different parts of the body. Pax6 encodes a gene regulatory protein, which serves as a main switch to initiate eye development. It initiates the eye developmental program, and it is found in all bilateria. These findings argue strongly in favor of a single, monophyletic origin of the eyes.

Key words: Eye evolution, monophyletic origin, Pax6, Master Control Gene.


Band 10 – 2007

 

Walter Flückiger und Sabine Braun: Die Stickstoffbelastung der Schweizer Wälder und ihre Auswirkungen (p. 3-22)


Zusammenfassung: Walddauerbeobachtung sowie Stickstoffdüngungsexperimente in Aufforstungen ergaben, dass die übermässigen Stickstoffeinträge momentan eines der Hauptprobleme im Wald darstellen. Sie stammen vorwiegend aus Landwirtschaft und Verkehr und verursachen Bodenversauerung sowie Nährstoffungleichgewichte (Eutrophierung). Während der Beobachtungszeit von 20 Jahren hat sich die Versorgung der Waldbäume mit Phosphor, Magnesium und zum Teil auch Kalium massiv verschlechtert, und die Basensättigung des Bodens hat messbar abgenommen. Aus den Böden werden teils massive Stickstofffrachten ausgewaschen, die das Grundwasser belasten und kationische Nährstoffe mitziehen. Auf der Ebene der Bäume führen übermässige Stickstoffversorgung und Bodenversauerung zu verminderter Durchwurzelung sowie vermehrter Parasiten- und Windwurfanfälligkeit, wie dies nach dem Sturm „Lothar“ vom 26. Dezember 1999 beobachtet wurde. Zudem verändert sich als Folge der Stickstoffbelastung die Waldbodenflora, und in versauerten Böden verschwinden die Regenwürmer.

Abstract: Nitrogen load of Swiss forests and its consequences.
Permanent forest observation and N addition experiments in afforestations show that excessive nitrogen deposition, produced by agricultural activities and traffic, is currently one of the main problems in the forest, causing soil acidification and nutrient imbalances (eutrophication). During an observation time of 20 years the nutrition of the forest trees with phosphorus, magnesium and in part also potassium has been deteriorated, and the base saturation of the soil has decreased. In many cases, nitrogen is leaching from the soils in high amounts polluting the ground water and entraining cationic nutrients. In trees, excessive nitrogen and soil acidification are causing decreased rooting and increased sensitivity against parasites and uprooting; the latter was observed after the gale “Lothar”. In addition, the herbal layer in the forest is changed by nitrogen, and earthworms disappear from acidified soils.

Key words: Forest, nitrogen deposition, soil acidification, nutrition, parasite infestation

 

Kurt M. Füglister und Sigurd von Boletzky: Biologieunterricht am Gymnasium mit Adolf Portmann (p. 23-30)


Zusammenfassung: Adolf Portmanns Werk bereichert auch heute die Biologiedidaktik. Die hier gegebene Darstellung beleuchtet einen zeitgemässen Biologie-Unterricht an Gymnasien, der primäres Welterleben wachruft, ein fühlendes Denken vor dem Antlitz der Phänomene fördert und somit ein geradezu mimetisches Wissen stiftet. Unter mimetischem Wissen wird eine dem Objekt sich anverwandelnde, nachahmende Erfahrung verstanden. Das sekundäre Welterleben, das Sinnen auf die technische Zukunft, das Umweltwissen, soll mehr persönlich wahrgenommen, als Wissen erzeugt, und weniger reproduziert werden.Insbesondere gilt es, beim Lernen nicht von einem Primat der theoretischen Funktion auszugehen, sondern die ästhetische Funktion ganz bewusst zu fördern und so das Erfassen lebendiger Gestalten zu ermöglichen. Es wird aufgerufen zu einem Dialog in der Schule und in der Öffentlichkeit. Über Biologie muss immer wieder gesprochen werden; zutiefst beeinflussen deren Erkenntnisse das aktuelle Weltwissen. Der Physiker Martin Wagenschein (1896-1988) nannte sein Unterrichtsprinzip „sokratisch-genetisch-exemplarisch“. Analog ist für den Biologen Adolf Portmann ein „dialogisch-mimetisches“ Lernprinzip charakteristisch.

Abstract: Teaching biology in highschool: enforcement of the dialogue as promoted by Adolf Portmann.
The work of Adolf Portmann provides important didactic impulses to teachers in biology. This article briefly discusses a modern way of teaching biology at the highschool level, addressing primary experience as an access to the surrounding world, and empathy as a principle of thinking about the phenomena encountered, thus creating a so-called mimetic knowledge. Secondary experience of the world around us and reflexions on the future of an increasingly technological world, as well as insight into the environment should be generated through personal involvement rather than by merely reproducing mental patterns. In particular Portmann's aesthetic function should underlie the whole learning process, thus allowing the pupils to grasp living form (Gestalt) comprehensively. A dialogue or general discourse is necessary both in school and in public life. Biology must be discussed over and again, as insights gained in this field greatly influence our factual knowledge. The physicist Martin Wagenschein (1896-1988) characterized his teaching principle as „socratic-genetic-exemplary“. In analogy to that the principle of learning proposed by the biologist Adolf Portmann can be described as „dialogical and mimetic“.

Key words: Primary and secondary world experience, mimetic knowledge, dialogical teaching, environmental knowledge, aesthetic function.

 

Stephanie Schmidlin und Bruno Baur: Veränderungen in der Vielfalt der Süsswasser-Mollusken in den Weihern der Ermitage (Arlesheim, Kanton Basel-Landschaft, Schweiz) zwischen 1994 und 2003 (p. 31-38)


Zusammenfassung: Die Molluskenfauna (Süsswasserschnecken und Muscheln) des Mittleren und Oberen Weihers in der Ermitage bei Arlesheim (Kanton Basel-Landschaft, NW-Schweiz) wurde in den Jahren 1994 und 2003 untersucht. 1994 wurden in den beiden Weihern insgesamt zwölf Taxa nachgewiesen (neun Schnecken und drei Muscheln), 2003 waren es sechzehn Taxa (dreizehn Schnecken und drei Muscheln). Zwei der neu gefundenen Arten waren nichteinheimische Schnecken, die eingeführt wurden. Ein grosser Anteil der nachgewiesenen Arten ist in der Roten Liste der Schweiz als gefährdet eingestuft. Die hohe Artenvielfalt und das Vorhandensein von vielen gefährdeten Mollusken verleihen den Weihern der Ermitage nationale Bedeutung. Es wird empfohlen, bei zukünftigen Weihersanierungen einen Teil der Süsswassermollusken vorübergehend einzusammeln, um sie später wieder im gleichen Gewässer wieder frei lassen zu können. Durch diese Massnahmen kann die einmalige Molluskenvielfalt längerfristig erhalten werden.

Abstract: Changes in the diversity of freshwater molluscs in the ponds of the Ermitage near Arlesheim (canton Basel-Landschaft, Switzerland) between 1994 and 2003.
The molluscan fauna (freshwater gastropods and bivalves) in two ponds of the landscape garden Ermitage in Arlesheim (canton of Basel-Landschaft, Switzerland) were surveyed both in 1994 and 2003. In the year 1994 a total of twelve taxa (nine freshwater gastropod and three bivalve taxa) were recorded in the two ponds. The corresponding figures for 2003 were sixteen taxa (thirteen gastropod and three bivalve taxa). Two of the newly recorded species were non-native gastropods which have been introduced. A significant proportion of the species recorded are listed in the category “threatened” in the Red List of Switzerland. The high species diversity and the occurrence of many threatened mollusc species indicate that the ponds of the Ermitage are of national importance. We recommend collecting samples of freshwater molluscs prior to the next pond restoration. The molluscs should be released in the same pond after successful restoration. This procedure may help to preserve the unique mollusc diversity in the long term.

Keywords: landscape garden, gastropods, bivalves, biodiversity, conservation actions.

 

Heike Freiberger: Umweltrelevante Projekte am südlichen Oberrhein und am Hochrhein (Nordschweiz, Südwestdeutschland): Die Kommunikation zwischen Forschung und Praxis in transdisziplinärer Zusammenarbeit (p. 39-56)


Zusammenfassung: Von der Forschung wird erwartet, dass sie sich in die regionale nachhaltige Entwicklung einbringt. In diesem Bestreben entstehen im Raum des südlichen Oberrheins und des Hochrheins (Nordschweiz, Südwestdeutschland) zahlreiche umweltbezogene Projekte, in denen Forschende gemeinsam mit Gemeinden, Verwaltungen, der Bevölkerung und weiteren Beteiligten zusammenarbeiten. Die Bedeutung dieser transdisziplinären Zusammenarbeit wurde anhand ausgewählter umweltbezogener Projekte untersucht. Ziel dieser Studie war die Analyse der Kommunikation, um die optimale Gestaltung einer transdisziplinären Arbeitsweise zu finden. Die Untersuchungen zeigen, dass die Basis einer gelungenen Zusammenarbeit häufig ein langjährig zusammenarbeitendes, gut aufeinander eingestelltes Team ist. Die Netzwerkbildung sowie Offenheit und Flexibilität im Umgang miteinander, aber ebenso der gegenseitige Respekt und die im Zuständigkeitsbereich eigenverantwortliche Arbeit bilden das Umfeld, in dem Forschung und Praxis erfolgreich zusammenarbeiten. Die Förderung dieser sozialen Schlüsselkompetenzen muss bereits in der Ausbildung von Studierenden eine zentrale Rolle spielen, damit die Fähigkeit zur transdisziplinären Zusammenarbeit von Beginn an geschult wird. Daneben ist es wichtig, die Rahmenbedingungen für gemischte Projekte weiter zu verbessern. Es wäre sinnvoll, eine (für Forschung und Praxis) gemeinsame Anlaufstelle zu gründen, wo sich beide Seiten begegnen können und Personen, Projekte, Kontakte aber auch Daten vermittelt werden. Damit kann die erfolgreiche Umsetzung des jeweiligen Projektes sowie die Weiterführung in Folgeprojekten gesichert werden.

Abstract: Environmental relevance of projects in the South of Upper and High Rhine (Northern Switzerland, Southwestern Germany): The problem of scientific input to practical work.
The role of scientific research is to generate profound inputs to regional sustainable development strategies. A large number of environmental projects have been established, where researchers work together with municipalities, administration agencies, the population and other stakeholders. The study is based on selected environmental relevant projects and focuses on the importance of the communication between the different project partners. The results show that the basis of successful collaboration is often a long term close cooperation. The development of an informal network, to have an open mind and the flexibility in cooperation as well as mutual respect and a strong personal responsibility of all partners in their field of activity create the environment where scientific researchers and practitioners can work successfully together. A major implication is that the teaching of these communication skills and key competences has to play an important part in the training of students. Additionally, it is important to improve the general conditions for these cooperation projects. The project partners from the science and the practice should have an office, where persons, projects, contacts and data can be transferred. These improved conditions can assure the successful realization and continuation of regional sustainable projects.

Key words: Sustainability, regional development, science and society, environment, communication skills.

 

Randy Koch und Sascha Amhof: Geoökologische Kartierung von Uferbereichen an Fliessgewässern – Kartiersystematik und Talvergleich in der Region Basel (Schweiz) (p. 57-80)


Zusammenfassung: Uferzonen sind schmale Grenzräume zwischen Festland und Wasserflächen. Entlang von Fliessgewässern haben die Ausprägung und Struktur der Uferzonen eine grosse Bedeutung für Retentionsprozesse in landwirtschaftlich genutzten Einzugsgebieten. Das Zurückhalten von Wasser, Bodensedimenten und Nährstoffen in den Uferzonen ist ein vordergründiges Anliegen des Gewässerschutzes. Im Zuge der vorliegenden Publikation wird eine geoökologische Kartiersystematik für Uferbereiche entlang von Fliessgewässern vorgestellt, um den Ist-Zustand der Uferzonen zu erfassen, kleinräumige Ökologische Problemzonen auszuweisen und das Retentionsvermögen einzelner Uferabschnitte abschätzen zu können. In der Region Basel findet neben der Methodenevaluation ein Vergleich der Uferzonenstrukturen ausgewählter Talabschnitte statt. Es zeigt sich, dass die Kartiersystematik praxistauglich, eindeutig, effektiv und effizient ist. Sie ist für verschiedene Anwendergruppen zweckdienlich, für eine GIS-Verwendung geeignet und ermöglicht eine zeiteffektive Kartierung grösserer Gewässerabschnitte. Beim Vergleich der kartierten Uferbereiche in der Region Basel fällt auf, dass – trotz einiger ähnlicher Ufereigenschaften – jeder Talabschnitt sehr individuelle Charakteristika aufweist. Punktuelle Nutzungen in den Uferzonen stellen ein stoffhaushaltliches Hauptproblem dar. Die Hälfte der untersuchten Uferzonen weist ein mässiges Retentionsvermögen auf. In den anderen Tälern muss das Retentionsvermögen der Uferzonen sogar als gering bewertet werden, weil kein ausreichender Gewässerschutz vorhanden ist. Die Kartierung von Uferbereichen mithilfe der hier vorgestellten Methode ermöglicht ein Monitoring der Uferstrukturen und Detailnutzungen für grössere Gebiete und trägt im Zuge einer Umnutzung beziehungsweise Revitalisierung von lokalen Ökologischen Problemzonen nachhaltig zu einer Verbesserung des Gewässerschutzes bei.

Abstract: Geoecological mapping of riparian zones – The mapping system and a comparison of riparian structures in the region of Basel.
Riparian zones are buffer areas situated between the mainland and bodies of water. Retention of water, soil and nutrients are some of the primary concerns of water protection. Retention processes in agricultural catchments are strongly influenced by the structure and shape of the riparian zones. This study focuses on developing and applying a geoecological mapping system specifically suited for riparian areas along rivers and brooks. The aim of the study is to determine the current state of riparian zones, in order to identify small scale “ecological problem zones” as well as to estimate the current retention capacity. All method evaluation and comparisons of riparian zone structures are conducted in the region of Basel. The studies performed in purposely chosen valley sections prove the mapping method to be practicable, conclusive, effective and efficient. In addition, the time efficient mapping system is suited for GIS application. – Despite the fact that the analyzed valley sections have several riparian area properties in common, many individual characteristics can be observed. One of the primary natural nutrient balance problems is widespread punctiform land use. About half of the examined riparian zones show moderate retention capacity, whilst the other half offer even reduced retention capacity. The consequence of reduced retention is an increased matter transport into the brooks. The presented mapping method permits a monitoring of vegetation structure units and small scale land use within the riparian zone. In the context of revitalisation of ecological hotspots, the employed method contributes to the improvement of water protection as a whole.

Key words: Mapping, riparian zones, riparian area, retention, water protection, GIS.

 

Daniel Suter, Daniel Küry, Brigitte Baltes, Peter Nagel und Walter Leimgruber: Kulturelle und soziale Hintergründe zu den Wahrnehmungsweisen von Wasserquellen (p. 81-100)


Zusammenfassung: Um die nachhaltige Nutzung von Quellen und Massnahmen zum Schutz von Quell-Lebensräumen effizient und zielgerichtet umzusetzen, müssen die Formen der Wahrnehmung und Aneignung von Quellen in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen bekannt sein. In der kultur- und sozialwissenschaftlichen Studie im Rahmen des Projekts „Quellen – Trinkwasserspender und Lebensraum“ des Programms Mensch-Gesellschaft-Umwelt (MGU) der Universität Basel wurden deshalb mit Hilfe von qualitativen Interviews und einer repräsentativen schriftlichen Befragung Daten in der Bevölkerung der Region Basel gesammelt. Die Studie zeigte eine in der Gesellschaft vorherrschende idealisierte Quellenvorstellung und wies auf den allgemeinen Sensibilisierungsbedarf für die unterschiedlichen Quelltypen und die spezifische Quellenfauna hin. Im Weiteren wurden modellhaft die fünf Wahrnehmungstypen der utilitarischen, ästhetischen, ökologischen, naturwissenschaftlichen und grenzwissenschaftlichen Wahrnehmung herausgearbeitet. Dabei wurden auch die zwischen den Wahrnehmungstypen verlaufenden Verbindungs- und Spannungslinien behandelt. Aus diesen Ergebnissen wurden schliesslich erste grundlegende Massnahmen für einen nachhaltigen Quellenschutz auf drei Ebenen abgeleitet: eine breite Sensibilisierungskampagne in der Bevölkerung, lokale Quellenschutzprojekte respektive Revitalisierungen und gesetzliche Anpassungen auf nationaler und kantonaler Ebene.

Abstract: Cultural and social perceptions of springs.
To implement a sustainable use of springs as well as measures for the protection of spring habitats in an efficient and systematical way it is important to know how the different social groups perceive and appropriate springs. In the context of the project „springs – habitat and resource for drinking water“, a project of the programme Mensch-Gesellschaft-Umwelt (MGU) of the University of Basel, social and cultural data on this topic were collected using qualitative interviews and a quantitative survey. The study shows that an idealized image of springs dominates the public perception and it points out a general need to sensitize the society for the different types of spring habitats and their special fauna. Furthermore, five different types of perception, the utilitaristic, aesthetic, ecologic, scientific and border-scientific perceptions, were derived.
From these results first basic measures for a sustainable protection of springs on three levels were finally concluded: broad public sensitizing, local spring protection projects respectively revitalizations and legal adjustment on a national and cantonal level.

Key words: cultural perception of nature, typology, sustainability, springs.

 

Lukas Müller: Dem Biber (Castor fiber) auf der Spur: Spurensuche am Rhein und an der Ergolz (Nordwestschweiz) (p. 101-104)


Kurzmitteilung; ohne Zusammenfassung oder Abstract

 

Stephan Schön: Radioaktivität in Pilzen der Region Basel (Nordwestschweiz) (p. 105-110)


Kurzmitteilung; ohne Zusammenfassung oder Abstract


Band 09 – 2006

 

Jürg Stöcklin: Moderne Konzepte der Biologie zum Wesen von Pflanzen und ihrer Unterscheidung von Tieren (p. 3-32)


Zusammenfassung: Der im schweizerischen Gentechnikgesetz verwendete Begriff der „Würde der Kreatur“ wirft die Frage auf, welche spezifischen Eigenschaften die „Würde“ von Pflanzen begründen können. In der vorliegenden Literaturstudie werden aus Sicht der modernen Biologie die Unterschiede im Wesen von Pflanzen und Tieren dargelegt. Es wird beschrieben, wie Pflanzen Informationen aus ihrer Umwelt verarbeiten und entsprechend darauf reagieren können. Schliesslich werden daraus Argumente für die Schutzwürdigkeit von Pflanzen abgeleitet. Auf Grund ihrer Ernährungsweise unterscheiden sich Pflanzen und Tiere zwar grundsätzlich in ihrer Organisation, hingegen kaum hinsichtlich ihrer grundlegenden zellulären Strukturen, Prozesse und ihrer Komplexität. Ein offensichtlicher Unterschied von Pflanzen und Tieren betrifft ihre Individualität. Teile von Pflanzen können sich verselbständigen, Verletzungen oder die Abtrennung von Teilen stellen die Integrität einer Pflanze nicht in Frage. Erdgeschichtlich betrachtet sind Pflanzen und Tiere junge Organismen, die eine sehr viel längere gemeinsame Vorgeschichte haben. Genauso wie Tiere reagieren Pflanzen auf ihre Umgebung durch komplexe Wechselwirkungen zwischen äusseren Reizen und inneren Signalen. Die Signalübertragung beruht auf erstaunlich ähnlichen Mechanismen wie bei Tieren. Während Tiere sich bewegen und auf Reize mit Verhaltensänderungen reagieren, antworten festsitzende Pflanzen auf Reize aus ihrer Umgebung durch Entwicklungsprozesse und Anpassungen in ihrem Wachstum. Eine grosse Plastizität im Entwicklungsprogramm von Pflanzen kompensiert dabei die fehlende Mobilität. Pflanzen haben kein Nervensystem, entwickelten aber für die innere Kommunikation ein differenziertes Hormonsystem und benützen für die zelluläre Kommunikation Aktionspotentiale, die den Signalen in Nervenfasern von Tieren ähnlich sind. Licht spielt für Pflanzen eine Schlüsselrolle, weshalb ihre Möglichkeiten, Wachstum und Entwicklung der Verfügbarkeit und der Qualität von Licht anzupassen besonders ausgeprägt sind. Höchst differenziert sind die Reaktionsmöglichkeiten auf Berührung, und bei der Abwehr gegen Stress, Frassfeinde und Pathogene. Dazu haben Pflanzen eine Vielzahl unspezifischer und spezifischer Abwehrmechanismen entwickelt. Dabei bestehen Ähnlichkeiten zu Tieren z.B. bei der Resistenzentwicklung gegen Pathogene, so dass von einem einfachen Immunsystem bei Pflanzen gesprochen wird. Insgesamt beruht die Wesensart von Pflanzen und Tieren auf getrennten Entwicklungslinien, die durch die andersartige Ernährungsweise bedingt ist. Die sensiblen Möglichkeiten von Pflanzen auf ihre Umwelt zu reagieren. wurden auch schon als „pflanzliche Intelligenz“ bezeichnet. Die Unterschiede von Pflanzen und Tieren, Umweltreize wahrzunehmen, zu verarbeiten und darauf zu reagieren sind gradueller Natur und in ihrer Einzigartigkeit nicht gegeneinander auszuspielen. Aus biologischer Sicht kann keine Höherentwicklung von Tieren im Vergleich mit Pflanzen postuliert werden. Nur aus anthropozentrischer Sicht, wenn die Selbstähnlichkeit mit zu einem Kriterium wird, gibt es Argumente für eine unterschiedliche Schutzwürdigkeit von Tieren und Pflanzen.

Abstract: Modern concept in Biology on the Nature of Plants and Their Differences from Animals.
The notion of a "dignity of creature" used in the formulation of the Swiss law on genetic engineering raises the issue of what are the specific qualities that could be the basis of any "dignity" of plants. The present literature review describes – from the view of modern biology – the differences in the nature of plants and animals. It points out how plants process information from their environment and how they are able to react correspondingly. From these considerations, then, arguments will be derived in favour of a protection of plants. Although, due to their way of nutrition, plants and animals differ fundamentally in their organization, they do not differ largely in their basic cellular structures, processes, and their complexity. One obvious difference between plants and animals concerns their individuality. The integrity of a plant is not yet jeopardized by the fact that parts of it are injured or severed. Seen from a geo-historical point of view, plants and animals are young organisms with a much longer common pre-history. Like animals, plants react to their environment by a process of complex interactions among external stimuli and internal signals. Their signal transfer is based on mechanisms astonishingly similar to that of animals. While animals move, and react to stimuli by changing behaviours, plants – fixed to some place – respond to stimuli from their environment by development processes and adaptations in their growth. A high plasticity in the development programme of plants compensates for their lack of mobility. Plants do not have a nervous system, but for their internal communication they have developed a differentiated hormonal system, and for their cellular communication they use action potentials similar to the signals in nerve fibres of animals. Light is of key importance for plants, and therefore they have developed a marked variety of ways to adapt their growth and development to the availability and quality of light. They have highly differentiated ways of reacting to touch or defending against stress, herbivores or pathogens. Against these threats, plants have developed a multitude of unspecific as well as specific defence mechanisms. In this respect, there are similarities to animals – e.g. in their way of developing resistance against pathogens – so that one speaks of a simple immune system in plants. Altogether, the nature of plants and that of animals are based on separate developmental lines, dependent on different ways of nutrition. The abilities of plants to react sensitively to their environment have been called "plant intelligence" by some researchers. The differences in plant and animal ways of perceiving, processing and reacting to environmental stimuli are gradual in nature, their respective uniqueness cannot be set off against one another. From a biological point of view, it cannot be postulated that animals are more highly developed than plants. It is only from an anthropocentric perspective – taking similarity to humans as a criterion – that one might argue that plants are less worth to be protected than animals.

Key words: dignity of creature, differences between plants and animals, plant protection.

 

Berta Bartha-Pichler: Bedrohte Beerenvielfalt in der Schweiz - Die nationale Beerensammlung in Riehen (Basel-Stadt, Schweiz), und Erhaltungskonzepte der Stiftung ProSpecieRara vor dem Hintergrund fortschreitender „Generosion“ (p. 33-46)


Zusammenfassung: Die Situation der Sortenvielfalt im Bereich Beeren ist in der Schweiz wie in ganz Europa Besorgnis erregend. Die Schweiz verabschiedete 1996 in Leipzig (Deutschland) zusammen mit 150 anderen Staaten den globalen Aktionsplan zum Schutz der pflanzengenetischen Ressourcen um dem Phänomen der „Gen-Erosion“ entgegen zu wirken. Der darauf basierende nationale Aktionsplan der Schweiz beinhaltet folgende Beerensorten: Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren. Von ehemals in der Schweiz verbreiteten Erdbeersorten sind heute noch 40% erhalten, bei Himbeeren und Brombeeren um die 60%. Die Schweizer Stiftung ProSpecieRara unterhält seit 1998 eine nationale Beerensammlung zur Erhaltung der Beerenvielfalt. 2005 wurden in der Sortensammlung in Riehen (Basel-Stadt, Schweiz) von ProSpecieRara rund 700 Akzessionen an Beeren erhalten. 471 Akzessionen davon wurden im Rahmen der Obst- und Beerensorteninventarisierung NAP 02-23 (NAP: Nationaler Aktionsplan zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen für Ernährung und Landwirtschaft) in der Schweiz gefunden und werden nun in der Einführungssammlung in Riehen provisorisch erhalten.

Abstract: Endangered biodiversity of berries in Switzerland – a National Berry Collection in Riehen (Basel-Stadt, Switzerland) and strategies for conservation of ProSpecieRara facing the increasing gene erosion.
The biodiversity of cultivated berries is decreasing rapidly, in Switzerland as well as in the rest of Europe. Switzerland together with 150 other countries has adopted the „Global Plan of Action“ in Leipzig (Germany) 1996, which has been worked out by a FAO working group, to stop the „gene erosion“ of the agricultural plants. The Swiss national plan of action includes the following berries: strawberries, rasperries, blackberries, currants and gooseberries. Only 40% of strawberries and 60% of rasperries and blackberries are maintained today, the rest of the old cultivars has already disappeared. The Swiss Foundation ProSpecieRara is working in the field of conservation of biodiversity of cultivated plants and has started a project for berries conservation including a National Berry Collection in 1998. Until 2005 about 700 accessions of berries have been grown there. 471 of them have been collected in the Swiss national project „Inventory of fruits and berries“ (NAP 02-23) and are now maintained in the National Berry Collection in Riehen (Basel-Stadt, Switzerland).

Key words: conservation of biodiversity, global plan of action, berry collection, berries conservation, Switzerland.

 

André R. Puschnig, Stefan Graeser und Josef Arnoth: Die mineralogischen Sammlungen des Naturhistorischen Museums Basel (Schweiz): Geschichte, Schwerpunkte und heutiger Zustand (p. 47-66)


Zusammenfassung: Die ältesten Objekte der mineralogischen Sammlungen des Naturhistorischen Museums Basel (Schweiz) gehen auf das 17. Jahrhundert und das Amerbach’sche Kabinett zurück. Dank Schenkungen durch Persönlichkeiten des Basler Lebens wie Hieronymus und Johann Jakob d’Annone, Hieronymus Bernoulli, Peter Merian und anderen wurden die Sammlungen im 19. Jahrhundert gezielt ausgebaut. Heute umfassen die Sammlungen rund 125'000 Objekte. Die Sammlungsbestände sind historisch gewachsen und begründen sich auf regionalen Sammeltätigkeiten und wissenschaftlichen Interessen. Wichtige Sammlungen sind heute die Mineralsystematik (mit etwa 15'000 inventarisierten Sammlungseinheiten), Typmineralien (29 Stück, hauptsächlich aus der Schweiz) und alpine Kluftminerale der Schweiz (rund 12'000 Einheiten). Kleinere systematische und regionale Sammlungen umfassen Meteorite, Minerale des Schwarzwaldes (Süddeutschland, rund 1'700 Einheiten) und Sulfosalze der Grube Lengenbach (Wallis/Schweiz), die weltweit wohl vollständigste Sammlung mit etwa 3'300 Einheiten (darunter neun Typmineralien). Die Sammlungen sind nach modernen Gesichtspunkten gelagert. Objektinformationen zu allen Objekten sind in einer Datenbank des Museums erfasst. Die Sammlungsstrukturen folgen gebräuchlichen Klassifikationen.

Abstract: The mineralogical collections of the Natural History Museum Basel (Switzerland): history, priorities and actual situation.
The oldest objects of the mineral collections of the Natural History Museum Basel (Switzerland) date back to the 17th century and to the cabinet of Amerbach. The collections were increased in the 19th century due to donations of citizens of Basel such as Hieronymus and Johann Jakob d’Annone, Hieronymus Bernoulli, Peter Merian and others. Today, the collections comprise about 125.000 items. The main collections developed historically and were based on regional collecting and scientific interests. Important collections are mineral systematics with about 15.000 units, type minerals (29 different types, mostly from Switzerland) and fissure and Alpine minerals from Switzerland (about 12.000 units). Secondary systematic and regional collections comprise meteorites, minerals from the Black Forest (Southern Germany) and sulfosalts from the Lengenbach quarry (Valais, Switzerland), probably the most complete collection worldwide with about 3.300 units (with 9 new type minerals). The collections are stored following modern principles. All informations on the minerals present in the collections can be retrieved from a museum database. The structure of the collections follows the generally accepted classifications.

Key words: mineral collections, collection history, mineral systematics, type minerals, fissure and alpine minerals of Switzerland, Lengenbach minerals.

 

André R. Puschnig und Stefan Graeser: 100 Jahre Simplon-Eisenbahntunnel (Schweiz/Italien) - Beitrag von Baslern beim Bau des Tunnels und zur Geologie des Simplons (p. 67-86)


Zusammenfassung: Am 1. Juni 1906 wurde der Simplon-Einsenbahntunnel mit einer Länge von 19’729 m eröffnet. Basler Geologen waren massgeblich am Bau dieses Tunnels beteiligt und trugen dadurch zum Verständnis der Geologie des Simplongebiets bei. Professor Hans Schardt war der leitende Tunnelgeologe und die Professoren Carl Schmidt und Heinrich Preiswerk kartierten das Simplongebiet. Aus ihren Studien am Simplon entwickelte sich die „Deckenlehre“, und damit ist dieses Gebiet eine Schlüsselstelle für das weltweite Verständnis von Gebirgsbildungsprozessen.
Das Naturhistorische Museum Basel (Schweiz) bewahrt historische Kollektionen von Mineralien und Gesteinen des Simplontunnels. Bei den Mineralien dürfte es sich um die weltweit grösste Sammlung handeln (rund 800 Stück). Herausragend sind die berühmten Anhydrite und der einzige in der Schweiz bekannte Fund von Dawsonit.

Abstract: 100 years of the Simplon railroad tunnel (Switzerland/Italy) - the contribution of Basel to the construction of the tunnel and the geology of the Simplon area.
At the 1st of June 1906, the Simplon railroad tunnel measuring 19.729 m was opened. Geologists of Basel participated in the construction of this tunnel and contributed to the understanding of the geology of the Simplon area. Professor Hans Schardt was the responsible tunnel geologist and the professors Carl Schmidt and Heinrich Preiswerk mapped the Simplon region. From their studies in the Simplon region the nappe concept was developed and this region became a key area for the worldwide understanding of mountain building processes.
The Natural History Museum Basel (Switzerland) hosts historical collections of minerals and rocks collected during the building of the Simplon tunnel. The collection of the tunnel minerals is probably one of the completest in the world (around 800 pieces). Outstanding are the world famous anhydrites and a dawsonite crystal, the only one found in Switzerland.

Key words: Simplon railroad tunnel, nappe concept, collection of tunnel minerals, anhydrite, dawsonite.

 

René Bertiller und Beat Feigenwinter-Thommen: Waldentwicklungsplanung im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz)– das Beispiel WEP Oberer Hauenstein (p. 87-96)


Zusammenfassung: Waldentwicklungspläne (WEP) sollen unter Einbezug der Öffentlichkeit die langfristige Entwicklung des Waldes einer Region steuern und dabei seine nachhaltige Entwicklung sicherstellen. Sie basieren auf einer eingehenden Analyse der aktuellen Situation und einem breit angelegten Mitwirkungsverfahren mit lokalen Interessenvertretern. Bei der Waldentwicklungsplanung werden langfristige Zielsetzungen formuliert und daraus Freiheiten und Rahmenbedingungen bei der Bewirtschaftung und der Freizeitnutzung des Waldes abgeleitet. Der Beitrag zeigt anhand des Beispiels WEP Oberer Hauenstein der Gemeinden Langenbruck und Waldenburg im Forstrevier Oberer Hauenstein, wie ein solcher Prozess abläuft und gibt Einblick in die Ergebnisse einer Planung im Kanton Basel-Landschaft.

Abstract: Regional Forest Development Planning in the Canton of Basel-Landschaft (Switzerland) – the example of Oberer Hauenstein.
Regional Forest Development Plans have the objective to control the long-term development of forests in a certain region, with full public participation in the planning process, and to guarantee a development in accordance with the principles of sustainability. Such plans are based on a thorough analysis of the current situation and on a broad consultation process that involves all local interested parties. The plan defines long-term goals and derives from them the conditions for harvesting and managing the forest and for its recreational use. This article, as an example, describes such a process using the Regional Forest Development Plan of the forest district Oberer Hauenstein located in the municipalities of Langenbruck and Waldenburg. It provides insight into the results of a planning process that has taken place in the Canton of Basel-Landschaft, Switzerland.

Key Words: Regional Forest Development Plan, long-term development of forests, sustainability, planning process, Oberer Hauenstein, Langenbruck, Waldenburg.

 

Stefan Brenneisen und Ambros Hänggi: Begrünte Dächer – ökofaunistische Charakterisierung eines neuen Habitattyps in Siedlungsgebieten anhand eines Vergleichs der Spinnenfauna von Dachbegrünungen mit naturschutzrelevanten Bahnarealen in Basel (Schweiz) (p. 99-122)


Zusammenfassung: Begrünte Dachflächen können für verschiedene Arten aus Bahnarealen und schotterreichen Ufergebieten einen Ersatzstandort darstellen. In einer Untersuchung der Spinnenfauna von 16 Bodenstandorten (hauptsächlich naturschutzrelevante Bahnareale) und 6 begrünten Dachflächen in Basel (Schweiz) konnten 154 Spinnenarten erfasst werden. 40 davon können als faunistische Besonderheiten eingestuft werden, darunter zwei Erstfunde für die Schweiz (Oecobius maculatus, Cicurina japonica). Von den faunistischen Besonderheiten wurden nicht nur auf den Bodenflächen, sondern in vergleichbarem Masse auch auf den begrünten Dachflächen festgestellt. Für die Planung und Gestaltung von begrünten Dachflächen zeigt sich, dass mit unterschiedlichen Schichtstärken eine höhere Vielfalt an Kleinhabitaten entsteht und sich damit auch artenreichere Biozönosen etablieren können.

Abstract: Green roofs – ecological characterisation of a new urban habitat type based on a comparison between the spider fauna found on green roofs and in railway sidings with high conservation interest in Basel (Switzerland). Green roofs provide a supplementary habitat for many species which are naturally found in railway sidings or gravelly river banks. In a study of the spider fauna of 16 ground-level sites (mainly railway sidings of high nature conservation value) and six green roofs in Basel, 154 spider species were found, of which 40 were particularly interesting species. Two species (Oecobius maculatus, Cicurina japonica) were recorded for the first time in Switzerland. Compared to the ground-level sites, there was a similar percentage of rare and interesting species on the green roofs. For the planning and design of green roof habitats, it is shown that strata composed of different substrates provide varied microhabitat conditions, and therefore communities with a higher species richness can be established.

Key words: Green roofs, railway sidings, spiders, nature conservation.

 

Heinz Durrer, Silke Eckl und Valentin Amrhein: Die Zwergmaus (Micromys minutus) in der Petite Camargue Alsacienne (Saint-Louis, Haut-Rhin, Frankreich): Inventar und Raumverhalten - mit Kleinsäugeraufnahme (p. 123-132)


Zusammenfassung: Im Herbst 2003 gelang der Nachweis der Zwergmaus in der Petite Camargue Alsacienne (Saint-Louis, Haut-Rhin, Frankreich) durch Direktfänge mit Lebendfallen. Als Beifänge wurden 6 weitere Kleinsäugerarten erfasst. Dabei wurden nagerfreie Regionen vor allem in Überschwemmungszonen kartiert. Zur Ermittlung von Raumverhalten und Habitatpräferenzen wurden Zwergmäuse aus Zuchten freigesetzt und telemetriert. Die männlichen Zwergmäuse legten grössere Laufstrecken zurück als die weiblichen. Auch war das Ruhemuster im Tagesverlauf zwischen den Geschlechtern verschieden. Die ausgesetzten Zwergmäuse zeigten eine Tendenz, Orte mit höherer Vegetation und mehr Gräsern aufzusuchen. Ruderalflächen und Schilfrandbereiche sollten zur Förderung der Zwergmaus besonders geschützt werden.

Abstract: The Harvest mouse (Micromys minutus) in the Petite Camargue Alsacienne (Saint-Louis, Haut-Rhin, France) – inventory and spatial behaviour.
In the autumn of 2003, the occurrence of harvest mice in the Petite Camargue Alsacienne (Saint-Louis, Haut-Rhin, France) was verified by capturing with life traps. As bycatches, 6 species of other small mammals were found. No small mammals were captured in areas where regular flooding takes place. To examine habitat preferences and activity patterns, captive harvest mice were released and followed in the wild using radio telemetry. The released animals seemed to prefer stands of sedges and reeds. While prospecting the area, male harvest mice tended to cover longer distances than the females. The diurnally changing activity patterns differed between sexes: the females showed more periods of inactivity just after release in the morning than in the afternoon, while the males made less movements in the afternoon.

Key words: Harvest mouse, Micromys minutus, habitat preference, activity pattern, radio telemetry.

 

Heinz Durrer und Henryk Luka: Laufkäfer (Carabidae) in der Petite Camargue Alsacienne (PCA/Saint-Louis, Haut-Rhin, Frankreich): Ausgangslage zur Erfolgskontrolle der Renaturierung der Oberen Au (p. 133-144)


Zusammenfassung: Im Jahr 2003 sind in der Petite Camargue Alsacienne (Saint-Louis, Haut-Rhin, Frankreich) entlang einem Transsekt durch die Obere Au in 4 Biotopen (Maisfeld, Schilf, Ried, Weide) mit Bodenfallen über 7’000 Laufkäfer gefangen und dabei 67 Arten bestimmt worden. Darunter konnten 4 Rote Liste Arten und eine neue Art Cylindera germanica (Deutscher Sandlaufkäfer) für die PCA nachgewiesen werden. Die verschiedenen Arten wurden in Bezug auf ihre Biotoptyp-Präferenzen analysiert. Die Verteilung auf die Biotope zeigt die höchste Artenzahl mit hoher Individuendichte im Ried mit Ruderalvegetation und in der Weide. Im Schilf finden sich 10 exklusive auf diesen Biotop spezialisierte Sumpfarten. Das Maisfeld zeigt noch das Bild, wie es vor 1-3 Jahren für die ganze bewirtschaftete Region typisch war, mit niedriger Artenvielfalt und wenigen individuenreichen Ubiquisten. Ziel der Aufnahme ist es, durch einen späteren Vergleich die Auswirkungen der Renaturierung von 2004, speziell der Vernässung zu dokumentieren, um unter Anderem auch Empfehlungen für die Pflege machen zu können.

Abstract: Ground beetles (Carabidae) in Petite Camargue Alsacienne (PCA/Saint-Louis, Haut-Rhin, France): The situation before the of conservation management in the "Obere Au" area.
In 2003, 7.000 individuals of 67 species of ground beetles were captured along a transect through the "Obere Au" (Saint-Louis, Haut-Rhin, France) area covering 4 different habitat types: cornfield (maize), reed, sedge meadow and pasture. Four species were found that appear on the Red List of Switzerland. One species was detected for the first time in the PCA. For each species the habitat in which they were captured was listed. Most species and individuals were found in the reed and pasture habitats. Ten species were specialists of reed habitat. In the cornfield, low species diversity was present as well as high number of individuals representing a small number of species. The census should be repeated at a later time in order to determine the influence of the conservation management that started in 2004.

Key words: Ground beetles, Carabidae, species diversity, habitat preference, conservation management.

 

Simon Wüest: Auswirkungen des BirsVital-Projekts auf die Wasserqualität der Birs (bei Basel/Schweiz) (p. 145-150)


Kurzmitteilung; ohne Zusammenfassung oder Abstract

 

Lukas Felix: Färben im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) vor der Einführung synthetischer Farbstoffe (p. 151-152)


Kurzmitteilung; ohne Zusammenfassung oder Abstract


Band 08 – 2004

 

Alfred Pletscher: Licht und Schatten des wissenschaftlichen Fortschritts in der Medizin (p. 3-14)


Zusammenfassung: Der spektakuläre Fortschritt der wissenschaftlichen Forschung, besonders seit dem 2. Weltkrieg, hat die moderne Medizin wesentlich geprägt. Einerseits ist es zu früher ungeahnten Fortschritten in der Prävention, Diagnostik und Therapie lebensbedrohender und invalidisierender Krankheiten gekommen. Die grundlegenden, neuen Erkenntnisse der Wissenschaft eröffneten hoffnungsvolle, neue Zukunftsperspektiven für die Lösung noch bestehender Gesundheitsprobleme. Anderseits hat dieser Fortschritt auch grosse Probleme gebracht. Diese betreffen vor allem Sicherheits-Aspekte sowie religiöse und ethische Belange. Wissenschaft und Öffentlichkeit sind sich in zunehmendem Masse dieser Ambivalenz bewusst geworden. Es kam zu vermehrter Förderung der naturwissenschaftlich-biologischen Forschung durch staatliche und andere Instanzen und zu Intensivierung der Übertragung der Forschungsresultate in die Praxis (Technologie-Transfer). Aber auch die Sicherheitsmassnahmen wurden mit dem Fortschritt laufend verstärkt. Es fand eine zunehmende Sensibilisierung bezüglich der ethischen und religiösen Probleme statt, was zum Beispiel zu ethischen Richtlinien und gesetzlichen Massnahmen führte. Für den ausgewogenen Umgang mit den positiven und problematischen Folgen der wissenschaftlichen Forschung braucht es eine intensivierte Konsensfindung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.

Abstract: The spectacular progress in the biological sciences, especially since World War 2, markedly influenced the development of modern medicine. On the one hand, it led to previously unexpected progress in the prevention, diagnosis and treatment of life-threatening and invalidating diseases, and the fundamental knowledge gained by scientific research opened new hopes for combating the still uncontrollable health disorders. On the other hand, this progress had serious shortcomings in its train, e.g. safety risks, ethical and religious problems. Both, science and society have become increasingly conscious of this ambivalence. As a consequence, scientific research gained rising support from governments and other sources, and the efforts to transfer the scientific progress into practice (technology transfer) were enhanced.
Alternatively, the problematic issues have generated continuous efforts to improve safety and have led to the establishment of ethical guidelines and to legal measures. In order to achieve a sound balance between the positive and problematic consequences of scientific research, an intensified search for consensus between research and society is needed.

 

Ulrich Heininger: Impfschutz im Kindes- und Jugendalter (p. 15-24)


Zusammenfassung: Impfungen gehören zu den effektivsten und kostengünstigsten Präventivmassnahmen in der Medizin. Neben Verbesserungen auf dem Gebiet der Hygiene und der Nahrungsmittelversorgung haben sie den wesentlichen Anteil am Rückgang von Morbidität und Mortalität zahlreicher Infektionskrankheiten im 20. Jahrhundert. Wer sich zum Beispiel das Leid eines Patienten mit bleibenden Lähmungen nach Poliomyelitis oder das der Eltern eines Säuglings, der als Folge einer Meningitis durch Haemophilus influenzae Typ b taub ist, vorstellen kann oder selbst erlebt hat, weiss welchen Segen die dagegen gerichteten Impfungen gebracht haben.
Die grossen Impferfolge finden jedoch in der Allgemeinbevölkerung, aber auch bei Ärztinnen und Ärzten, nicht immer die verdiente Anerkennung. Sie werden oftmals sogar grundsätzlich in Frage gestellt. Die Gründe dafür sind vielfältig: Wissens- und Ausbildungsdefizite in Studium und Weiterbildung sowie mangelhafte Fortbildungsbereitschaft auf Seiten der Ärzteschaft; unbegründete Ängste vor schwerwiegenden Nebenwirkungen und die Befürchtung, die Abwehrkräfte des Kindes würden nicht genügend durch Wildinfektionen trainiert auf Seiten der Patienteneltern. Die kritische bis ablehnende Einstellung gegenüber Impfungen wird zudem dadurch begünstigt, dass gerade wegen des Impferfolges einige Erkrankungen kaum noch gekannt werden und deshalb die Notwendigkeit eines Impfschutzes nicht eingesehen wird. Leidtragende sind die dem Erkrankungsrisiko ausgesetzten, nicht geimpften Patienten.
Wissensvermittlung und Aufklärung kann dieser Entwicklung entgegenwirken.

Abstract: Immunisations are one of the most effective and cost-efficient preventive procedures in medicine. Along with improvements regarding hygiene and nutrition, they contributed significantly to the decline in morbidity and mortality of infectious diseases in the 20th century. If one imagines the fate of a patient with persistent paralysis caused by poliomyelitis or the suffering of parents whose child died from meningitis caused by the bacterium Haemophilus influenzae type b, the enormous benefit of immunisation becomes obvious. The great success of vaccines, however, is not always appreciated adequately by lay people and even physicians. Sometimes even doubts about the necessity of immunisation are raised. The reasons for this are manyfold: e.g. knowledge deficits among medical students and physicians and also lack of continuous training, unsubstantiated fears of serious side effects and parental concerns the child’s immune system might not have enough training. Furthermore, uncertainty regarding immunisation is paradoxically supported by the decline of vaccine preventable diseases (attributable to the success of immunisation) which makes it difficult to appreciate continuation of immunisation because many people do not know the respective diseases any longer. Yet, non-immunised individuals are still at significant risk. Education is required continuously to counteract this unfortunate development.

 

Daniel Küry: Bestände des Feuersalamanders (Salamandra salamandra terrestris Lacépède) in der Region Basel und der Schweiz: Ökologie, Verbreitung, Gefährdung und Förderung (p. 25-42)


Zusammenfassung: Im Rahmen mehrjähriger Arbeiten zur Situation des Feuersalamanders (Salamandra salamandra terrestris Lacépède) in der Region Basel und der Nordschweiz wurden 1993 bis 1999 in Teilgebieten Larvenvorkommen inventarisiert. An einem Bestand in Arlesheim (Kanton Basel-Landschaft) wurden zudem Untersuchungen zur Populationszusammensetzung, Lebensweise, Habitatbindung und Gefährdung durchgeführt. Weibliche Tiere waren mit durchschnittlich 24.5 g deutlich schwerer als männliche mit 17 g. Das Gewicht der Weibchen und die Zahl ihrer zwischen Februar und Mai abgesetzten Larven waren kleiner als in Vergleichspopulationen Deutschlands. Ihr durchschnittliches Körpergewicht war jedoch grösser. Die Larvenentwicklungszeit betrug 3 bis 4 Monate für im Frühling abgesetzte Larven. Spät abgesetzte Larven überwinterten. Mit Ausnahme der Ausläufer des Sundgauer Hügellands (Lösshügel Bruderholz und Allschwilerplateau) war der Feuersalamander relativ weit verbreitet. Die meisten Nachweise lagen in einer Höhe zwischen 350 und 450 m ü. M. bei einer Gesamtspanne zwischen 250 und 850 m ü. M.. Die auf der Grundlage eingegangener Meldungen ermittelte Verbreitung in der Nordschweiz bestätigte die Befunde im Amphibienatlas von 1988. Die Bestände dünnen sich im westlichen Jura und westlichen Mittelland deutlich aus. Die Höhenverbreitung liegt zwischen 300 und 1000 m ü. M. mit einem Optimum zwischen 400 und 600 m ü. M.. Die höchstgelegenen Nachweise stammen aus Höhen zwischen 1300 und 1500 m ü. M.. Aufgrund der örtlich zurückgehenden Bestände ist der Feuersalamander sowohl in der Nordschweiz wie in der Region Basel als gefährdet zu betrachten. Habitatanforderungen der Feuersalamander sind ganzjährig Wasser führende, fischfreie Fortpflanzungsgewässer und ein ausreichendes Angebot an Tagesverstecken und Überwinterungsquartieren in der Nähe der Gewässer. Zur Förderung der Feuersalamanderbestände müssen die Habitatanforderungen des Feuersalamanders auch in der Waldentwicklungsplanung und der Siedlungsplanung berücksichtigt werden.

Abstract: Distribution, biology and threat of the fire salamander (Salamandra salamandra terrestris Lacépède) were investigated in the surroundings of Basel and in northern Switzerland between 1993 and 1999. The mean weight of female salamanders of a population analysed in Arlesheim (Canton Basel-Landschaft) was 24.5 g, that of males amounted to 17 g only. As compared to females of Germany the values measured were distinctly lower, and the number of larvae per female was also lower in Arlesheim. On the other hand, the weight of the larvae at birth was higher as compared to the population in Germany. Most of the larvae were deposited between February and May. The larval period was 3 to 4 months for those born in spring. Those deposited later in the season passed the winter in the larval stage. The fire salamander showed a relatively wide distribution with the exception of the “loess hills” in the west of Basel. Most habitats in the Jura mountains of Basel were between 350 and 450 meters above sea level. Lowest and highest sites found were at 250 and 850 meters respectively. The distribution map for northern Switzerland shows a decreasing density from east to west. Sites were recorded at altitudes between 300 and 1000 meters with an optimum between 400 and 600 meters. The highest sites were found in the Jura mountains between 1300 and 1500 meters. Because of a locally decreasing density the fire salamander has to be considered as threatened in the region of Basel as well as in northern Switzerland. According to the observations made in the present study the most important habitat characteristics for the fire salamander are perennial waters without fish situated in forests that offer enough hiding places for adults in the neighbourhood of the water where reproduction takes place. The needs of habitats of the fire salamander should be considered in any forest and settlement developmental planning.

 

Raffael Winkler: Die Typen der Vogelsammlung des Basler Naturhistorischen Museums (Schweiz) (p. 43-52)


Zusammenfassung: Die Basler Vogelsammlung ist mit 28'000 Präparaten die grösste der Schweiz. Die ältesten Präparate datieren von 1830. Der Sammlungsschwerpunkt sind Vögel aus der Schweiz mit mehreren faunistisch bedeutenden Belegen. Weitere wichtige Sammlungsgebiete sind Peru, Ecuador und Indonesien. Die Sammlung enthält 36 Typen (Holotypen, Syntypen, Lectotypen). Sie stammen zum grössten Teil aus den Expeditionen von Fritz Sarasin et al. nach Celebes (Sulawesi) und den Loyalitätsinseln bei Neukaledonien..

Abstract: The bird collection of the Natural History Museum Basel has 28'000 items making this the largest of its kind in Switzerland. The oldest preparations date from 1830's. The skin collection specializes in Swiss birds, with many important faunistic records. Other regions covered with valuable series are Peru, Ecuador and Indonesia. The collection contains 36 type specimens (holotypes, syntypes, lectotypes). Most of them originate from the expeditions of Fritz Sarasin et al. to Celebes (Sulawesi) and the Loyalty Islands (New Caledonia).

 

Gerhard Bächli und Bernhard Merz: Zur Fauna ausgewählter Fliegenfamilien (Diptera, Brachycera) im Naturschutzgebiet Wildenstein bei Bubendorf (Kanton Basel-Landschaft, Schweiz) (p. 53-62)


Zusammenfassung: Im Naturschutzgebiet Wildenstein (Bubendorf, Kanton Baselland/Schweiz) wurden ungefähr 1000 in Fensterfallen gefangene Dipteren aus 19 Familien untersucht. Die Fliegen gehören 109 Arten an. Interessant ist insbesondere die Familie der Clusiidae mit sechs nachgewiesenen Arten. Darunter befinden sich Heteromeringia nigrimana (Loew) und Hendelia beckeri Czerny, die beide sehr selten gesammelt werden. Fast 50% der einheimischen Drosophilidae und gut ein Drittel der Schweizerischen Lauxaniidae zeugen vom grossen Artenreichtum des Gebiets.

Abstract: Diptera of the Nature Reserve Wildenstein (Bubendorf, canton of Baselland/Switzerland), collected by window traps, were analyzed and records are given for 109 species out of 19 acalyptrate families. Particularly interesting is the family Clusiidae with 6 recorded species, among them the rarely collected Heteromeringia nigrimana (Loew) and Hendelia beckeri Czerny. The presence of almost 50% of Swiss Drosophilidae and about one third of Swiss Lauxaniidae demonstrate the remarkably high diversity of the area investigated.

 

Flurin Cathomas: Vorkommen von Ixodes ricinus und Borrelia burgdorferi sensu lato in städtischen Naherholungsgebieten am Beispiel von Basel (Schweiz) (p. 63-80)


Zusammenfassung: Die Schildzecke, Ixodes ricinus, überträgt die Lyme-Borreliose, eine Infektionskrankheit, welche Hautkrankheiten, chronische Nervenentzündungen und Gelenkerkrankungen hervorruft. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung des Zeckenvorkommens in städtischen Naherholungsgebieten, unter Berücksichtigung saisonaler Schwankungen und der Durchseuchung von I. ricinus mit Borrelien. Während den Monaten April bis August wurden im Jahr 2003 in sechs Naherholungsgebieten in und um Basel monatlich Zecken gesammelt. Anschliessend wurden sie mittels der Polymerase Kettenreaktion (PCR) auf Borrelien untersucht. Insgesamt wurden 397 Zecken (35 Adulttiere, 172 Nymphen und 190 Larven) in vier der sechs untersuchten Gebieten gefunden. Zwei Gebiete waren zeckenfrei. Die verschiedenen Entwicklungsstadien zeigten eine unterschiedliche saisonale Verteilung: Während Adulttiere und Nymphen vor allem in den Monaten April, Mai und Juni auftraten, konnten Larven vor allem in den Monaten Juli und August nachgewiesen werden. Borrelien-DNA wurde in 16.8% der Nymphen und in 14.3% der Adulttiere gefunden. In den Larven war keine Borrelien-DNA vorhanden. Die vorliegende Arbeit hat gezeigt, dass Basels Naherholungsgebiete, sofern sie nicht regelmässig gepflegt werden, einen Zeckenbefall aufweisen. In drei von vier Gebieten war I. ricinus zudem mit Borrelien infiziert. Diese Resultate zeigen, dass die Gefahr, die von den Zecken auch in städtischen Naherholungsgebieten ausgeht, nicht unterschätzt werden darf. Deshalb ist es vor allem in den Frühlings- und Frühsommermonaten wichtig, sich vor I. ricinus zu schützen.

Abstract: Hard ticks of the species Ixodes ricinus may transmit the spirochaetal bacteria Borrelia that leads to skin disease as well as chronic joint and nerve inflammation. Ticks prefer humid and tight underwood, where people are attacked during their presence in forests. It was the aim of this project to analyze the prevalence of ticks and their rate of infection by Borrelia in urban recreation areas of Basel, Switzerland. Six different urban areas including one park, two recreation areas and three forests in and around the city of Basel, were investigated for the presence of ticks monthly from April to August 2003. To catch the ticks the flagging method by pulling a white cloth through the undergrowth was used. The ticks collected were analyzed for Borrelia DNA with the Real Time PCR. In four out of the six recreation areas analyzed a total of 397 ticks (13 female and 22 adults, 172 nymphs and 190 larvae) were collected. In the park and in one recreation area no I. ricinus were found. The different development of the tick-stages showed a varying seasonal distribution pattern: Adults and nymphs were mostly found during the first period of the analysis and larvae were present in the second period only. The average rate of infection with Borrelia was 16.4%. No Borrelia DNA was found in the larvae. It may be assumed that where ever ticks are present, there exists a risk of an infection with Borrelia. Therefore, it is important to protect oneself from tick bites even in urban recreation areas.

 

Simon Frey: Auswirkungen von Coffein auf das Überleben und die Frassleistung der Spanischen Wegschnecke (Arion lusitanicus) (p. 81-90)


Zusammenfassung: Schnecken können in vielen Acker- und Gemüsekulturen sowie im Gartenbau grosse Schäden anrichten. Weil im biologischen Landbau chemisch-synthetische Mittel, wie beispielsweise Schneckenkörner, nicht erlaubt sind, wird nach natürlich vorkommenden Molluskiziden gesucht. Aufbauend auf einer Arbeit von Hollingsworth et al. (2002), die die Schnecken-tötende Wirkung von Coffein aufzeigte, wird in dieser Studie die Wirkung von Kaffee und Kaffeesatz präsentiert. Dabei wurden an der in Mitteleuropa sehr stark verbreiteten Spanischen Wegschnecke Arion lusitanicus Versuche zur Giftigkeit durchgeführt und die Wirkung verschiedener Coffeinkonzentrationen auf das Frassverhalten der Schnecken getestet. Die Untersuchungen ergaben, dass weder Pulverkaffee, noch Kaffeesatz oder Coffein in niedriger Konzentration (bis 2% Coffein) Vergiftungserscheinungen oder bedeutende Frasshemmung bewirken und daher für die Schneckenbekämpfung im alternativen Anbau nicht geeignet sind. Einzig das in den Versuchen als Kontrolle verwendete Eisenphosphat scheint äusserst wirksam zu sein.

Abstract: Slugs may cause extensive damage to agriculture, vegetables and gardens. As chemical and synthetically aids like slug pellets are not allowed in biological agriculture, it is looked for naturally occurring molluscicides. This study presents the effects of coffee and coffee grounds on slugs based on Hollingworth et al. (2002), who showed the slugs killing effect of caffeine. Experiments on toxicity have been done on Arion lusitanicus which is widespread in middle Europe. Additionally, the effect of different concentrations of caffeine on the behaviour of food of the slugs has been tested. The results showed that neither instant coffee, nor coffee grounds or caffeine in low concentrations (up to 2% caffeine) cause symptoms of poisoning or have a considerable effect on the food. Therefore these aids are not suitable for the controlling of slugs in biological agriculture. Only iron sulphate, that has been used for comparison, seems to be very efficient.

 

Hans-Peter Rusterholz: Einfluss des Picknickens auf die Zusammensetzung der Pflanzenarten in Baselbieter Wäldern (Schweiz) (p. 91-98)


Zusammenfassung: Wälder in städtischen Ballungsgebieten stehen unter einem grossen Nutzungsdruck durch Erholungssuchende. Die Auswirkungen der Erholungsnutzung auf die Pflanzendecke ist nicht nur von der Art und Häufigkeit der Freizeitaktivitäten, sondern auch von der Trittempfindlichkeit der verschiedenen Vegetationstypen abhängig. In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss des Picknickens auf die Artenvielfalt und -zusammensetzung der Bodenvegetation in zehn Wäldern im Kanton Basel-Landschaft (Schweiz) erfasst. Die Erholungsnutzung führte zu einer starken Reduktion des Deckungsgrades der Bodenvegetation und der Streuschicht und dementsprechend zu einer Zunahme der Waldbodenfläche, die weder mit Pflanzen noch mit Streu bedeckt war. In den stark genutzten Waldgebieten nahm auch die Artenzahl und die Diversität (Shannon-Wiener Index) der Krautschicht ab. Als Folge des Nutzungsdruckes wurden die Häufigkeiten der einzelnen Arten und in einem geringeren Ausmass die Artenzusammensetzung verändert. Bei häufig genutzten Picknickplätzen nahm die Individuenzahl der einjährigen und trittresistenten Pflanzenarten auf Kosten typischer Waldarten zu. Zur Erhaltung intakter Wälder sollte die in der Waldentwicklungsplanung (WEP) vorgeschlagene Trennung von Teilgebieten mit verschiedenen Schwerpunktsfunktionen vorgenommen und den Waldbesuchern bekannt gemacht werden.

Abstract: Urban and suburban forests are exposed to an increasing pressure by outdoor recreational activities. The effects of recreational activities, especially picnicking, on the extent of damage to the ground vegetation and leaf litter layer as well as on the diversity and composition of plant species belonging to the ground vegetation were investigated in ten forest areas situated in the canton of Basle-Country (Switzerland). Frequently picnicking reduced the cover of ground vegetation and leaf litter layer, but increased the cover of bare ground. In addition, the recreational pressure reduced the total number of plant species, the number of plant species per square meter, the plant diversity and altered the composition of the plant communities. In order to maintain undisturbed natural forests, a forest management plan that partitions the forest into areas with different kinds of use should be implemented and communicated to forest visitors.

 

Bruno Baur, Trudi Meier, Lars Fröberg und Hans-Peter Rusterholz: Artenvielfalt und Naturschutzwert der Rappenflue (Röserental westlich von Liestal, Schweiz) (p. 99-114)


Zusammenfassung: Kenntnisse über die Artenvielfalt, die Zahl der gefährdeten (Rote Liste) und geschützten Arten sowie über den Anteil der spezialisierten Arten können zur Einschätzung des Naturschutzwertes eines Biotopes beigezogen werden. Die Vielfalt der Gefässpflanzen, Kalksteinflechten und Landschnecken wurde als Zeiger für den Naturschutzwert der Rappenflue, einer Felsfluh am Ostrand des Gempenplateaus (westlich von Liestal, Schweiz), untersucht. Auf den Felsköpfen, in den Wänden und am Felsfuss wurden insgesamt 151 verschiedene Pflanzenarten nachgewiesen. Fünfzehn der 151 Arten werden als spezialisierte Felspflanzen betrachtet und vier Arten sind in der Roten Liste der Schweiz aufgeführt. Von den 31 gefundenen Kalksteinflechtenarten wurden 21 Arten zum ersten Mal im Kanton Solothurn nachgewiesen. Im Untersuchungsgebiet wurden 56 verschiedene Schneckenarten gefunden, wovon sechs Arten in der Roten Liste der Schweiz aufgeführt sind. Diese Daten weisen auf die aussergewöhnlich hohe Artenvielfalt der Rappenflue hin. Die störungsempfindliche Felslebensgemeinschaft ist aber durch zunehmende Freizeitaktivitäten der Menschen gefährdet. So wurden auf einigen Felsköpfen Schäden an der spezialisierten Vegetation durch häufiges Picknicken festgestellt. Es werden Massnahmen zur längerfristigen Erhaltung der biologischen Vielfalt im Gebiet der Rappenflue vorgeschlagen.

Abstract: Knowledge of species richness, number of threatened (red list) species, and of the proportion of specialized species allows an assessment of the conservation value of a particular habitat. Species richness of vascular plants, calcicolous lichens and terrestrial gastropods were examined as indicators for the conservation value of the Rappenflue, a limestone cliff at the eastern edge of the Gempen plateau (northwestern Swiss Jura mountains). A total of 151 plant species were recorded on the plateau, the free-face and the talus of the cliff. Fifteen of the 151 species were specialized rock plants and 4 species are listed in the red list of Switzerland. Twenty-one out of the 31 species of calcicolous lichens found were recorded for the first time in the canton of Solothurn. Fifty-six gastropod species were found, six of them are on the red list of Switzerland. These findings demonstrate the extraordinarily high species diversity of the Rappenflue. However, the sensitive cliff communities are threatened by the increasing impact of recreational activities in this habitat. At some places, damages to the specialized vegetation were recorded at the cliff edge due to frequent picnicking. Different means to preserve the unique biological diversity at the Rappenflue are suggested.

 

Emmanuel Contesse und Daniel Küry: Aufwertung der Quellen im Moostal und Autal in Riehen (Schweiz): Machbarkeit der Ausdolung und Revitalisierung von Quellen und Quellbächen in Siedlungsnähe (p. 115-134)


Zusammenfassung: Im Rahmen einer Machbarkeitstudie wurde die Aufwertung von Quellen und Quellbächen im Moostal und im Autal (Gemeinde Riehen, Schweiz) untersucht. Das Moostal ist ein muldenartiges Tal auf Löss, in dem ursprünglich eine grosse Zahl von Quellen und Quellsümpfen vorhanden war. Das seit 1943 weitgehend drainierte Gebiet wird heute in den zentralen Teilen intensiv landwirtschaftlich genutzt. Abschnittweise werden Möglichkeiten einer ökologischen Aufwertung vorgeschlagen und ein allfälliger weiterer Abklärungsbedarf formuliert. Die einzelnen Massnahmen werden zu sechs verschiedenen Szenarien einer Aufwertung des Immenbachs und der heute gefassten oder drainierten Quellen kombiniert. Aufgrund verschiedener gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Kriterien werden die Szenarien beurteilt. Die Hintere Auquelle in Riehen könnte im Rahmen der geplanten Revitalisierung des Aubachs ausgedolt werden. Es wurden die technischen Möglichkeiten zur Entfernung von Quellfassung und Brunnstube skizziert und die Varianten zur Entwicklung der Gerinne bis zum nahen Bachlauf vorgestellt. Mit Hilfe einer faunistischen Untersuchung von naturnahen Quellen in einem Umkreis von wenigen Kilometern wird der Zielzustand nach der Ausdolung formuliert. Aus der Untersuchung der beiden Revitalisierungsmöglichkeiten werden allgemeine Regeln zum Vorgehen bei einer Revitalisierung von Quellen und Quellbächen im siedlungsnahen Gebiet abgeleitet.

Abstract: A feasibility study for the restoration of springs and springbrooks in the Moos and Au valley in Riehen (Switzerland) was carried out. The Moos valley is embedded in a loess landscape where formerly many springs existed. In 1943 they were drained to ameliorate agricultural use. The paper shows the objectives and measures for an ecological restoration and the eventual need for futher investigations in several sections of the Moos valley. Nine scenarios were set up to restore the brook Immenbach and a number of springs which now are used for water supply or were drained. The scenarios were evaluated according to social, economic and ecological criteria. It is proposed to restore the spring «Hintere Auquelle» at the same time as the adjacent brook Aubach. This study presents the way to remove the technical installations of the well and the possibilities to create a new springbrook. A study of the fauna of more or less undisturbed springs in the vicinity of the «Hintere Auquelle» helped to define the macrozoobenthos community which is expected to colonize the restored spring. General rules for the restoration of springs and springbrooks in periurban regions were derived from this case study.

 

Urs Geissbühler, Oliver Stucki und Christoph Wüthrich: Selbstreinigungsleistung des Gewässersystems in der Brüglinger Ebene (Basel, Schweiz). Potenziale für die Inwertsetzung urbaner Flusslandschaften (p. 135-154)


Zusammenfassung: Urbane Räume sind durch eine enorme anthropogene Nutzungsdichte geprägt. Flüsse und Flusslandschaften, die solche Räume queren, wurden konsequent den menschlichen Aktivitäten unterworfen und entsprechend angepasst. Die wichtigsten Naherholungsgebiete der Stadt Basel (Landschaftspark Wiese, Brüglinger Ebene) entsprechen solchen urbanen Flusslandschaften. Seit einiger Zeit werden vermehrt Projekte umgesetzt, die diese Räume natürlicher gestalten (z. B. BirsVital). Solche Revitalisierungsprojekte stossen jedoch oft auf verschiedene Zielkonflikte, z. B. zwischen den Bedürfnissen des Naturschutzes und der Erholungsnutzung oder zwischen dem Streben nach verbesserter horizontaler und vertikaler Durchlässigkeit (Konnektivität) und den Ansprüchen des Grundwasserschutzes. In einem interdisziplinären Angebot der Universität Basel, „Mensch – Gesellschaft – Umwelt“ (Projekt F1.03) werden konkrete Lösungen gesucht, die eine Wiederbelebung der natürlichen Auenlandschaft erlauben, ohne aktuelle Nutzungen wie die Trinkwassergewinnung aus Grundwasserströmen oder die Erholungsnutzung zu beeinträchtigen. Im Rahmen eines modernen Flusslandschaftsmanagements könnten Überflutungsbereiche auch in urbanen Räumen eingesetzt werden, um das natürliche Selbstreinigungspotenzial optimal zu nutzen. Die ersten Resultate der physikalisch-chemischen Untersuchungen im künstlichen Gewässersystem der Brüglinger Ebene zeigen, dass die Kombination einer amphibischen Überflutungsfläche zusammen mit einem anschliessenden Flachsee eine effiziente Senke für verschiedene Problemstoffe darstellt, insbesondere für die Fäkalbakterien E.coli und für die Gewässer belastenden Nährstoffe Nitrat und Phosphat. Das Wasser könnte anschliessend für die Revitalisierung weiterer Auengebiete eingesetzt werden, da die Wasserqualität deutlich verbessert und somit die potenzielle Gefährdung des Grundwassers reduziert ist. Zudem erfüllt dieses System eine ganze Reihe von positiven Funktionen (Nischen- und Ökotopvielfalt) für die Erhaltung einer arten- und strukturreichen Erholungslandschaft im städtischen Raum.

Abstract: Urban areas are characterized by an enormous human use density. Passing rivers and their landscapes were subjected and adapted to the human activities. The most important local recreation areas of the city Basel (Landschaftspark Wiese, Brüglinger Ebene) correspond to such urban river landscapes. Recently an increased number of projects try to arrange these areas in a more natural way (e.g. BirsVital). Such restoration projects often encounter different conflicting aims, e.g. between nature conservation and recreation use or between the striving after improved horizontal and vertical permeability (connectivity) and the requirements of groundwater protection. Concrete solutions for an increased use of surficial water to revival natural wetlands without impairing current uses like drinking water treatment from groundwater-streams or the recreation use are looked for in the MGU project F1.03. Within a modern river landscape management the natural potential of self-purification of wetlands could also be used in urban areas. The first results of the physicochemical investigations in the artificial water system of the Brüglinger Ebene show that the combination of an amphibious wetland followed by a shallow lake represents an efficient sink in particular for the E.coli-Bacteria and nutrients as nitrate and phosphate. The leaving water could be used for the restoration of further wetlands, since the water quality clearly has improved and thus the risk of groundwater pollution is reduced. In addition this system fulfills a whole set of positive functions (e.g. variety of niches and ecotopes) for the preservation of a landscape rich in species and structures in the urban area.

 

Hans Laubscher: Zur Geologie der Gegend von Bennwil (Kanton Basel-Landschaft, Schweiz) (p. 155-166)


Zusammenfassung: In der Gegend von Bennwil (Kanton Baselland, Schweiz) haben vor allem tertiäre Bewegungen die heutige Verteilung der Gesteine bestimmt. Im Eozän-Unteroligozän (40-34 Ma) gehörte das Gebiet zur Domäne der schmalen Tafeljuragräben, die in der Regel in der Anhydritgruppe der mittleren Trias (240-220 Ma; evaporitischer Abscherhorizont) abgeschnitten sind, und in denen sich eozäne Bolustone und Bohnerz nebst Süsswasserkalken ablagerten. Im Untermiozän (24-16 Ma) bildeten sich die in der Nordschweiz verbreiteten Flexuren, die sich gemeinhin über jungpaläozoischen (300-260 Ma) Bruchzonen entwickelten. Diese Flexuren wiederum bildeten einen Rahmen für die jungmiozäne (10-6 Ma) kompressive Abschertektonik, während der Falten- oder Kettenjura gebildet wurde. Bennwil liegt am Südrand des Tafeljuras, unmittelbar vor den ersten Überschiebungen des Faltenjuras, und zwar auf der Westflanke der "Bucht von Eptingen", einer auffälligen Einbuchtung des frontalen Faltenjuras. Besonders markant ist diese Einbuchtung in der Muschelkalk-Schuppenzone im Süden eines schmalen Gürtels von Überschiebungspaketen (vor allem Dogger-Malm (180-150 Ma) = Vorfalten oder Subjura von Eptingen). Beide Einheiten sind segmentiert durch eine Reihe von Transferstörungen (Horizontalverschiebungen) von dextralem wie auch von sinistralem Bewegungssinn. Auch diese Segmentierung dürfte durch ererbte Strukturen veranlasst worden sein.

Abstract: The present distribution of rocks in the Bennwil area (Canton Baselland, Switzerland) was essentially produced by Tertiary movements. In the Eocene-early Oligocene the area was a part of the domain of the Tabular Jura with its narrow grabens that mostly bottom out in the evaporites of the middle Triassic - a classical décollement horizon. In the Aquitanian a network of deeply rooted flexures developed which are widespread all over northern Switzerland; they originated in most cases on top of late Paleozoic fault zones. In the late Miocene the Jura fold/thrust belt was formed, a thin-skinned system bottomed by the décollement zone of the middle Triassic evaporites. The village of Bennwil is located at the northern border of this belt, on the western flank of the "Eptingen embayment", a marked reentrant of the frontal parts of the Jura. This reentrant is due to the early Miocene flexures wich acted as a rather rigid frame for the thin-skinned motions. The frontal parts of the Jura nappe, among them particularly the zone of middle Triassic imbrications ("Muschelkalk-Schuppenzone"), is segmented laterally by transfer faults, both dextral and sinistral, which also seem to owe their existence to the influence of the inherited frame.

 

Hans Laubscher: Ein neues Konzept für das Verhalten der eozänen Tafeljuragräben bei der spätmiozänen Jurafaltung: Der Therwil-Witterswil-Dittingen-Grabenzug (bei Basel/Schweiz) als Muster der Grabenverfaltung (p. 167-180)


Zusammenfassung: Ausgehend von der Gegend von Therwil (Kanton Baselland, Schweiz) im südlichsten Teil des Rheingrabens lässt sich in SSW-Richtung ein eozän(-unteroligozäner) Grabentrend verfolgen. Er steigt zunächst S Witterswil an der altmiozänen Landskronflexur an die Oberfläche, ändert dann seine Gestalt an der Störung von Hofstetten und durchquert schliesslich die Blauenkette. In dieser treten dabei verschiedene Unregelmässigkeiten auf, so vor allem die gehobene und leicht gegen N verkippte Domäne des Malms von Hofstetten- Chälen, die vermutlich als Nordschenkel der Rampenfalte („trailing limb“) über einer südvergenten Überschiebung gedeutet werden kann, sodann der besonders intensiv zusammengepresste Kern bei Bergmatten mit seinen zahlreichen Störungen und endlich eine neu kartierte chaotische „Platzstruktur“ im Südschenkel bei Dittingen. Solche Unregelmässigkeiten sind zu erwarten, wenn man bedenkt, dass der dominante Mechanismus bei der Entstehung der Jurafalten Schichtgleiten war, und dass im Bereich der präexistenten Gräben die Kontinuität der Schichten unterbrochen war. Der Therwil-Witterswil-Dittingen Grabentrend darf als Typstruktur für zahlreiche ähnliche, den Rheintalischen Jura durchsetzende Querstrukturen angesehen werden.

Abstract: A trend of narrow grabens of Eocene-early Oligocene age, similar to those of the Tabular Jura, may be pursued from Therwil (canton Baselland, Switzerland) in the subsurface of the southernmost Rhinegraben to the SSW, where it first emerges to the surface at the early Miocene Landskron flexure and thereafter crosses the late Miocene Blauen fold. There it caused a series of rather spectacular irregularities, which may be explained as a consequence of the interruption of bedding by the graben that resulted in the interruption of bedding-parallel slip - the dominant mechanism in shallow fold belds such as the Jura. In the course of folding the graben was kinked into dextral doglegs with a southvergent backthrust in the domain of the bend which was particularly effective in the north limb, then with especially intensive contraction in the core of the fold, and finally with a chaotic set of smaller faults (a „blister“) in the south limb. This Therwil-Witterswil-Dittingen graben trend may be taken as type structure for numerous other similarly chaotic trends crossing the Jura folds in the Rheintal Jura.

 

Karl Haldimann: Seegurken in Frick (Kanton Aargau, Schweiz) (p. 181-192)


Zusammenfassung: In der Tongrube „Gruhalde“ in Frick (Kanton Aargau, Schweiz) sind die Schichten des Lias dank des Abbaus der „Tonwerke Keller AG“ immer wieder gut aufgeschlossen und frei zugänglich. Bei Gruppenarbeiten zur Erforschung der Mikrofossilien ist der Autor auf zahlreiche Holothurien-(Seegurken-)Sklerite gestossen. Die seltene Gelegenheit, ein so umfangreiches Schichtpaket systematisch zu bearbeiten, hat interessante Fakten ergeben. Im Vergleich zu Studien ausserhalb des Schweizer Juras wurden aber auch zahlreiche Fragen der Zuordnung, der Lebensbedingungen und andere aufgeworfen. Die vorliegende Studie und das ihr zugrunde liegende Material macht eine weitere Bearbeitung wünschenswert.

Abstract: Thanks to the activity of the brickyard company „Tonwerke Keller AG”, the beds of the Lower Jurassic (Lias) crop out in an almost ideal way and are freely accessible in the clay pit “Gruhalde” in Frick, Canton Aargau (Switzerland). During repeated teamwork efforts for the investigation of the Lower Jurassic microfossils, the author encountered numerous holothurian (see cucumber) sclerites. The rare opportunity to investigate such a complete section has yielded interesting results. Yet comparisons with similar studies from regions adjacent to the Swiss Jura mountains leaves also many open questions with respect to the determination of the sclerites and the mode of life of the fossil holothurians. The present study is a first report, and investigation of the material it is based on will continue.

 

Ralf Milke und Albert Spycher: Naturwissenschaftliche und kulturgeschichtliche Untersuchungen an Schreibsanden in Basler Archivakten (p. 193-218)


Zusammenfassung: Basler Schreibsande aus dem späten 14. bis späten 19. Jahrhundert wurden mit petrographischen Methoden auf ihren Materialinhalt analysiert. Mittels Recherchen in zeitgenössischer Literatur und Archivstudien wurde Fragen nach Herkunft, Vertrieb und Handel mit Schreibsand nachgegangen. Petrographisch wurden sechs Arten von Schreibsanden unterschieden: Knochen-Holz-Quarz-Sande, gewöhnliche Quarzsande, Schwermineralkonzentrate, Glimmersande, Blausande, Sande aus gemahlenen Mineralen und Gesteinen.
Nach der Materialanalyse lässt sich ein kleinerer Teil der Schreibsande durch Verwendung lokal verfügbarer Materialien erklären. Für viele Sande muss jedoch ein regionales und für einige ein überregionales Einzugsgebiet bestanden haben. Schriftliche Belege, wer Schreibsande nach Basel geliefert hat, konnten nicht gefunden werden. Auffällig unter den Basler Schreibsanden ist eine lange währende Dominanz von entgoldeten Schwermineralkonzentraten, wie sie bei der Goldwäscherei am Oberrhein anfielen und für den obrigkeitlichen Kanzleibedarf abgeliefert wurden. Die Schwermineralkonzentrate vom Rhein sind von Schwermineralsanden anderer schweizerischer Goldwaschgebiete und aus dem Südschwarzwald eindeutig unterscheidbar.
Alle Aspekte von der Herstellung bis zur Verwendung von Schreibsand haben in der zeitgenössischen Literatur wie auch in handschriftlichen Akten nur wenige Erwähnungen hinterlassen. Im Handel mit Schreibsand konkurrierten Apotheker mit eingesessenen und ambulanten Krämern. Im 19. Jahrhundert ging der Handel auf Buchbinder und später vermutlich auch Papeteristen über. Als Verkäufer von Schreibsand kommen ferner die am unteren Ende der Gesellschaft rangierenden Putzsandverkäufer in Frage.
Die Vorlieben für einzelne Sandarten veränderten sich mit der Zeit. Schreibsand war zunächst ein Gemisch von Knochen- und Holzspänen mit Quarzsand, anschliessend fast ausschliesslich Schwermineralsand, welcher später zunehmend durch gewöhnliche Quarzsande abgelöst und später durch dekorative Sandarten wie Glimmersande und Blausande ergänzt wurde.

Abstract: Writing sands from Basel originating from the late 14th through late 19th century were analyzed with respect to their constituents using petrographical methods. Inquiry in the contemporary literature and archival studies adressed questions of origin, distribution and purchase of writing sand. By means of petrography six different sorts of writing sand were distinguished: bone-wood-quartz sands, ordinary quartz sands, heavy mineral concentrates, mica sands, blue sands, ground minerals and rocks.
According to the material analyses only a small number of sands can be explained by use of local sources. Many sands indicate that regional or even national trading areas must have existed. However, no written accounts could be found to identify the people who delivered the sands to Basel. For a long time there was a striking dominance of heavy mineral concentrates among the Basel writing sands that were produced by gold washing along the river Rhine and were delivered to the authority's offices. The heavy mineral concentrates from the Rhine are distinctly different from heavy mineral sands from other swiss gold washing regions and from brooks in the southern Black Forest, Germany.
All aspects of writing sand from its production to usage have left only little traces both in official records as well as in the contemporary literature. In the writing sand trade pharmacists competed with residentiary and ambulant chandlers. During the 19th century the trade vested in bookbinders and later probably in stationers. Other possible writing sand sellers were the scouring sand traders living at the low end of society.
The preference for writing sand types changed with time. Originally writing sand was a mixture of bone and wood splinters with quartz sand. These mixtures were replaced by heavy mineral sands. Later ordinary quartz sands increasingly took their place and with time were successively joined by decorative sand types such as mica sand and blue sands.

 

Franz Schäfer: Welchen Einfluss hat die Höhe über Meer auf den Siedepunkt von Wasser? (p. 219-223)


Kurzmitteilung; ohne Zusammenfassung oder Abstract


Band 07 – 2003

 

Brigitte Frei-Heitz: "Zur rechten Hande neben Zyfen, steht am Berge, ... , auf einem hohen Felsen das Schloss Wildenstein, mit starken Mauern und zimlichen Vorwehren bewahret, ..." (p. 3-14)


Zusammenfassung: Schloss Wildenstein ist eine Gründung der Herren von Eptingen. Der älteste Teil der Gesamtanlage, der Wohnturm, stammt aus dem späten 13. Jahrhundert. Die heutige Gesamtanlage mit der Burg und den Baugruppen des unteren und oberen Hofes gehen im Wesentlichen auf die Bautätigkeit im 17. Jahrhundert zurück. Schloss Wildenstein ist dank der gut erhaltenen historischen Ausstattung eine der wertvollsten Anlagen der Nordwestschweiz.

Abstract: The castle of Wildenstein is a foundation of the lords of Eptingen. The oldest part of the historical site is the tower which dates from late 13th century. The preserved site including the castle and the buildings grouped around the upper and lower court were predominantly constructed in the 17th century. Due to its well preserved historical equipment, Wildenstein castle is one of the most precious sites in Northwest Switzerland.

 

Roland Lüthi: Historische Nutzungen und Relikte in der Landschaft Wildensteins (p. 15-24)


Zusammenfassung: In der Nordwestschweiz hatte die mittelalterliche Dreizelgenwirtschaft bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts Bestand. Ausser dem Eichenhain weist Wildenstein noch weitere Zeugen und Relikte der mittelalterlichen Kulturlandschaft auf. Aufgrund genauer Plandarstellungen sind die Arealverhältnisse der damaligen Kulturlandschaft sehr genau bekannt, ihre biologische Ausstattung hingegen nur vage. Für Raumplanung und Naturschutz sind Kenntnisse über den Werdegang unserer Kulturlandschaften wichtige Grundlagen. Aus ökologischer Sicht sind aber nicht alle früheren Landschaftszustände positiv zu beurteilen.

Abstract: In our region the three-field system of the Middle Ages lasted until the beginning of the 19th century. In Wildenstein some elements of this old rural structure can still be seen (such as hedges, some parts of the way, the distribution of wood and agricultural land). Exactly drawn maps of the 17th and 18th century show the situation of that time. The knowledge of old rural structures and relicts are an important basis for the protection of nature and for landscape planning. But from the point of view of ecology not every element of old structures has to be a good one.

 

Jürg Sedlmeier: Die neolithischen Silexschlagplätze im Gebiet Wildenstein (p. 25-42)


Zusammenfassung: Die neolithischen Silexschlagplätze im Gebiet Wildenstein liegen auf einer Tafeljura-Hochfläche auf 500 bis 530 m ü. M. An den Silexschlagplätzen wurde im ausgehenden 5. Jahrtausend v. Chr. von Angehörigen jungneolithischer Bauerngemeinschaften systematisch Silexrohmaterial verarbeitet. Das verwendete Rohmaterial stammt vorwiegend von der benachbarten Silexlagerstätte auf dem Stälzler (Lampenberg/BL). Beim Schlagplatz Rappenfeld 2 kam zusätzlich Silexrohmaterial vom Tüllingerberg bei Lörrach (Deutschland) zur Verarbeitung. Die vielen Abschläge und die Rohformen von Beilklingen zeigen, dass an diesen Orten gezielt Silexbeilklingen, wahrscheinlich vom Typ Glis/Weisweil, hergestellt wurden. Die Silexschlagplätze von Wildenstein sind Bestandteil eines grösseren Areals mit analogen Fundorten, welche sich um die Silexlagerstätte auf dem Stälzler gruppieren.

Abstract: The neolithic flint workshops of the Wildenstein region in the Canton of Baselland (Switzerland) is located on a plateau in the jura mountains at an altitude of 500 to 530 m above sea level. The flint workshops were occupated in the late 5th Mill. b.c. by members from the neolithic farming communities to manufacture systematicely flint raw materials. The raw material origin is mainly from the neighbouring flint mine at Stälzler near Lampenberg. The flint raw material from Tüllingerberg near Lörrach (Germany) was manufactured supplementary in the flint workshop Rappenfeld 2. The production of flint axes, probably from type Glis/Weisweil, can be traced very clearly in the many flakes and initially worked flint axes. The prehistoric sites of the Wildenstein region represent only a particular workshop zone arround the flint mining area at Stälzler.

 

Lukas Hauber: Geologie von Wildenstein (p. 43-50)


Zusammmenfassung: Die Gesteine der Umgebung von Wildenstein gehören der mittleren und oberen Jura-Zeit (207 bis144 Millionen Jahre) an. Sie bestehen aus einer Wechselfolge von Tonen, Mergeln und Kalken. Sie sind oft relativ reich an Fossilien wie Ammoniten, Crinoiden (Seeigel), Brachiopoden (Armfüsser), Gastropoden (Schnecken), Muscheln und Korallen. Ihr Ablagerungsraum lag in einem warmen, untiefen Meer im Bereich eines Schelfs (Kontinentalrand). Gegen das Ende der Jura-Zeit wurde dieses Gebiet über eine längere Periode zum Festland. Erst mit dem Tertiär (66 bis 1.6 Millionen Jahre) setzten tektonische Bewegungen ein, die der Landschaft den heutigen Charakter geben. Zunächst sank zwischen Schwarzwald und Vogesen der Rheingraben ein, dabei wurden im westlichen Baselbieter Tafeljura die Schichten in Schollen, Gräben und Horste zerlegt. Nach einer gewissen Einebnungszeit schob sich im oberen Tertiär (zwischen 12 bis 5 Millionen Jahren) der Faltenjura von Süden her auf die Tafel, was eine völlige Neuorientierung des Gewässernetzes zur Folge hatte. Dabei begannen sich die heutigen Täler in die Tafel einzuschneiden. Während der Eiszeiten (Quartär), zwischen 1‘600‘000 und 10‘000 Jahren, erreichten die Gletscher den Baselbieter Tafeljura und hinterliessen als Zeugen zahlreiche erratische Blöcke und Gerölle. Nach dem Abschmelzen des Eises erhielt unsere Region die heutige Form.

 
Abstract: The layers in the surroundings of Wildenstein are characterized by a sequence of silty clays, marls and limestones, rich in fossils as ammonites, corals, shells and others. This gives us the indication of a shelf-region with a warm sea with ever changing water-currents. These layers belong to the middle and upper Jurassic time. After its deposition our region became a part of a continental block during the Cretaceous time. In the Tertiary two main tectonical events created the features of the landscape of today: The first one, in the lower Tertiary, is the subsidence of the Rhine-Graben inbetween Black Forest and Vosges. In this context should be seen the fracture zones (faults) in the western plate of the Canton of Basel-Landschaft. It separated different parts into graben, horst and blocks. The second event in the uppermost Tertiary period is the folding of the Jura Mountains south of Wildenstein. This caused a new orientation of the drainage system. The erosion of the today valleys started. In the Quartenary a glaciation took place coming from the Alps and transported cobbles and blocks of alpine material into the region of Wildenstein. Until today the valleys of our region have been formed.

 

David Jäggi: Die Kalktuffe im Naturschutzgebiet Wildenstein (p. 51-58)


Zusammenfassung: Kalkausscheidungen in Bächen und bei Quellaustritten, sogenannte Kalktuffe, von 13 verschiedenen Standorten im Naturschutzgebiet Wildenstein werden erstmals detailliert beschrieben. Kalktuffe sind verletzliche Gebilde, die teils seit Tausenden von Jahren im Aufbau begriffen sind. Für die Wissenschaft ist insbesondere ihre Klimaindikation von Interesse. Während zu früheren Zeiten Kalktuff weltweit als Baumaterial begehrt war, liegt ihr Wert heute vor allem in der Bereicherung des Landschaftsbildes.

Abstract: Calcareous deposits in streams and at sources, so-called calc-tufas, of 13 different localities in the nature reserve Wildenstein are reported in detail. Calc-tufas are fragile structures which developed thousands of years ago. In the past calc-tufas were a desired building material world-wide. Nowadays they have scientific value as climate indicators and enrich the beauty of our landscape.

 

Christian Gilgen: Der Eichenwitwald von Wildenstein: Wahrnehmung, Entstehung und Einzigartigkeit (p. 59-66)


Zusammenfassung: Der Eichenwitwald auf dem Wildenstein ist ein Relikt einer einst weit verbreiteten mittelalterlichen Landschaft. Ihren Ursprung haben die heute bis zu 500-jährigen Eichen im Bedarf an Eicheln für die Schweinemast und an Weideland für das Vieh. Ihr Überleben verdanken Sie der Pietät und Verantwortung der Schlossbesitzer. Sie erkannten früh das Einzigartige dieses Eichenhains.

Abstract: The oak grazing forest of Wildenstein is a relic of a once wide spread medieval countryside. Originally these now 500 years old oaks supplied acorns for the pig fattening and pasture for cattle. The nobility are to be thanked and praised for having recognised the speciality of this grove and made its survival possible.

 

Raymond Kontic: Dendrochronologische Altersbestimmung der Eichen von Wildenstein (p. 67-70)


Zusammenfassung: Untersucht wurden sechs der mächtigsten Eichen. Das Mark einer Eiche konnte auf das Jahr 1488 datiert werden. Obwohl nur bei einer Eiche eine jahrgenaue Datierung gelang, ist die Vermutung naheliegend, dass auch die übrigen kolossalen Eichen ein ähnliches Alter aufweisen, weil die mächtigsten Eichen die übrigen Exemplare nicht im Alter, sondern nur im Dickenwachstum übertreffen.

Abstract: Six of the most massive oaks were explored and the age of one specimen was dated back to the year 1488 exactly. Although precise time references was only possible with this specimen it is assume that the other massive oaks are of a similar age due to the fact that the most massive oaks surpass the other specimens in growth of thickness only, not in age.

 

Walter Flückiger und Sabine Braun: Untersuchungen über den Gesundheitszustand der Witwald-Eichen von Wildenstein – vorläufige Ergebnisse (p. 71-78)


Zusammenfassung: Erste Untersuchungen über das Ausmass der Schädigungen am Eichenbestand des Witwaldes im Gebiet Wildenstein und mögliche Ursachen ergaben, dass rund 27 % von 134 untersuchten Individuen eine Kronenverlichtung von >25 %, davon 2.2 % eine solche von >60 %, aufweisen. Bei Bäumen mit erhöhter Kronenverlichtung und mit erhöhtem Totastanteil konnten verschiedene phytopathogene Pilze wie Armillaria mellea (Hallimasch), Bjerkandera adusta (Angebrannter Rauchporling), Phellinus robustus (Eichenfeuerschwamm), Cryptosporiopsis quercina sowie Phomopsis sp. festgestellt werden. Aus Feinwurzeln geschädigter Eichen konnten ebenfalls die wurzelpathogenen Pilze Cylindrocarpon destructans und Pythium sp. isoliert werden. Mykorrhizen konnten anhand von Stichproben bei stark geschädigten Eichen nur vereinzelt beobachtet werden. Mit Ausnahme von Magnesium, bei welchem im Laub ein leichter Mangel nachgewiesen werden konnte, zeigten geschädigte Eichen eine ausgeglichene Nährstoffversorgung. Die CO2-Werte in der Bodenluft (20 cm Tiefe), gemessen in Stichproben über das gesamte Areal, sind mit 0.7 bis 1.5 Vol % leicht erhöht und weisen auf eine allgemeine leichte Bodenverdichtung hin.

Abstract: Preliminary results show that 27 % of 134 assessed oaks of the "Witwald" in the area of Wildenstein show a crown defoliation of more than 25 %, 2.2 % of them more than 60 %. Trees with increased crown defoliation and increased number of dead branches showed attacks by various phytopathogenic fungi such as Armillaria mellea, Bjerkandera adusta, Phellinus robustus, Cryptosporiopis quercina and Phomopsis sp.. The pathogenic fungi Cylindrocarpon destructans and Pythium sp. were isolated from fine roots of damaged trees. In random samples, mycorrhiza were observed only scarcely in fine roots of heavily damaged trees. Foliar analysis revealed an adequate nutrition with the exception of a light magnesium deficiency. Increased CO2 concentrations (0.7 bis 1.5 Vol %) in soil air were measured across the whole area in 20cm depth, indicating some soil compaction.

 

Hans Rudolf Hofer: Pflanzensoziologie des Naturschutzgebietes Wildensteins (p. 79-88)


Zusammenfassung: Das Naturschutzgebiet von Wildenstein liegt in der submontanen Höhenstufe des Tafeljuras. Durch zwei tief in die Kalktafel eingeschnittene Bachtäler ist ein ausgeprägtes Relief entstanden. Es besteht ein lebhaftes Mosaik von Wald und Kulturland. Die Gesteinsunterlage wechselt: Von kompaktem Kalkstein, Kalkschutt, Mergel, über lehmiges Moränenmaterial bis hin zu Schwemmland. Dies alles bewirkt eine hohe Diversität der Vegetation. Die Bezeichnungen der Verbände folgt Ellenberg (1996): Die dominierenden Buchenwälder (Fagion) enthalten Assoziationen der Unterverbände: Trockenhang-Kalkbuchenwälder (Cephalanthero-Fagenion), Mull-Buchenwälder (Galio odorati-Fagenion). Die übrigen Laubwaldgesellschaften gehören den Verbänden Linden-Mischwälder (Tilio-Acerion) und Eschen-Auenwälder (Alno-Ulmion) an. Diese Gesellschaften werden in einem charakteristischen Ausschnitt als Vegetationskarte gezeigt. Im Kulturland befinden sich Gesellschaften von hohem Schutzwert: Magerwiesen (Mesobromion), Staudenfluren (Filipendulion) und Laichkrautgesellschaften (Potamion). Einem Versuch, die Diversität der Ackerbegleitflora mit Einsaaten zu erhöhen, war wenig Erfolg beschieden und er wurde abgebrochen. Einige eingesäte Arten sind noch vorhanden.

Abstract: The nature reserve of „Wildenstein“ is situated in the submontan beech zone of table Jura of north-western Switzerland. The relief is well structured, due to two deep brook valleys. The underground varies: Compact limestone, limstone rubble, various marl, loamy moraine and alluvial land. This effects a high diversity in vegetation. The deciduas forest communities are related to the alliances of Cephalanthero-Fagenion, Galio odorati-Fagenion, Tilio-Acerion and Alno-Ulmion. Communities of high conservation value are found in the agricultural area: limestone grassland (Mesobromion), wetland vegetation (Filipendulion) and aquatic vegetation (Potamion). In addition to this an experiment is described to elevate the species diversity on arable land.

 

Hans Rudolf Hofer: Verzeichnis der Gefässpflanzen des Naturschutzgebietes Wildenstein (p. 89-102)


Zusammenfassung: Zum ersten Mal werden im Naturschutzgebiet Wildenstein die Gefässpflanzen erfasst. Das Verzeichnis umfasst 467 Arten auf einem Areal von 106.5 ha. Davon stehen 78 Arten auf einer regionalen Roten Liste mit der Bezeichnung "stark gefährdet" (endangered) oder "gefährdet" (vulnerable). Historische Fundangaben liegen keine vor. Deshalb kann nur für wenige attraktive Arten (Orchideen und Enziangewächse) das Aussterben nachgewiesen werden. Bezüglich der Artendiversivität und der Arten der Roten Liste wird verglichen mit anderen gut erforschten Gebieten in der Region, darunter Naturschutzgebiete von nationaler Bedeutung wie Chilpen, Dittingerweide und Reinacherheide.

Abstract: This is the first record of the vascular plants in the nature reserve "Wildenstein". The botanical register comprises 467 species on an area of 106.5 ha. 78 of these species are on the regional "danger list" with the marking "endangered»" or "vulnerable". There are no former registration, therefore proof of extinction can only be given for few attractive species (orchids and gentians). The botanical biodiversity will be compared with other weIl recorded areas in the northwest of Switzerland, among these nature reserves of national importance.

 

Josef Bertram: Moosvegetation und Moosflora des Naturschutzgebiets Wildenstein (p. 103-156)


Zusammenfassung: Im Naturschutzgebiet "Wildenstein" wurde die Moosvegetation und die Moosflora untersucht. Es konnten 55 verschiedene Moosgesellschaften bzw. Moosbestände beobachtet werden. Sie sind in bryosoziologischen Aufnahmen dokumentiert und werden in Tabellen dargestellt, beschrieben und kommentiert. Ihre lokale Verbreitung im Gebiet wird angegeben. Sie werden nach ihrem Vorkommen auf unterschiedlichen Substraten gruppenweise vorgestellt. Die epiphytischen und epipetrischen Gesellschaften sind in grösserer Vielfalt und Menge vertreten, die Assoziationen auf morschem Holz und die Pioniergesellschaften auf offenen Böden sind hingegen selten. Im Gebiet konnten 27 Leber- und 171 Laubmoose nachgewiesen werden. Die Inventarliste enthält ausserdem Angaben über Standorte, Fundareale und Häufigkeit. Das Vorkommen von zahlreichen subozeanischen wie submediterranen Arten spiegelt die klimatischen Verhältnisse des Gebietes wider. 20 Sippen sind für die weitere Region um Basel Neufunde. Neun Moose stehen auf der Roten Liste der gefährdeten und seltenen Arten der Schweiz. Bemerkenswert darunter sind die im Gebiet mehrmals beobachteten Laubmoose Barbula sinuosa und Rhynchostegium rotundifolium, von denen aus der Schweiz bis anhin nur wenige Fundangaben aus den südlichen Landesteilen vorliegen. Hervorzuheben ist auch der Nachweis des Mooses Fissidens viridulus subsp. incurvus, das als "in der Schweiz vom Erlöschen bedroht" eingestuft ist.

Abstract: In the nature reserve "Wildenstein", the bryophyte vegetation and the bryophyte flora were investigated. 55 different communities or assemblages could be observed. They were documented in phytosociological stands and are listed, described, and commented in tables. Their local distribution is given. The communities are treated in groups according to their occurrence on a particular substratum. The greatest variety show the epiphytic and epipetric communities, whereas the associations on rotten wood and open soil are rather rare. In the area of "Wildenstein" a total of 27 liverworts and 171 mosses was found. All species are listed with further information to habitat, local distribution, and frequency. The occurrence of many species with sub-oceanic and sub-mediterranean distribution reflects well the climatic conditions of the area. Nine mosses are registered in the Red Data Book of Switzerland. 20 taxa are new to the region around Basel. Particularly remarkable are several records of Barbula sinuosa and Rhynchostegium rotundifolium. Both species were so far only known from a few localities in the south of Switzerland. Also important is the discovery of Fissidens viridulus subsp. incurvus, which is listed as endangered in the Red Data Book of Switzerland.

 

Martin Frei: Die Baumflechten des Eichenwitwaldes von Wildenstein (p. 157-172)


Zusammenfassung: In den Jahren 1999 bis 2002 wurden im Naturschutzgebiet Wildenstein mehr als 200 baumbewohnende Flechtenarten gefunden. Dies entspricht etwa einem Drittel aller in der Schweiz bisher epiphytisch nachgewiesenen Arten. Allein auf den knorrigen, zum Teil über 500-jährigen Eichen wurden 140 Arten festgestellt, darunter viele typische Eichen- und Altbaumbewohner. 16% der gefundenen Arten stehen auf der schweizerischen Roten Liste (nationale Einstufung), 57% gelten im Jura als gefährdet (regionale Einstufung). Weitere 16% (Schweiz) beziehungsweise 19% (Jura) zählen zur IUCN-Kategorie NT (near threatened). Mehrere Arten verzeichnen auf Wildenstein ihr grösstes bekanntes Vorkommen in der Schweiz. Zwei Flechtenarten sind bundesrechtlich geschützt (Gyalecta ulmi, Parmotrema stuppeum). Einige Arten wurden erst vor wenigen Jahren beschrieben oder harren noch der wissenschaftlichen Beschreibung. Die mit Abstand artenreichste und wertvollste Flechtenvegetation ist auf den frei oder licht stehenden Eichen zu finden. Die Hauptgründe dafür sind in der über Jahrhunderte gleichartigen Bewirtschaftung, in der vielfältigen Baumaltersstruktur und in der extensiven Unternutzung des Witwaldes zu suchen. Im übrigen Naturschutzgebiet konzentrieren sich seltene Flechten auf die relativ luftfeuchten Standorte im Bereich von Gräben und Bachtälchen. Wichtigste Flechtenschutzmassnahmen betreffen die nachhaltige Erhaltung und den Aufbau eines lockeren Eichenbestandes mit verschiedenen Baumgenerationen sowie das Freihalten der Eichenstämme von aufkommendem Gehölzaufwuchs und Efeu.

Abstract: More than 200 tree-dwelling lichens have been identified during research in Wildenstein Nature Reserve. This corresponds to about a third of all established varieties that have been reported in Switzerland up to now. 140 varieties were discovered on the knotty, partly over 500-year-old oak trees alone, among them many typical oak and old tree residents. 16% of the varieties found are on the Swiss Red List, 57% are considered endangered in the Jura mountains. An additional 16% (Switzerland) or 19% (Jura) are counted among the IUCN category NT (near threatened). Several varieties find their greatest known incidence in Switzerland. Two lichen varieties are federally protected (Gyalecta ulmi, Parmotrema stuppeum). Some of the varieties have only been described recently or are still awaiting a scientific description. The by far richest varieties of lichen vegetation can be found on free-standing oaks or those in sparsely wooded areas. This is primarily due to a cultivation that has been more or less the same for centuries, to the diverse ages of the trees, and to the extensive under-exploitation. In the remaining nature reserve the incidence of rare lichens is concentrated in the relatively humid locations near ditches and small valleys of brooks. The most important measures to protect lichens relate to the sustained maintenance and growing of loosely planted oak populations with diverse generations of trees and the protection of oak trunks from encroaching undergrowth.

 

Peter Buser und Markus Wilhelm: Pilzflora der Jahre 2001 und 2002 im Naturschutzgebiet Wildenstein (p. 173-188)


Zusammenfassung: In den Jahren 2001 und 2002 wurden im Naturschutzgebiet Wildenstein 331 Pilzarten gefunden. Der Eichenwitwald erwies sich dabei als besonders wertvoll. Auffällig waren mit Eichen vergesellschaftete und zum Teil seltene Mykorrhiza-Pilze. Auch der geschlossene Wald mit seinen Altholzinseln wies ein vielfältiges Pilzspektrum auf. Zur vollständigen Erfassung der Pilzflora im untersuchten Gebiet müsste noch während mehreren Jahren intensiv weiter gearbeitet werden.

Abstract: Three hundred and thirty one species of fungi were identified in the nature reserve of Wildenstein during the years 2001 and 2002. Several specific as well as rare species were found in the old oak tree forest. The nearby compact forest that comprised islands of old trees showed a wide range of fungi too. A more complete identification of the fungal population within the study area would need several years of investigation.

 

Matthias Kestenholz: Die Vogelwelt des Naturschutzgebiets Wildenstein im Baselbieter Tafeljura (Nordwestschweiz) (p. 189-198)


Zusammenfassung: Die Vogelgemeinschaft des 1 km2 grossen kantonalen Naturschutzgebiets Wildenstein wurde zur Brutzeit 2001 mittels einer Revierkartierung und in den Spätsommern 1987 bis 1989 mit Fängen in einer standardisierten Netzanlage erfasst. 49 Brutvogelarten wurden gefunden. Die an Baumrinden lebenden Arten sind zahlreich vertreten (9 Arten mit zusammen 34 bis 47 Revieren), darunter mit 4 bis 5 Paaren der Mittelspecht als verletzliche Art der Roten Liste. Dies ist auf den guten Bestand an uralten Eichen zurückzuführen. In den Magerwiesen des Naturschutzgebiets brüten die letzten Baumpieper des Tafeljuras. Im landwirtschaftlich intensiv genutzten Teil ist die Vogelwelt verarmt. Als Vogelschutzmassnahmen werden die forstliche Förderung der Eichen in den ans Naturschutzgebiet grenzenden Wäldern, eine Ausdehnung der Magerwiesen, die Schaffung von Buntbrachen und die Pflanzung von Dornsträuchern im Kulturland empfohlen.

Abstract:The bird community of the Wildenstein Nature Reserve (surface 1 km2) in the Jura Mountains (northwestern Switzerland) was studied by a territory mapping of breeding birds in 2001 and by standardized mist-netting in late summer, 1987 to 1989. 49 breeding species were found. The bark-climbing guild of birds is well represented (9 species totalling 34 to 47 territories), including the Middle Spotted Woodpecker (4 to 5 pairs), a vulnerable Red List species. This is due to very old stands of oak trees. The last Tree Pipits breeding in the Jura plateau are found in the meadows on nutrient-poor soils in the nature reserve. In the intensively farmed part of the reserve, however, the bird community is much reduced in species and numbers. Promoting oaks in neighbouring forests, extending grassland farmed at a low intensity, creating wildflower strips and planting thorny shrubs are recommended as measures for the protection of birds.

 

Urs Tester: Zur Amphibienfauna im Gebiet Wildenstein von 1979 bis 2002 (p. 199-204)


Zusammenfassung: Die Arbeit gibt eine Übersicht über die Amphibiennachweise im Gebiet Wildenstein zwischen 1979 und 2002. 1979 sind im Gebiet mit Grasfrosch, Erdkröte, Bergmolch und Feuersalamander vier Amphibienarten in drei Fortpflanzungsgewässern nachgewiesen. 2002 sind es vier Gewässer, und mit Fadenmolch und Geburtshelferkröte zwei Arten mehr. Beide Arten wurden vermutlich bei früheren Untersuchungen übersehen. Geburtshelferkröte, Bergmolch und Fadenmolch benützen den Springbrunnen im Garten des Schlosses als Fortpflanzungsgewässer. Während 1990 wesentlich mehr Erdkröten als Grasfrösche an den Schlossweiher wanderten, ist 2002 der Grasfrosch deutlich stärker vertreten als die Erdkröte. Diese Veränderung kann im Zusammenhang mit der 1998 durchgeführten Sanierung des Weihers stehen.

Abstract: The study gives an impression of the amphibian fauna in the protected area of Wildenstein between 1979 and 2002. 1979 there are two spawning sites and four amphibian species (Common Frog, Common Toad, Alpine Newt and Fire Salamander) known in the study area. 2002 there are four spawning sites and two species more (Palmate Newt and Midwife Toad) known in the area. Both species were probably overlooked in the previous studies. The fountain in the garden of the castle is chosen as a spawning site by the Alpine Newt, Palmate Newt and Midwife Toad. In 1990 the pond near the castle was a very important spawning site of the Common Toad. The Common Frog was less frequent. Now, the Common Frog is much more frequent than the Common Toad. The fluctuation of the two species might be the result of an improvement of the pond in 1998.

 

Daniel Küry: Wirbellosen-Gemeinschaften der Gewässer Wildensteins (p. 205-220)


Zusammenfassung: Im Hinblick auf eine Erfolgskontrolle von Aufwertungsmassnahmen im Gebiet Wildenstein wurde der Zustand der Fliess- und Stillgewässer im Gebiet dokumentiert. Bezüglich chemischer Parameter war die Belastung der Fliessgewässer relativ gering, während in den Weihern eutrophe bis hypertrophe Verhältnisse vorherrschten. Im Wildensteinerbach lebten 59 der insgesamt 68 gefundenen Fliessgewässertaxa, während im Sormattbächli nur 37 Taxa vorkamen. Der Unterschied ist am ehesten mit den unterschiedlichen Substratverhältnissen in den beiden Bächen zu erklären. Von den 45 Taxa der Stillgewässer besiedelten 36 die Luxmattweiher und 24 den Wildensteinweiher. Im Vergleich zu anderen Naturschutzweihern der Region Basel sind diese Taxazahlen niedrig, was mit ihrer Kleinflächigkeit, der kurzen Periode seit ihrer Errichtung (Luxmatt¬weiher) und der dichten Fischpopulation (Wildensteinweiher) erklärt werden kann. In Fliess¬gewässern und Stillgewässern zusammen wurden elf Arten der Roten Listen der Schweiz respektive Süddeutschlands nachgewiesen. Es werden Massnahmen zur Aufwertung der Habitatvielfalt in Fliessgewässern und zur Reduktion des Nährstoffeintrags in Stillgewässern vorgeschlagen. Die Wiederholung der Untersuchungen soll eine Beurteilung der Erfolgs der Aufwertungsmassnahmen im Gebiet ermöglichen.

Abstract: To evaluate the success of the landscape restorations in the Wildenstein region (canton of Basel-Landschaft) the initial quality of the running and standing waters was assessed. Physico-chemical parameters showed a rather high quality of the brooks but eutrophic to hypertrophic conditions in ponds. Most of the 68 macrozoobenthos taxa in the brooks lived in the Wildensteinerbach (59 taxa) while in the Sormattbächli only 37 taxa were observed. The difference was explained with differing substrate conditions. A total of 45 macrozoobenthos taxa were determined in the ponds: 36 taxa in the Luxmatt ponds and 24 taxa in the Wildenstein pond. Compared to other ponds which are important for conservation, Luxmatt and Wildenstein ponds were poor in taxa. This could be explained with their small areas, the short period since their construction and the presence of fish populations. In both, running and standing waters, 11 species figured in the red lists of Switzerland and Southern Germany, respectively. The enhancement of habitat diverstity in running waters and the reduction of the nutrients input in the ponds shall improve the conditions of the macroinvertebrate communities. A monitoring based on the present investigation will estimate the effect of the management to extensivate the farming and forestry.

 

Christoph Oberer und Brigitte Ringeis-Krumscheid: Die Mollusken im Naturschutzgebiet Wildenstein - eine aktuelle Bestandesaufnahme (p. 221-232)


Zusammenfassung: Im Naturschutzgebiet Wildenstein und in seiner Umgebung konnten im Rahmen dieser Erfassung 87 Schneckenarten und zusätzlich mehrere Arten Kleinmuscheln der Familie Sphaeriidae nachgewiesen werden. Von den Schnecken sind 19 Arten (22 %) gefährdet und weitere elf (13 %) stehen auf der Vorwarnliste der aktuellen Roten Liste. Somit gehören mehr als ein Drittel der gefundenen Schneckenarten zu den in der Roten Liste des Kantons Basel-Landschaft genannten Arten.
Besondere Beachtung verdient das Vorkommen der Sumpfwindelschnecke, Vertigo antivertigo. Die auf ständige Feuchtigkeit angewiesene (stenök-hygrophile) Art ist wegen Trockenlegungen und anderen Biotopzerstörungen an vielen früheren Fundstellen nicht mehr nachweisbar. Im Kanton Basel-Landschaft muss diese Art als sehr stark gefährdet eingestuft werden.
Kleinmuscheln wurden nicht näher bestimmt. Sie werden als Sphaeriidae sp. ausgewiesen.

Abstract: In the nature reserve Wildenstein and its vicinity, 87 gastropod species and additional pea mussels (Sphaeriidae) have been recorded. 19 of the gastropod species (22 %) are threatened and additional 11 species (13 %) are listed in the prewarning list (Vorwarnliste) of the Red List. Therefore, more than 30 % of the gastropod species recorded in this study are recorded in the Red List of the canton Basel-Landschaft.
Special attention is directed towards the occurrence of Vertigo antivertigo. Due to drainage and other ecosystem deteriorations this species that depends on lasting humidity (stenök-hygrophile) is no longer found in many areas where it has formerly been recorded. In the canton Basel-Landschaft, this species is considered as seriously threatened.
Pea mussels were not determined to the species. They are listed as Sphaeriidae sp.

 

Ambros Hänggi: Spinnen (Araneae) in Wildenstein – mit Diskussion einiger häufig gebrauchter Methoden zur Charakterisierung von Standorten anhand von Faunenlisten (p. 233-252)


Zusammenfassung: Spinnen wurden mit Bodenfallen im Sommer und Herbst 2001 (15.5. bis 26.7. und 1.11. bis 22.11.) an sechs Standorten des Naturschutzgebiets Wildenstein gesammelt. Dabei konnten 69 Arten aus 14 Familien mit 1198 Individuen erfasst werden. Sowohl die Arten- wie auch die Individuenzahl ist überraschend gering. Keine einzige Art ist faunistisch gesehen von besonderer Bedeutung. Einige quantitative, die Standorte charakterisierende Kenngrössen werden präsentiert und deren unterschiedliche Aussagekraft diskutiert. Die Häufigkeitsverteilung einiger Arten über den Jahresverlauf (Phänologie) wird dargestellt und zu der Fangmethode in Bezug gesetzt. Die Artenzusammensetzung der einzelnen Standorte wird anhand verschiedener quantitativer Methoden verglichen, wobei die Aussagekraft und die Grenzen der verschiedenen Methoden diskutiert werden. Die Ergebnisse von qualitativen Netz- und Klopfschirmfängen werden kurz vorgestellt. Keine der 17 so gefangenen Arten wurde in den Bodenfallenfängen registriert.

Abstract: Spiders were collected by means of pitfall traps at six stations of the nature reserve Wildenstein during summer and autumn 2001 (May 15th to July 26th and November 1st to 22nd). 1198 individuals representing 69 species of 14 families were identified. The number of species as well as the number of individuals are surprisingly small. Not a single species is of special faunistical interest. Some quantitative characteristics of the stations are presented and their informative value is discussed. The phaenology of some species is presented and discussed according to the collecting method. Species compositions of the stations are presented by means of quantitative methods and are discussed. The results of some qualitative captures with sweep net and beating trays are presented. None of these 17 species were recorded by the collections with pitfall traps.

 

Edi Stöckli: Hundertfüsser (Myriapoda: Chilopoda) im Naturschutzgebiet Wildenstein (p. 253-256)


Zusammenfassung: Die Hundertfüsser (Myriapoda: Chilopoda) sind als Beifänge von Bodenfallen untersucht worden. Die zehn gefundenen Individuen verteilen sich auf sechs verschiedene Arten, grösstenteils Ubiquisten oder Waldbewohner. Alle Arten sind für die Schweiz bekannt.

Abstract: The centipedes analyzed (Myriapoda: Chilopoda) are side collections from pitfall traps. There are ten specimen representing six species mainly generalists or inhabitants of wood areas. All species are known for the swiss fauna.

 

Henryk Luka und Lukas Pfiffner: Wildenstein - Laufkäfer (Coleoptera: Carabidae) (p. 257-262)


Zusammenfassung: Im Gebiet Wildenstein wurde die Laufkäferfauna während zwölf Fangwochen (Mai bis November 2001) mittels 24 Bodenfallen in sechs unterschiedlichen Standorten ermittelt. Mit 285 Laufkäfern aus 32 Arten wurden wenige Individuen und Arten im Verhältnis zum Fangaufwand nachgewiesen. Trotz geringen Aktivitätsdichten wurden aufgrund der Ähnlichkeiten der Artengemeinschaften vier Gruppierungen der Standorte auf zwei Ebenen festgestellt: 1. Gruppierung Wald- und Grünlandstandorte (geordnet nach artspezifischer Biotoptyp-Präferenz) und 2. Gruppierung Nass- und Feuchtstandorte (geordnet nach artspezifischer Feuchtigkeitspräferenz). Die im Wald und Waldrand festgestellten, typischen Waldarten wurden meist auch in den benachbarten Grünlandflächen gefunden. Mit einer Ausnahme wurden keine seltenen oder gefährdeten Laufkäferarten nachgewiesen. Die seltene und unterirdisch lebende Art Pterostichus melas kam einzig in der Weide mit den alten Eichen vor. Das Vorkommen von stenöken (mikroklimatisch anspruchsvolle Spezialisten) Sumpfarten in der Nasswiese und im Auenwald zeigte an, dass diese Flächen ein naturschützerisches Potential besitzen.

Abstract: The carabid fauna was investigated in six different biotopes using four pitfall traps per site during 12 weeks from may till November 2001. Only 285 carabids of 32 species were found. In spite of small numbers specific similarities of the communities could be detected showing four clusters on two levels. Typical forest species that occurred in the forest and the forest edge were also trapped in the adjacent grassland sites. With only one exception no rare or endangered species were found. The rare species Pterostichus melas only occurred in the pasture with the old oak trees. The occurrence of stenoceous species in the wet meadow and the flood plain forest indicates a nature conservation potential.

 

Thomas Walter, Mathias Wolf und Markus Plattner: Holzbewohnende Käfer im Naturschutzgebiet Wildenstein (p. 263-286)


Zusammenfassung: Die Käferfauna der Altholzbestände Wildensteins wurde im Jahre 2000 mit Fensterfallen und regelmässigen Beobachtungen erfasst. Aus 43 in der Untersuchung berücksichtig- ten Käferfamilien konnten 234 Arten nachgewiesen werden, darunter 183 strikte Holzbewohner. Ein Vergleich mit anderen Untersuchungen macht deutlich, dass sowohl die Artenvielfalt wie auch der Anteil seltener und gefährdeter Arten besonders hoch sind, was die grosse Bedeutung des Gebiets für Holzkäfer unterstreicht. Aspekte der Biologie ausgewählter Arten werden erläutert, und Massnahmen zur Erhaltung der Käferfauna im Gebiet vorgeschlagen. Die Massnahmen beinhalten die Schonung von Bäumen und Baumbeständen und die Sicherung der Kontinuität eines ausreichenden Angebotes an Alt- und Totholz, die Freistellung von Bäumen sowie die Sicherstellung eines ausreichenden Blütenangebots.

Abstract: The beetle fauna of the woodland of Wildenstein was studied in the year 2000 by means of window traps and periodic observations. Among the 43 beetle families taken into account, a total of 234 species could be proven, 183 of which are strict wood dwellers. A comparison with other investigations points out that both the diversity of species as well as the proportion of rare and endangered species are particularly high, which underpins the great importance of the area for wood beetles. Some aspects of the of the biology of selected species are commented, and measures for the conservation of wood beetles in the area are suggested. The measures are designed to maintain the old grown trees, to promote a sufficient regeneration by reinforced planting of younger oak trees, to provide sufficient old and decaying wood as well as a flower-rich undergrowth.

 

Rainer Neumeyer: Wildbienen im Naturschutzgebiet Wildenstein (Hymenoptera: Apidae) (p. 287-292)


Zusammenfassung: Im Sommer des Jahres 2000 wurden im Naturschutzgebiet Wildenstein (Bubendorf, BL) zwölf Fensterfallen aufgestellt, um Altholz-Käfer zu fangen. Unter den Beifängen dieser Fallen befanden sich auch zehn Arten von Wildbienen (Apidae). Eine davon (Rophites quinquespinosus) ist auf Lippenblütler angewiesen und in der Schweiz vom Aussterben bedroht. Sie konnte nun in der Region Jura erstmals seit 1970 wieder gefunden werden. Zwei weitere Arten - Lasioglossum glabriusculum und Megachile ligniseca - sind gefährdet. Letztere nistet nur im Totholz. Erwähnenswert ist auch Heriades truncorum, denn die Art benötigt Körbchenblütler und nistet im Totholz oder in Pflanzenstengeln. Die übrigen Arten sind im Mittelland (Lasioglossum malachurum) oder sogar in der ganzen Schweiz (Halictus tumulorum, Lasioglossum albipes, L. calceatum, L. morio, L. pauxillum) häufig.

Abstract: In the nature reserve of Wildenstein (Bubendorf, BL) 12 window traps were exposed during the summer of the year 2000, in order to catch beetles living in dead wood. In these traps 10 species of wild bees (Apidae) were also caught. One of them, Rophites quinquespinosus, is dependent on Lamiaceae, in a status near to extinction. It has now been found for the first time in the region called Jura since 1970. Two further species of the trapped bees are endangered: Lasioglossum glabriusculum and Megachile ligniseca, the latter being dependent on dead wood. Another remarkable trapped bee species is Heriades truncorum, which depends on Asteraceae and is usually nisting in dead wood or plant stalks. The rest of the trapped bee species are frequently found in the midlands of Switzerland (Lasioglossum malachurum) or even all over the country (Halictus tumulorum, Lasioglossum albipes, L. calceatum, L. morio, L. pauxillum).

 

Denise Wyniger, Roland Mühlethaler, Pavel Lauterer und Daniel Burckhardt: Blattflöhe, Zikaden und Landwanzen (Hemiptera) im Naturschutzgebiet Wildenstein (p. 293-304)


Zusammenfassung: 160 Arten von Blattflöhen (Psylloidea), Zikaden (Auchenorrhyncha) und Wanzen (Heteroptera) aus 20 Familien werden aus dem Gebiet Wildenstein nachgewiesen. Der grösste Teil des untersuchten Materials wurde in qualitativen Aufsammlungen an zwei Exkursionen erhoben. Zusätzliches Wanzenmaterial ist Beifangmaterial aus Fallenfängen. Fünf Arten werden hier zum ersten Mal aus der Schweiz gemeldet: vier Zikadenarten (Auchenorrhyncha) - Balcanocerus larvatus, Tremulicerus distinguendus, Macrosteles lividus und Megamelodes quadrimaculatus, und eine Wanzenart (Heteroptera) - Aradus truncatus.

Abstract: Based on two field excursions and trap material 160 species belonging to 20 families of Psylloidea, Auchenorrhyncha and Heteroptera are reported from the nature reserve of Wildenstein. Five species are recorded for the first time for Switzerland: Four Auchenorrhyncha Balcanocerus larvatus, Tremulicerus distinguendus, Macrosteles lividus and Megamelodes quadrimaculatus, and one Heteroptera Aradus truncatus.

 

Beat Feigenwinter: Waldnutzung und Waldpflege im Gebiet Wildenstein (p. 305-310)


Zusammenfassung: Die Waldungen auf Wildenstein sind Teil einer vom Menschen stark beeinflussten Kulturlandschaft. Auf Schritt und Tritt begegnet der Besucher Spuren vergangener Waldbewirtschaftungsweisen. Diese Beeinflussung hat neue Lebensräume geschaffen, welche eine einzigartige Artenvielfalt beherbergen. Die meisten auf Wildenstein vorkommenden Tier- und Pflanzenarten sind auf lichte Waldbestände angewiesen. Veränderungen in den letzten Jahrzehnten, wie die Verdunkelung der Waldbestände durch die massive Zunahme des Holzvorrats, wirken sich deshalb negativ aus. Mit verschiedenen forstlichen Pflegemassnahmen, wie zum Beispiel der Eichenförderung, wird künftig versucht, die Arten- und Lebensraumvielfalt zu erhalten und zu fördern.

Abstract: The woodlands of Wildenstein are part of a country that was heavily influenced by human culture. The visitor finds everywhere evidence of past modes of forestry. The former acivities have created new niches which accomodate a unique diversity of species. Most of the animal und plant species established around Wildenstein are dependent on sparse woods. Recent alteration, e.g. darkening of woodlands through increasing numbers of mature trees, therefore have adverse effects. Appropriate techniques of forest maintenance are now aiming at preserving and increasing the diversity of species and ecological niches in the future.

 

Hugo Häfeli und Markus Plattner: Die Jagd im Gebiet Wildenstein (p. 311-314)


Zusammenfassung: Das Naturschutzgebiet Wildenstein ist in das Jagdrevier Bubendorf integriert. Die Besonderheiten der Landschaft bilden die Grundlage für einen guten Wildbestand, der von der Jägerschaft gehegt und gepflegt wird. Damit die Harmonie zwischen Natur und Weidwerk bestehen bleibt, sind zusätzliche menschliche Aktivitäten im Gebiet nach Möglichkeit zu vermeiden.

Abstract: The nature reserve of Wildenstein is integrated within the hunting area of Bubendorf. Hunting as well as nature conservation are in good agreement. To warrant this in the future, additional human activities are to be avoided in the region as far as possible.

 

Hans Rudolf Tschopp: Kauf und Nutzung des Schlosses Wildenstein (p. 315-318)


Zusammenfassung: Dank des Umstandes, dass die Stadt Basel die hoheitlichen Rechte des im 13. Jahrhundert erbauten Schlosses im Jahre 1500 an sich gezogen und dessen Territorium den Vogteien Liestal und Waldenburg zugeschlagen hatte, entging die Burg im Zuge der Auf¬stände als Folge der Französischen Revolution in unserer Region der Brandschatzung durch die Landbevölkerung. Wildenstein befand bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts in Privat¬besitz. Als das Kleinod 1990 zum Verkaufe stand, bemühte sich die Regierung des Kantons Basel-Landschaft intensiv um dessen Erwerb, um die Anlagen mit Feldern und Wäldern der Öffentlichkeit als kulturellen Treffpunkt in einem vielbegangenen Naherholungsgebiet zu sichern und zu erhalten. Der Kauf durch den Kanton Basel-Landschaft erfolgte 1995 trotz starker politi¬scher Opposition. Dass sich der Entscheid als richtig erwies, zeigt die Tatsache, dass Wilden¬stein dank seinem Ambiente zu einer sehr gefragten Begegnungsstätte geworden ist, die je¬weils über Monate zum Voraus belegt ist.

Abstract: Owing to favorable circumstances, Wildenstein castle, built in the 13th century, survived the political sequels of the French Revolution unhurt. Until the close of the 20th century, the buildings and the surrounding estate remained private property. When the treasure was offered for sale in 1990, the Government of Kanton Basel-Landschaft endeavoured to acquire it. It intended to maintain the property with its fields and woodlands, which had made it a popular recreation area, as a public cultural meeting centre. Despite heavy political opposition, the deal was made in 1995. Over 100’000 visitors have since then be registered, showing that the investment was justified.

 

Samuel Buess: Nutzung und Bewirtschaftung des Naturschutzgebietes Wildenstein aus der Sicht der Gemeinde (p. 319-320)


Zusammenfassung: Die verschiedenen Nutzungsebenen des Gebietes Wildenstein beinhalten zum Teil widersprüchliche und konfliktträchtige Zielsetzungen. Die Gemeinde Bubendorf ist bestrebt, eine Balance zwischen diesen Widersprüchen herzustellen und beizubehalten.

Abstract: Various groups of people with different or even conflicting objectives are interested in the region of Wildenstein. The community of Bubendorf tries to find a balance between all these interests.

 

Paul Imbeck-Löffler: Naturschutz und Erholung im Naturschutzgebiet Wildenstein (p. 321-324)


Zusammenfassung: Das Verhältnis des Menschen zur Natur und sein Verhalten in ihr weisen eine Gespaltenheit auf. Je weiter sich die postmoderne Gesellschaft von ihren natürlichen Wurzeln entfernt, desto stärker wird die Sehnsucht nach Natur-Idylle, Wildnis oder Natur-Mystik. Die Funktion der Landschaft als Erholungsraum ist heute nahezu gleich bedeutend mit deren Wert für die Nahrungsmittelproduktion. Der stetig steigende Erholungsdruck verursacht zunehmende Schäden, auch in Naturschutzgebieten. Auf Wildenstein hat sich der Konflikt zwischen Naturschutz und Erholung seit den 90-er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Erwerb des Schlossgutes sowie der fortschreitenden Bebauung des Siedlungsgebietes der Gemeinde Bubendorf entwickelt. Aus naturschutzfachlicher Sicht besonders gravierend sind die Verluste an über 500-jährigen Eichen infolge Brandstiftung. Um solchen Schäden zukünftig vorzubeugen, wurde im Frühling 2003 auf Wildenstein erstmals eine Naturschutzaufsicht eingeführt. Als „Naturschutzdienst Baselland“ dient diese Aufsicht primär der Öffentlichkeitsarbeit. Ziel des Projektes ist es, die Bevölkerung für die Werte des Naturschutzgebietes zu sensibilisieren – durch Förderung der Naturwahrnehmung und Naturerfahrung.

Abstract: Men’s relation to nature is contradictory. With the post-modern society progressing further away from the natural roots the desire to experience pure wilderness and idyllic nature grows. Today, the recreational value of the countryside almost equals its agricultural value. Not surprisingly, the growing pressure on nature through recreational activities has increasingly caused damages to rural areas and also to nature reserves.
In the nature reserve Wildenstein the conflict between nature conservation and recreational activities started in the 1990’s when the village of Bubendorf expanded more and more. From a nature conservationists point of view the loss of 500 year-old oaks due to arson are most aggravating. To prevent such damages, a nature reserve surveillance was founded in spring 2003. The main objective of this “Conservation Service Baselland” is to promote the idea of nature conservation in the public. Through promoting the perception and the active experience of nature the sensitivity of the local population to the values of nature is hopefully enhanced.


Band 6 – 2002

 

Alfred Künzli: Die Humangenetik im Kreuzfeuer - Fragen der Anthropologie, Ethik und Gesellschaftstheorie (p. 3-13)


Zusammenfassung: Am Londoner CIBA-Kongress über "Man and his future" im Jahre 1962 haben prominente Wissenschaftler aufgrund der revolutionären jüngsten Forschungsergebnisse auf dem Gebiete der Humangenetik euphorisch die Utopie eines "perfekten" Menschen entworfen. Die Diskussion der späteren Jahre, an der eine breitere Öffentlichkeit teilnahm, drehte sich dann aber im wesentlichen um die Frage, was die Humangenetik zum Fortschritt der Medizin beitragen könne. Als eines der wichtigsten Probleme, die dabei auftauchten, erwies sich die ethische Problematik der Präimplantationsdiagnostik. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob nicht unweigerlich eine negative Eugenik eine positive heraufbeschwöre. Diese Problematik wiederum regte Fragen nach der menschlichen Würde an, nach dem Zeitpunkt in der Entwicklung eines Menschen von dem an man diesem eine menschliche Würde zusprechen könne. Wann überhaupt beginnt menschliches Leben? In diesem Zusammenhang wird auch das Problem der menschlichen Stammzellen erörtert, deren Gewinnung, falls es sich um embryonale handelt, die Tötung eines Embryos erfordert. Weiter werden mögliche gesellschaftliche Folgen einer praktizierten Humangenetik erörtert. Dazu gehört auch die zunehmende Kommerzialisierung der Forschung. Im Gegensatz zur Ursprungsutopie weiss man heute, dass die Relation zwischen Genotyp und Phänotyp weit komplizierter und problematischer ist, als man sich das in der ersten Euphorie vorgestellt hatte. Am Schlusse wird noch die Grundfrage aufgeworfen, ob die Humangenetik auf dem Wege ist, die "condition humaine" zu verändern und die Konflikthaftigkeit des Menschen, aufzuheben.

Abstract: At the 1962 CIBA conference on "Man and his future" in London, prominent scientists excitedly developed an ideal of a "perfect" man based on recent revolutionary advances in the field of human genetics. In the following years, public debate centred around the question of what advances in medicine might be brought about through genetics. One of the most important issues that arose was the ethical considerations of pre-implantation diagnostics. Does a negative eugenic inevitably conjure up a positive eugenic? These questions stimulated more discussion about human dignity, and about the time point in embryonic development at which this originates. When does human life begin? It is in this context that the problems surrounding stem cells will be addressed (collecting embryonal stem cells requires the killing of the embryo).Further possible social consequences of the use of human genetics and the increasing commercialisation of research will be discussed. Today, in contrast to the original ideal, we know that the relationship between genotype and phenotype is much more complicated and problematic than expected in the initial euphoria. Finally, we discuss the fundamental question - can human genetics change the "condition humaine", and perhaps eliminate the conflict-prone nature of man?

 

Daniel Küry und Karin Bauer-Stingelin: Änderungen der Libellengemeinschaft in der Zurlindengrube Pratteln zwischen 1986 und 1996 (p. 15-22)


Zusammenfassung: In einer ehemaligen Kiesgrube des Zurlindenareals in Pratteln (Basel, Schweiz) wurden 1986 und 1996 Erhebungen der Libellenfauna durchgeführt. Im Jahr 1986 wurden 25 Libellenarten festgestellt, 1996, deren 22. Insgesamt 6 Arten von 1986 konnten 10 Jahre später nicht mehr beobachtet werden. 1996 kamen jedoch 3 Arten neu hinzu. Der Anteil der Rote Listen-Arten nahm im gleichen Zeitraum von 20% auf 28% leicht zu. Von den 1996 beobachteten 22 Arten waren insgesamt 17 autochthon. Davon sind insgesamt 10 Vertreter in der Region Basel als Ubiquisten zu betrachten. Die übrigen 7 autochthonen Arten sind mehrheitlich thermophil und besitzen eine starke Bindung an Pioniergewässer. Die Verschiebung der Fauna zwischen 1986 und 1996 konnte grösstenteils mit der Wiederherstellung von Pionierlebensräumen im Rahmen des Naturschutzmanagements erklärt werden. Abschliessend wird das weitere Vorgehen zur Entwicklung der typischen Kiesgrubenlebensräume im Zusammenhang mit der Neuplanung der Rheinebene Pratteln-Augst diskutiert.

Abstract: The Odonata fauna in the gravel pit of the «Zurlinden» area in Pratteln (Basel, Switzerland) was investigated 1986 und 1996. The number of Odonata species was 22 in 1996 compared to 25 in 1986. During this period, 6 species disappeared and 3 new species appeared. The proportion of endangered species increased slightly from 20 to 28%. Seventeen of the 22 species observed in 1996 were autochthonous. Of these, 10 species are considered as ubiquitous and 7 species are more or less thermophilous preferring early stages of pond succession. The changes in Odonata community between 1986 and 1996 could be explained to be a consequence of the conservation management in the gravel pit mainly, which created ponds of early successional stages. Finally, the development of the gravel pit in connection with the new planning project for the landscape between Pratteln and Augst is discussed.

 

David G. Senn: Formen des Planktons im Benguelastrom vor der Küste von Swapomund (Namibia) (p. 23-38)


Zusammenfassung: Während des südlichen Frühlings (August und September 2000) wurden Proben von Phytoplankton und Zooplankton aus dem Benguelastrom vor der Küste von Swakopmund (Namibia) gewonnen. Die enorme Menge an Diatomeen (speziell Coscinodiscus wailesii) und Dinoflagellaten (im besonderen Ceratium furca) zeigt, dass es in diesem Gebiet eine respektable Primärproduktion gibt. Im Zooplankton dominieren die Qualle Aurelia aurita und gewisse Crustaceen, so Copepoden und Podon (Cladoceren).

Abstract: Samples of phytoplankton and zooplankton were taken from the Benguela current along the coast off Swakopmund (Namibia) during the southern spring season (August und September 2000). An immense abundance of some diatom (Coscinodiscus wailesii) and dinoflagellate species (Ceratium furca) indicates a significant primary production. Zooplankton is mainly represented by the jellyfish Aurelia aurita and crustaceans, namely copepods and the cladoceran Podon.

 

Hans Laubscher: Der geologische Bau der Gegend von Titterten und seine Geschichte (mit einer Exkursion) (p. 39-62)


Zusammenfassung: Die Geologie und damit wesentliche Züge der Landschaft in der Gegend von Titterten-Reigoldswil (BL) sind durch eine Reihe von Deformationsereignissen entstanden, die bis ins Paläozoikum zurückreichen. Der tief in die Kruste hinabgreifende spätpaläozoische Trog der Nordschweiz ist dabei wiederholt reaktiviert worden. Für die untersuchte Gegend wichtig ist sein Einfluss auf die tertiären Ereignisse. Im Eozän-Unteroligozän wurde das Gebiet im Zusammenhang mit den ersten Bewegungen im Rheingraben in eine Anzahl enger Gräben und Halbgräben zerlegt, die über den alten Trogstrukturen oftmals ihre Gestalt ändern. In besonderem Masse reaktiviert wurden die alten Trogstrukturen im Untermiozän, als sie in den überlagernden mesozoischen Sedimenten zu Flexuren ausgestaltet wurden. Diese Flexuren dienten im oberen Mittelmiozän während der dünnhäutigen Jurafaltung als Auslöser für Überschiebungen und Falten . In der Gegend von Titterten besonders auffällig ist die Landskronlinie, eine ESE von der Landskron gegen die Eptinger Bucht zielende, fiederförmig gestaffelte Anordnung von kurzen Flexursegmenten. Bei Titterten wurden zwei dieser Segmente während der Jurafaltung abgeschert und um 30-40° im Uhrzeigersinn verdreht. Sie erscheinen heute als Rifenstein- und Horn-Flexuren. Ebenfalls vom Untergrund abgerissen und verdreht wurden Teile von eo-oligozänen Gräben. Überdies prägen verschiedene Überschiebungen das Landschaftsbild. Etwas verwirrend sind dabei die "out-of-sequence"-Überschiebungen, an denen jüngere Gesteine des Untergrunds auf ältere Gesteine früherer Überschiebungen verfrachtet wurden. Vom mittleren Pliozän an wurde das Gebiet weiträumig gehoben. Dabei entstand die heutige Durchtalung.

Abstract: The geology and, as a consequence, the landscape of the Titterten-Reigoldswil region in the Canton of Baselland (Switzerland) owe their present configuration to a series of tectonic events that reach back to the late Paleozoic. The late Paleozoic deep crustal trough of Northern Switzerland was repeatedly reactivated. Particularly important for the area is its influence on the Tertiary tectonics. In the Eocene-early Oligocene, in connection with early events in the Rhine graben, the area was dissected by a series of narrow grabens and halfgrabens, which often change their shape above the old trough structures. A particularly important event of reactivation occurred in the early Miocene when the Mesozoic sediments above some of the trough structures were deformed into flexures. These flexures were lines of nucleation for thrusts in the middle Miocene thin-skin Jura fold-thrust belt. In the Titterten area the "Landskron line" is especially prominent. This line consists of a line-up of short en échelon flexures which trends from the southern end of the Rhine graben in an east-southeasterly direction toward the "embayment of Eptingen" where the main frontal thrust of the eastern Jura rather drastically swings from an ESE into a NE direction. Near Titterten, two of these short flexures were sheared off during the thin-skin Jura deformation in the middle Miocene, translated to the north and dextrally rotated between 30 and 40 degrees. They are represented today by the Rifenstein- and Horn flexures west of Titterten. Similarly detached and rotated were segments of Eo-Oligocene grabens. Moreover, a series of thrusts are responsible for the present distribution of landscape elements such as steep slopes and narrow crests, mostly wooded, on one hand, and gently rolling hills, mostly meadows, on the other hand. From the middle Pliocene on the region was uplifted and dissected by a number of canyon-like valleys.

 

Ulrich Blass und Ulrich Kienzle: Veränderungen der botanischen Artenvielfalt im Naturschutzgebiet Reinacherheide (p. 63-86)


Zusammenfassung: Die botanische Artenvielfalt im Naturschutzgebiet Reinacherheide hat in den letzten 20 Jahren (1981-2001) von 452 auf 678 Gefässpflanzen-Arten zugenommen. Ein aktuelles Artenregister erlaubt es zu erkennen, welche Pflanzen seit Beginn der Beobachtungen verschwunden sind und welche neu dazugekommen sind. Einige Beobachtungen tragen dazu bei, das Verschwinden verschiedener Arten, z.B. des seltenen Vogelkopf’s (Thymelaea passerina) zu erklären. Bemerkungen zu neu gefundenen Pflanzen und zu Orchideen sowie ein Abschnitt über die Schutzwürdigkeit dieser Pflanzen bestätigen die regionale Bedeutung des Naturschutzgebietes.

Abstract: The botanical biodiversity of the nature reserve Reinacherheide has increased in the last 20 years (1981-2001) from 452 to 678 species of ferns and flowering plants. A new complete botanical register allows to recognize, which plants have disappeared since the beginning of the observations and which plants were found new. Various observations may help to explain, why some of these species are missing, e.g. the rare Thymelaea passerina. A few details about new found plants and about orchid species as well as a section about the need of plant protection confirm the regional importance of the nature reserve.

 

Ambros Hänggi und Urs Tester: Basler Tag der Artenvielfalt am 9. Juni 2001 in den Langen Erlen (p. 87-103)


Zusammenfassung: Am 8. Juni 2001 führte die Naturforschende Gesellschaft Baselland gemeinsam mit dem Naturhistorischen Museum Basel einen Artenvielfalttag durch. Das Untersuchungsgebiet „Lange Erlen“ - eine weitgehend ausgeräumte ehemalige Auenlandschaft - wird heute zur Trinkwassergewinnung und als Naherholungsgebiet genutzt. Reste der ursprünglichen Landschaft und renaturierte Zonen sind noch vorhanden. 44 Fachleute sammelten während 24 Stunden Informationen zum Artenbestand im Untersuchungsgebiet. Trotz des schlechten Wetters (es regnete ununterbrochen) konnten 1209 Arten registriert werden, mehr als die Hälfte davon Flechten, Pilze, Moose und Gefässpflanzen. Unter den registrierten Arten befinden sich auch einige höchst interessante Funde wie Erstnachweise für die Schweiz bei den Käfern, ein Neufund nach über 100 Jahren Abwesenheit bei den Schmetterlingen und diverse gefährdete Arten. Ein Vergleich mit den Ergebnissen der Aktion des Vorjahres zeigt, dass nur rund ein Drittel aller Arten in beiden Untersuchungen gefunden wurden. Zukünftige Tage der Artenvielfalt werden also die „Basler Artenliste“ mit Sicherheit weiter anwachsen lassen. Mit solchen Eintags-Aktionen wird aber niemals die gesamte Flora und Fauna erfasst, jedoch kann damit die Öffentlichkeit gut auf die vorhandene Vielfalt aufmerksam gemacht werden.

Abstract: On 8th June 2001 the Naturforschende Gesellschaft Baselland and the Naturhistorisches Museum Basel held a Biodiversity Day. The study site, "Lange Erlen", is a former riparian forest habitat. It has, to a large extent, been cleared and is today used for the treatment of drinking water and as a local recreation area. Remnants of the original habitat and semi-natural zones are still present. Over a 24 hour period, 44 specialists collected information about the species to be found in the study site. Despite very bad weather (it rained continuously), 1209 species were recorded, more than half of them were lichens, fungi, mosses and vascular plants. There were some very interesting findings like new records for Switzerland among the beetles, a first record after more than 100 years of absence of a butterfly species, and several species listed in the Red Data Books. A comparison with the results of the event held the previous year shows that only approximately one third of all species found were common to both studies. Therefore through further Biodiversity Days in future years, the "Basel Species List" will certainly increase. Although it is clear that such one-day events can never record the entire flora and fauna, biodiversity can nevertheless be brought to the attention of the public in this way.


Band 5 – 2001

 

Hans A. Christ: Ammoniten der Gattung Ludwigia aus den ’Murchisonae-Schichten’ (Aalénien) des Schweizer Juras (p. 3-44)


Zusammenfassung: Die in der früheren Arbeit (Christ 1995) gegebenen stratigraphischen Grundlagen werden mit einigen Ergänzungen zur sedimentologischen Situation des Aalénien im Schweizer Jura erweitert. Im paläontologischen Teil werden gut 600 Ammoniten aus dem Naturhistorischen Museum Basel neu bestimmt und aufgearbeitet; wiederum stammen zahlreiche Exemplare aus der Sammlung Lieb. Innerhalb der Gattung Ludwigia mit 3 Untergattungen werden 25 Arten mit 13 Unterarten beschrieben, in deren Synonymien zahlreiche weitere Gattungs- und Artnamen eingehen. Damit wird eine Vereinfachung der Systematik erreicht. Die meisten beschriebenen Arten gehen auf Formen der umfassenden Bände von S.S. Buckman (1887-1907) aus dem "Inferior Oolite of the British Islands" zurück. Ein Bestimmungsschlüssel fasst die Formen zusammen.
Eine stammesgeschichtliche Skizze gibt Aufschluss über mögliche Entwicklungen der Gattung Ludwigia und ihrer Untergattungen. Ludwigia, aus den Vorgängerformen der Gattung Leioceras abstammend, reicht mit einigen Formen bis in die unteren concavum-Schichten.

Abstract: Ammonites of the genus Ludwigia Bayle from the "murchisonae-beds" (Aalénian) of the Swiss Jura Mountains. Based on the stratigraphy presented earlier (Christ 1995) this study covers the same geographic area. Some details from recent sedimentological study work are added.
In the paleontological part over 600 ammonites deposited in the Museum of Natural History Basel, partly from the collection Lieb, are revised and newly classified. So a simplified classification of the genus Ludwigia, with 3 subgenera, 25 species and 13 subspecies is proposed. Many of all the species identified can again be referred to the classical volumes by Buckman (1887-1907).
A phylogenetic sketch indicates possible developmental lines of the genus Ludwigia and its subgenera. The first appearance of the genus Ludwigia, deriving from the genus Leioceras is not entirely clarified; however the genus Ludwigia lasts with some forms until the basis of the concavum-beds.

 

Karl Haldimann: Eine Handvoll Ackererde... Eine kleine geologisch-paläontologische Grabung in einem Acker bei Diegten (p. 45-56)


Zusammenfassung: Wie auf vielen Äckern und Feldern im Baselbieter Jura wurden auf einem Acker beim Hof "Wisechen" bei Diegten immer wieder versteinerte Seeigel, Muscheln und Brachiopoden gefunden. Von einer Gruppe "Amateur-Paläontologen" konnte hier eine kleine Grabung durchgeführt werden. Als geologische Orientierungshilfe diente die Arbeit von Lukas Hauber "Geologie des Tafel- und Faltenjura zwischen Reigoldswil und Eptingen" (siehe Literatur-Angaben). Die vielfältigen Funde und deren Bearbeitung ergänzen die Untersuchungen von L. Hauber und bestätigen vor Allem das Aufliegen der Macrocephalus-Schichten auf dem Callovien in dieser Gegend. Besonders die Ausbeute an vielfältiger Microfauna und deren Aufarbeitung belegen ein artenreiches Leben auf dem Boden des Jurameeres vor gut 250 Millionen Jahren.

Abstract: A small excavation in a field at the locality "Wisechen" near Diegten (Baselland) yielded a diverse fauna frorn Callovian strata. The fauna includes bivalves (Trigonia costata, Modiola minuta), brachiopods (Acantothiris spinosa) and ammonites (Bompurites bornpur and Bullamorphites calloviensis). The locality is especially rich in micro fossils (foraminifera, ostracoda and rernains of echinoderms), some of which are listed.

 

Daniel Knecht: Vegetations- und Landschaftsveränderungen seit 1880 in Dornach und Arlesheim (p. 57-136)


Zusammenfassung: Die Verbreitung von Gefässpflanzen und Pflanzengesellschaften in ihrer zeitlichen Dynamik kann auf verschiedenen Massstabsebenen erfasst werden. Auf kleiner Massstabsebene, bei Flächengrössen von ca. 100-10’000 m2, ist z.B. die Zusammensetzung verschiedener Vegetationstypen seit längerem bekannt. Die meist katalogartig gehaltenen Gebietsfloren der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts geben auf einer höheren Massstabsebene, auf Flächen von ca. 100-1000 km2, summarisch einen Überblick über den früheren Artenreichtum von Regionen. Die historische Ausstattung von kleineren Landschaftsräumen von etwa 10 km2 Grösse mit Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften, also auf einer mittleren Massstabsebene, wäre aus ökologischer und naturschützerischer Sicht von besonderem Interesse. Aus verschiedenen Gründen ist darüber jedoch bisher wenig bekannt. In dieser Arbeit wird dies auf der 13 km2 grossen Fläche zweier Gemeinden nahe bei Basel, Dornach und ArIesheim, und für die Zeitperiode 1880-1920, untersucht. Die aktuellen Daten zur Verbreitung der Pflanzen stammen aus einer neuen Gebietsflora (Brodtbeck et al. 1999). Die historische Verbreitung der Gefässpflanzen und Pflanzengesellschaften wurde aufgrund von 16 historisch-floristischen Quellen sowie alten Landkarten, Plänen und Fotos rekonstruiert. Die Befunde wurden in Beziehung gesetzt zu den damaligen Landnutzungen, erschlossen aus verschiedenen historischen Quellen. Es wird gezeigt, wie das Vorkommen bestimmter Vegetationstypen von beidem, den naturräumlichen Voraussetzungen und den Landnutzungsformen abhing. Die traditionelle Kulturlandschaft war im untersuchten Raum zwischen 1880-1920 um 16% artenreicher als die moderne Landschaft. 40% der heutigen Arten kommen jedoch in wenigen, kleinen und abnehmenden Populationen vor und sind demnach in Gefahr lokal auszusterben. Bei einer negativen Prognose könnte die künftige Landschaft nur noch 50% der früheren Arten enthalten (ohne neue Neophyten). Es wird exemplarisch an diesem kleinen Landschaftsraum diskutiert, wie auch heute auf lokaler Ebene eine hohe Diversität an Pflanzen erhalten und entwickelt werden kann.

Abstract: The distribution of vascular plants and plant communities can be described in time and space at different scales. At a small scale (100 to 10'000 m2), the composition of plant communities is well known. At a large scale (100 to 1000 km2), the former plant richness is well known from regional floras from the firsthalf of the 20th century. For ecologists and nature conversation, information on the distribution of plants and plant communities at a medium scale (10 to 20 km2) would be of highest priority. However, at this spacial scale only few information is available. Here, we present such data for Dornach and Arlesheim, two communities near Basel (Switzerland), covering an area of 13 km2. We use 16 historical-botanical documents and old maps, blueprints and photographs for a reconstruction of plant and plant community distribution between 1880 and 1920. For the actual distribution we used the new regional flora of Basel (Brodtbeck et al. 1999). We use historical documents for a reconstruction of land use during the same time period. We show, that the occurrence of plant species and plant communities is dependent on natural conditions, but as well on former land use. In the traditional cultural landscape (1880-1920) 16% more species were present than in the modern landscape. Today, 40% of the species occur in few, small and decreasing populations and are threatened by local extinction. A pessimistic extrapolation of current trends indicates, that only 50% of the former species richness in these communities will be present in the near future. We discuss measurements for maintaining a high plant diversity at a relatively small scale, like the one studied here.

 

Christian Vaterlaus-Schlegel: Die Verbreitung der Schläfer (Myoxidae in der Schweiz. Eine Datenerhebung mit Hilfe einer Umfrage (p. 137-160)


Zusammenfassung: Das Wissen bezüglich der Verbreitung der Schläfer in der Schweiz ist sehr lückenhaft. Mit dieser Untersuchung soll versucht werden, Falschinformationen zu korrigieren oder neue Standorte mit Hilfe von Fragebögen zu beschreiben. Der Gartenschläfer lebt in der Schweiz zwischen der subalpinen und alpinen Zone. Seine Höhenverbreitung schwankt zwischen 500 – 2000 m.ü.M., die bevorzugte Höhe liegt aber zwischen 1000 – 1500 m.ü.M.
Siebenschläfer und Haselmaus kommen zwischen 250 – 1000 m.ü.M. vor. Die Verbreitung der Gartenschläfer unterscheidet sich signifikant von derjenigen der anderen beiden Schläferarten. Gartenschläfer bevorzugen die Alpen; Siebenschläfer und Haselmaus leben hauptsächlich im Mittelland. Es gibt zwei Regionen in der Schweiz, in welchen alle drei Arten zusammen leben, aber das Habitat muss vielfältig strukturiert sein. Der Gartenschläfer ist bezüglich seinen ökologischen Ansprüchen flexibler. Er kann in verschiedensten Habitaten wie Auengebiete, Nadel- oder Laubwald, Städten, Dörfern oder Gärten leben. Die anderen zwei Schlafmausarten wurden hauptsächlich in Laubwaldstrukturen nachgewiesen. Die Beobachtungen werden anhand von Verbreitungskarten dargestellt.

Abstract: Knowledge about the distribution of dormice in Switzerland is very incomplete. This inquiry is intended to correct any false information or to describe new observations of dormice habitats with help of sending questionnaires. The garden dormouse lives in Switzerland between the subalpine and alpine zone. He can live between 500 - 2000 m.a.s, but the main distribution is between 1000 - 1500 m.a.s. The fat dormouse and the hazel dormouse live between 250 - 1000 m.a.s. The distribution of garden dormice differs significantly from that of the other two species. Garden dormice prefer the Alps; fat and hazel dormouse mainly exist in the Mittelland (flat land between the Alps and the Jura). There are two regions in Switzerland, in which all three species can live together, but the habitat must have a highly diverse structure. The garden dormouse is more flexible in his ecological demands. It can live in various different habitats such as alluvial, pine-wood or leaf-wood forests or it can live in towns, villages or gardens. The other two dormice are found mainly in leaf-wood forests. The observations are presented on the maps.

 

Eva Sprecher-Uebersax und Heinz Durrer: Verhaltensstudien beim Hirschkäfer mittels Telemetrie und Videoaufzeichnung (Coleoptera, Lucanus cervus L.) (p. 161-182)


Zusammenfassung: In 2 Untersuchungszyklen von je 10 Tagen wurden je 4 Hirschkäfer in der Umgebung von Basel mit Hilfe von Miniatursendern beobachtet und ihre Arealgrössen und Aktionsradien erfasst: Männchen und Weibchen zeigten verschiedene Verhaltensmuster. Die Weibchen flogen in diesen Zeitperioden nie und unternahmen nur geringe Ortsverschiebungen, und dann meist nachmittags und abends. Am ersten Standort in einem Wäldchen waren zahlreiche kleine Strünke ihr Ziel, an einem zweiten ein Holzhaufen im Waldinnern. Bei diesen Orten handelt es sich sehr wahrscheinlich um ihre Eiablageplätze. Dort blieben sie oft stunden- und tagelang versteckt. Die Männchen hingegen flogen manchmal und entfernten sich bis 200 Meter vom Ort, an dem sie mit dem Sender ausgerüstet ausgesetzt wurden. Ihre am häufigsten aufgesuchten Aufenthaltsorte waren am Fuss von Bäumen, sowie in niederem Gebüsch oder unter Stauden. Sie waren vor allem am Abend unterwegs.
Ebenfalls zweimal wurde mit je 6 Tieren in einem Gehege eine durchgehende, vierwöchige Videobeobachtung im Zeitraffer durchgeführt. Die tägliche Aktivität fand zu unterschiedlichen Zeiten statt, die Nachmittage verliefen meist ruhig, die Abendstunden zeigten die höchste Aktivität. Die Temperatur und Luftfeuchtigkeit beeinflusste die Stärke der Aktivität nicht signifikant. Mitte bis Ende Juni war die Aktivität am ausgeprägtesten, gegen Mitte Juli erlahmte sie zunehmend. Das Gehege war in acht Kompartimente mit verschiedenen trockenen und feuchten Substraten geteilt. Die Auswertung des Films zeigt, dass die mit einem morschen Strunkteil und mit Efeu bepflanzten Kompartimente am häufigsten als Aufenthaltsort gewählt wurden. Der Strunkteil diente dabei oft als Abflugrampe.

Abstract: Two 10 days’ field observations of stag beetles with tiny transmitters were realised on 2 places near Basel (Switzerland) and their home range sizes were determined. Males and females showed a different behaviour. During the whole period the females never flew and made only a few removals, mostly in the afternoons and evenings. On the first place in a wood they found numerous small stumps, on the second one an accumulation of dead wood. These places are probably the places of oviposition. There they were often hidden for hours and days and were seldom seen. The males were able to fly and went about 200 meters away from where they were released with the transmitter. The places they most frequently visited were the base of trees and vegetation. They moved mostly in the evening.
Furthermore two continuous four weeks’ video observations of stag beetles in quick-motion in an enclosure were realised. The daily activity was rather variable and showed mostly quiet afternoons and generally the main active hours in the evening. The temperature and the humidity influenced the degree of activity not significantly. The days in the middle and end of June were the most active ones, against the middle of July the activity was getting smaller until to a total inactivity. The enclosure was divided in 8 compartments filled with different dry and moist substrates. The most popular substrate was a log of dead wood in a moist ground and another moist ground covered with plants. Climbing on the log was often used to start flying.

 

Esther Meduna, Urs Tester und Christoph Wüthrich: Erster Tag der Artenvielfalt am 17. Juni 2000 (p. 183-198)


Abstract: With a "Biodiversity Day", the "Naturforschende Gesellschaft Baselland" called attention to the biodiversity in the region of Basel, Switzerland. The study site was the "Bruderholz", a hill close to the town of Basel. From June 16th, 5 p.m. to the 17th, 5 p.m., 25 systematists detected 930 species* of plants and animals (* not all taxa could be determinated to the species level). They found 85 species of fungi, 63lichens, 73 mosses, 292 seed plants and fems, 305 invertebrates and 113 vertebrates. During this day Bacidia neosquamulosa, an epiphytic lichen, was recorded the first time in Switzerland.

 

Roland Brückner: Verhaltensbeobachtungen an erblindeten Wirbeltieren (p. 199-211)


ohne Zusammenfassung oder Abstract

 

Karl Martin Tanner: Notizen zur Geschichte der Naturforschenden Gesellschaft Baselland (p. 213-237)


Zusammenfassung: Am 13. Januar 2000 waren es hundert Jahre her seit der Gründung der Naturforschenden Gesellschaft Baselland - Grund genug, einige Facetten aus der Geschichte dieser Organisation zusarnmenzutragen. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass die Gesellschaft in ihrem Publikationsorgan Rückschau hält: Gustav Adolf Bay hat es 1926 zum 25-Jahr-Jubiläum bereits getan und Heinrich Althaus und Klaus Ewald erinnerten 1975 kurz an das 75-jährige Bestehen. Besonders umfangreich sind die Rückblicke anlässlich des fünfzigsten Geburtstags in Band 18 der Tätigkeitsberichte (1950). Neben einer Schilderung der Vereinsgeschichte durch Walter Schmassmann finden sich darin von verschiedenen Autoren Übersichten über fünfzig Jahre Forschung in den wichtigsten Bereichen der Naturwissenschaften. Insgesamt ist die Geschichte der Gesellschaft geprägt durch grosse Konstanz im Verfolgen der einmal vorgenommenen Ziele, wobei sich die Gewichte im Laufe der Zeit verlagert haben. In den ersten Jahrzehnten war "die Naturforschende" den Forschern (in den meisten Fällen Laien) Drehscheibe für alles, was mit Erkenntnissen über die Geheimnisse der Natur zu tun hatte. In den letzten Jahrzehnten wurde sie zunehmend zu einem - thematisch ausgerichteten - Verein der Erwachsenenbildung für breite Bevölkerungskreise.


Band 4 – 1999

 

Martin Blattner und Matthias Kestenholz: Die Brutvögel beider Basel


ohne Zusammenfassung oder Abstract


Band 3 – 1999

 

Thomas Brodtbeck, Michael Zemp, Martin Frei, Ulrich Kienzle und Daniel Knecht: Flora von Basel und Umgebung 1980-1996 (Teil 2) (p. 547-1003)


ohne Zusammmenfassung oder Abstract


Band 2 – 1997

 

Thomas Brodtbeck, Michael Zemp, Martin Frei, Ulrich Kienzle und Daniel Knecht: Flora von Basel und Umgebung 1980-1996 (Teil 1) (p. 5-543)


ohne Zusammenfassung oder Abstract


Band 1 – 1995

 

David G. Senn: Biologische Propeller (p. 3-12)


 

Daniel Küry und Philippe Morel: Die Fauna der Rundmäuler und Fische von Basel und Umgebung (p. 13-30)


Zusammenfassung: Eigene Beobachtungen über einen Zeitraum von zehn Jahren sowie veröffentlichte und unveröffentlichte Daten über die Fische in der Region Basel werden zu einer aktuellen regionalen Fischfauna zusammengestellt. In der Region Basel wurden bisher insgesamt 45 Arten nachgewiesen. Der Rhein bei Basel ist mit ursprünglich 38 Vertretern der artenreichste schweizerische Gewässerabschnitt. Um 1900 wurden noch 35 Arten nachgewiesen. Bis heute nahm die Zahl der ursprünglichen Arten auf 31 ab, doch sind gleichzeitig sechs eingeführte Vertreter neu hinzugekommen, so dass die aktuelle Fauna 37 Arten umfasst. Die Seitengewässer des Rheins sind deutlich artenärmer: in der Birs sind 19, in der Ergolz 14, in der Wiese 12 und im Birsig 6 Fischarten nachgewiesen. Während früher der Rhein aufgrund der Wanderfische zur Besiedlung der Seitengewässer wesentlich beitrug, hat sich diese Beziehung heute umgekehrt. Die Zuflüsse leisten einen wesentlichen Beitrag zur Fischbesiedlung im Rhein. Im St. Albanteich, einem von der Birs abgeleiteten ehemaligen Gewerbekanal, wurde 1992 auf eine Länge von zwei Kilometern eine Zählung aller Fischpopulationen durchgeführt. Daraus lassen sich beispielhaft die Besiedlungsdichte einzelner Arten und deren Verbreitung aufzeigen. Die Fischpopulationen sind heute bedroht durch Verbauungen der Gewässer und deren Ufer, episodische Verschmutzungen von Gewässerabschnitten sowie genetische Durchmischung regional angepasster Populationen mit Vertretern aus weit entfernten Gebieten. Die Diskussion, Optimierung und Umsetzung der in den kantonalen Naturschutzkonzepten präsentierten Schutzmassnahmen wird vorgeschlagen. Um besonders gefährdete Fischarten möglichst umfassend schützen zu können, wurde eine regionale Rote Liste erstellt. Darin erscheinen sieben Arten als ausgestorben oder verschollen und zwei Arten als vom Aussterben bedroht. Drei Arten sind stark gefährdet und sechs Vertreter gefährdet.

Abstract: Observations made by the authors over 10 years and published or unpublished data constitute the material to draw up the list of the existing fish fauna in the surroundings of Basel. The total fish fauna consists of 45 species. In the past, a tota1 of 38 species were observed in the Rhine, the river with the highest fish-diversity in Switzerland. Around the year 1900 the number was reduced to 35 species. Today 37 species can be found in the Rhine. Only 31 of them belong to the original fauna and 6 species have been newly introduced. The tributaries of the Rhine show a fauna much less diverse: 19 species in the Birs, 14 in the Ergolz, 12 in the Wiese and 6 fish species in the Birsig. Formerly, the Rhine largely contributed to the fauna of its tributaries because of the migrating fish species. Today it is impossible for most species to get from the Rhine into the tributaries. The colonization of the Rhine is now high1y dependent on the fish fauna of the tributaries. The fish fauna of an old industria1 channel ("St. Albanteich") was surveyed in 1992 by electrofishing. Population density and the distribution of each species was examined over a distance of 2 kilometers. Fish populations are threatened by the building of riparian zones, by episodic pollution and by the introduction of genetically unadapted fish populations. The measures proposed for conservation on a regional level have now to be discussed, optimized and rea1ized. For stronger conservation criteria, a Red Data Book of the waters in the surroundings of Basel is proposed. Seven species are extinct, two species are "threatened by extinction" (=endangered p.p., IUCN), three species are highly endangered (=endangered p.p., IUCN) and six are endangered (=vulnerable, IUCN).

 

Nils Golay, Régis Ragazzi, Benedikt R. Schmidt und Heinz Durrer: Verbreitung und Schutz der Kreuzkröte (Bufo calamita) in der Region Basel (p. 31-41)


Zusammenfassung: Wir haben die Verbreitung der Kreuzkröte inder Region Basel untersucht und 14 Vorkommen gefunden. Mit einer einfachen Formel zur Schätzung der Populationsgrösse anhand der Anzahl rufender Männchen bestimmten wir die Populationsgrössen. Neun der vierzehn Vorkommen umfassen weniger als 100 Tiere und werden von uns als nicht alleine lebensfähige Satellitenpopulationen eingestuft. Fünf Vorkommen mit mehr als 100 Individuen werden als lebensfähige Kernvorkommen klassifiziert. Unter Annahme einer Wanderdistanz von 4 km von adulten Weibchen entwerfen wir ein Modell der Metapopulationsstruktur der Kreuzkröte. Diese ist gekennzeichnet durch wenige lebensfähige Kernvorkommen, welche von mehreren alleine nicht lebensfähigen Satellitenvorkommen umgeben sind. Wir schlagen vor, dass für einen effektiven Schutz der Kreuzkröte alle bekannten Standorte unter Schutz gestellt und artgerecht gepflegt werden müssen. Ausserdem sollten die verschiedenen regionalen Metapopulationen durch die Schaffung von Trittsteinbiotopen miteinander vernetzt werden.

Abstract: In the region around Basel, Switzerland, we found 14 natterjack toad Bufo calamita breeding sites. We used a simple formula to estimate population size based on the number of ca11ing males. Nine out of these 14 populations were sma1ler than 100 individua1s. We ranked these populations as sink populations. Five populations were larger than 100 individua1s and were considered to be source populations. Assuming a dispersa1 distance of 4 km of adult fema1es we offer a metapopulation model of the natterjack toad. It is a core-satellite-metapopulation very similar to a source-sink metapopulation structure. A viable core population is surrounded by many invariable sate1lite populations. In order to protect the natterjack toad effectively, we suggest to protect a11 populations and manage the habitats according to the requirements of the species. Further, the different metapopulations should be connected with each other.

 

Hans A. Christ: Ammoniten der Gattung Graphoceras aus den Concavum-Schichten (Aalénien) des Schweizer Juras (p. 43-70)


Zusammenfassung: Im stratigraphischen Teil werden 12 Aufschlüsse der concavum-Schichten aus dem Schweizer Jura beschrieben. Deren Ausprägung ist uneinheitlich und oft unvollständig. Die Aufschlussverhältnisse sind eher ungünstig. Für den paläontologischen Teil wurden 600 Ammoniten aus dem Naturhistorischen Museum Basel bearbeitet. Ein Teil der Ammoniten-Sammlung LIEB gehört dazu. Damit wird eine Übersicht über die die concavum-Schichten prägenden Arten der Gattung Graphoceras erstellt. Die Bestimmungen ergeben zwei Untergattungen mit insgesamt 17 Arten. Sie sind in einem Bestimmungsschlüssel zusammengefasst. Daneben sind drei Arten erwähnt, deren subgenerische Einordnung noch offen ist. Mit Ausnahme der namengebenden Art Graphoceras (Graphoceras) concavum (Sow.) gehen alle beschriebenen Arten auf die umfassenden Bände von Buckmans Bearbeitung der Aufschlüsse des "Inferior Oolite of the British Islands" (1887 -1907) zurück. Die Buckman'sche Aufsplitterung in zahlreiche Gattungen und Arten kann für die Graphoceras-Formen vereinfacht werden. Das erste Auftreten der Gattung Graphoceras erfolgt bereits in der bradfordiensis-Zone. Der genaue Ablauf der phylogenetischen Entwicklung der Gattung Graphoceras aus den Ludwigien/Brasilien bleibt offen; er kann mit unserem Fossilmaterial nicht geklärt werden.

Abstract: Ammonites of the genus Graphoceras Buckman from the concavum-beds (Aalenien) of the Swiss Jura Mountains. In the stratigraphical part 12 sections of the concavum-beds are described. The concavum-beds in our region are quite inhomogeneous and often incomplete. On the basis of 600 ammonites deposited in the Museum of Natural History Basel, partly from the collection LIEB, a revised and simplified classification of the genus Graphoceras is proposed, including two subgenera and encompassing 17 species. With the exception of the zonal marker for the concavum-beds Graphoceras (Graphoceras) concavum (Sowerby) all species identified could be referenced to the classical volumes by Buckman (1887-1907). The first appearance of the genus Graphoceras goes back to the bradfordiensis-zone. The phylogenetic evolution of Graphoceras from the ancestor-forms Ludwigia/Brasilia cannot be clarified based on our material and remains still open.

 

Bernardo Gut: John Ruskin - Von der Phänomenologie zur künstlerischen Gestaltung und zur Sozialreform (p. 71-87)


Zusammenfassung: John Ruskin (1819-1900) trat u.a. hervor als Geologe, Kunsthistoriker, Sozialreformer, Erzieher, Umweltschützer und Wissenschaftskritiker. Sein vielfältiges Wirken wird von der Grundhaltung getragen, wonach in den Naturerscheinungen, in den grossen Bauwerken des Mittelalters, in den Werken begnadeter Künstler analoge Gestaltgesetze wirken. Diese sind nicht mechanisch-schematischer, sondern organisch-lebendiger Art. Bauwerke, in denen der einzelne Bauarbeiter seine Dignität gewahrt hat, weil er seine Gestaltungsimpulse miteinfliessen lassen konnte, sind "unvollkommen", aber haben Adel. Diesem Respekt für lebendige Eigenart entspringt Ruskins Sorge um die Naturvielfalt sowie sein Appell an den Einzelnen, seine Anlagen umfassend zu bilden. Hierzu gehört eine Denkweise, die phänomenologisch-künstlerisch die organisch-rhythmischen Prozesse aufzuklären vermag.

Abstract: John Ruskin (1819-1900), one of the most influential figures of the Victorian age, began his literary career as a geologist, soon gained reputation as an art critic, and is nowadays perhaps best known as a radical social reformer and renowned early environmentalist who strongly questioned the established scientific methodology of his time. Ruskin's vast scope of activities were f1rmly founded on his belief that analogous morphological laws underlie the natural appearances, reign over the great manifestations of Mediaeval art, and co-determine the production of gifted artists. These laws do not conform to the formal perfection of mechanistic devices; rather they represent an organic-dynamic, "imperfect" type of regularity. If an architect gives general instructions to his workers and allows them to introduce (modest) designs of their own, the resulting building (e.g. a cathedral) will probably be "imperfect", yet have acquired true nobility because the workmen themselves acted as thinking, inventive individuals, not as mere "slaves". This deference to the dignity of every living being not only gave rise to Ruskin's environmental concern, in view of increasing pollution and degradation, but also led him to urge for radical social reforms which were always destined to foster the dignity of the individual and to promote the harmonious development of all his faculties. Ruskin himself struggled to live up to his ideals. He spent generously on various educational schemes, and convinced that a new scientific approach was badly needed in order to achieve a real insight into the characters of living beings, and thus encourage the efforts to save w hat still is left of Nature's beauty-thrived to delineate certain elements of such a "new methodology" which was to remain phenomenological, thereby including criteria of analogy, and to endorse a sense for beauty.

 

Markus Müller und Andreas Müller: Das Phänomen der Zeitgleichung (p. 89-134)


Zusammenfassung: Der scheinbare Lauf der Sonne ist nicht gleichförmig, und die Länge eines Sonnentages variiert während eines Jahres. Die daraus resultierende Differenz zwischen wahrer Ortszeit (Sonnenzeit) und mittlerer Ortszeit nennt man Zeitgleichung. Sie ist auf zwei bekannte Eigenschaften unseres Sonnensystems zurückzuführen: Erstens schwankt die Winkelgeschwindigkeit der Erde bezüglich der Sonne mit der Periode von einem Jahr. Andererseits ist die Ebene der Erdumlaufbahn gegenüber der Äquatorebene geneigt. Daher muss die Relativbewegung von Sonne und Erde auf die Äquatorebene projiziert werden, bevor sie in die Zeitmessung einbezogen werden kann. Der mathematische Ausdruck, der den Projektionsfaktor für Winkelgeschwindigkeiten auf der Ekliptik beschreibt, ist eine sinusähnliche Funktion mit zwei Perioden pro Jahr. Aus beiden Faktoren kann die Zeitgleichung berechnet werden. Die Differenz der Extremwerte, die die Zeitgleichung annimmt, beträgt ungefähr eine halbe Stunde. Die Abhängigkeit der Zeitgleichung von ihren Parametern wird nach der Herleitung einer allgemeinen Formel untersucht. Zur Veranschaulichung der oben genannten Ursachen haben wir ein Modell gebaut, das sowohl die elliptische Umlaufbahn der Erde als auch die ändernde Winkelgeschwindigkeit und die Neigung der Erdachse berücksichtigt.

Abstract: The apparent solar motion is not uniform and the length of a solar day is not constant throughout a year. The difference between apparent solar time and mean (regular) solar time is called the equation of time. Two well-known features of our solar system lie at the basis of the periodic irregularities in the solar motion: The angular velocity of the earth relative to the sun varies periodically in the course of a year. The plane of the orbit of the earth is inclined with respect to the equatorial plane. Therefore, the angular velocity of the relative motion has to be projected from the ecliptic onto the equatorial plane before incorporating it into the measurement of time. The mathematical expression of the projection factor for ecliptic angular velocities yields an oscillating function with two periods per year. From both results the equation of time is obtained. The difference between the extreme values of the equation of time is about half an hour. The response of the equation of time to a variation of its key parameters is analyzed. In order to visualize factors contributing to the equation of time a model has been constructed which accounts for the elliptical orbit of the earth, the periodical changing angular velocity, and the inclined axis of the earth.

 

Gianni Mazzucchelli: Der Sonnenkalender von Rothenfluh (p. 135-136)


ohne Zusammenfassung oder Abstract

 

Radolf von Salis: Die wahre Ortszeit prägt die Natur (p. 137-138)


ohne Zusammenfassung oder Abstract

 

Werner Zimmerli: Chemische Untersuchungen am Rhein (p. 139-166)


Zusammenfassung: Anhand von 17 chemischen und physikalischen Parametern wurde in den Jahren 1989/90 und 1993/94 an je 56 Messstellen von der Quelle des Rheins bis Basel Wasser analysiert. Von 19 grösseren Zuflüssen wurde jeweils vor der Einmündung, bei der Einmündung selbst und nach der Einmündung Wasser entnommen. Die Daten wurden mit früheren Messungen, so weit sie zur Verfügung standen, verglichen. Erfreulich ist, dass in der Messperiode 1993/94 doch einige Parameter wie Sulfat, Nitrat oder Nitrit gegenüber 1989/90 tiefere Werte aufweisen. Chlorid, BSB5 und CSB steigen deutlich an. Die Temperatur hat sich um 1°C erhöht. Der schmutzigste Fluss von 1989/90, die Glatt, ist 1993/94 von Ergolz und Sissle übertroffen worden. Aare und Wiese weisen ebenfalls wesentlich höhere Werte auf. Die Gesamtbelastung des Rheins hat sich während der Messperiode nicht verändert. Die eigentliche Grenze von notwendiger und schädlicher chemischer Belastung konnte nicht eindeutig erfasst werden. Das Rheinwasser hat bezüglich dieser Belastung die obere Grenze erreicht, die einer optimalen Entwicklung der Lebewesen in ihm gesetzt ist.

Abstract: Based on 17 chemical and physical parameters, water was analysed from the years 1889/90 and 1993/94 at 56 locations from the source of the Rhine to Basel. A probe of water was taken from 19 major tributaries, immediately before, directly at, and after the tributary. The data were compared with former measurements, as far as possible. Fortunately, during the measurement period in 1993/94 some parameters such as sulfate, nitrate, nitrite were lower compared to those in 1989/90. Chloride, BSB5 and CSB increased pronouncedly. The temperature also increased by 1°C. While the Glatt was the most polluted river in 1989/90, the Ergolz and Sissle were then the most polluted in 1993/94. The Aare and Wiese showed higher value in 1993/94 than in 1989/90. The overall load of the Rhine between the measurements periods did not change. The actual borderline of the natural, unavoidable and the harmful chemical load could not be unequivocally defined. The Rhine water has reached the upper limit for an optimal development of fauna and flora with regard to chemical burden.